Auf der Schulbank
Es geht in der Schule weniger darum, den Einzelnen in seinen Talenten, Neigungen und Interessen speziell zu fördern. Daher ist die Erinnerung an Lernen oft mit einem Eindruck von nicht zielführenden Anstrengungen verbunden. Dieses Gefühl wirkt lange nach, obwohl sich das Lernen während der Schule vom Lernen im Erwachsenenleben fundamental unterscheidet. Die Schule hatte schließlich die Aufgabe, eine möglichst breite Basis zu schaffen und Überblickswissen zu vermitteln, um die Basis für eine spätere berufliche Diversifizierung zu schaffen.
Lernen im Erwachsenenleben
Im Erwachsenenleben hat man bereits eine Richtung eingeschlagen (und viele andere für sich persönlich ausgeschlossen). Damit einher geht, dass man nur noch selten Themen begegnet, die einen so ganz und gar nicht interessieren. Aus dem Lernen in der Praxis oder mit Bezug auf die Praxis entstehen Freude, Motivation, ein Gefühl von „Vorwärtskommen“ und Sinn – und im besten Fall eine Erleichterung bei der Erledigung täglicher Aufgaben. Aus sozialer Sicht ist es schön, wenn Erfahrungsaustausch und kollegiale Vernetzung dazukommen.
Fragmentierung des Lebens
Anders als früher ist es heute auch nicht mehr gängige Praxis, dass man nach der Wahl eines Berufs und der Zeit der Ausbildung quasi sein ganzes Leben mit der gleichen Tätigkeit verbringt. Die Fragmentierung der Lebensverläufe hat dazu geführt, dass man in mehreren Abschnitten arbeitet, sich neu orientiert, eine Weiterbildung macht, Elternzeit oder ein Sabbatical nimmt oder sich vielleicht auch völlig neu orientiert.
So geschieht es, dass man immer mal wieder zum „Anfänger“ wird und neu lernen muss: Lernen wird zur Daueraufgabe und gleichzeitig sammelt man im Laufe der Zeit eine breite Wissensbasis und viel Erfahrung aus ganz unterschiedlichen Arbeitssituationen. So ein buntes Mosaik war früher die Ausnahme und wird zunehmend zur Regel. Und verändert die berufliche Weiterbildung.
Lernanlässe früher und heute
Die Entwicklung auf allen technischen Gebieten beschleunigt sich zunehmend und Begriffe, wie Digitalisierung und Industrie 4.0, sind die Trendthemen unserer Zeit – einen sinnvollen Betrieb unter Pandemie-Bedingungen aufrechtzuerhalten, ist als weitere Herausforderung für quasi alle Wirtschaftszweige dazugekommen. Was passiert in unserer Welt, die es für uns nötig macht, sich „mitzubewegen“?
#1: Digitalisierung
Über Digitalisierung ist quasi schon alles – und gleichzeitig wenig Allgemeingültiges – gesagt worden. Es hat sich inzwischen schon herumgesprochen, dass Digitalisierung nicht bedeutet, dass jetzt alles per E-Mail verschickt wird oder jedes Dokument eingescannt wird. Junge (digitale) Start Ups machen uns vor, wie man aus digitalen Ressourcen schöpfen und aus der Verwendung, Aufbereitung und Bereitstellung von Daten einen Mehrwert generieren kann, der außer der technischen Infrastruktur kaum dingliche Voraussetzungen hat.
#2: Interdisziplinäre Zusammenarbeit
Die Digitalisierung hat es mit sich gebracht, dass Wege kürzer geworden sind und immer mehr Themen und Projekte an Schnittstellen zwischen zwei Disziplinen stattfinden. Es ist zunehmend wichtiger, die „Nachbardisziplinen“ mit zudenken und in Projekten darauf zu achten, wie sich das eigene Handeln auf andere Prozessbeteiligte auswirkt. Dabei kann ein Grundverständnis der anderen Bereiche, ihrer Zuständigkeiten, Ziele, Ressourcen und sogar ihrer Sprache, hilfreich sein, um Missverständnisse zu vermeiden und gemeinsame Ziele und Übergabepunkte zu schärfen.
Drohender Wissensverlust und Dauerwandel
#3: Demografische Entwicklung
Der große „Demografie-Aufschrei“ ist schon einige Jahre her und derzeit scheinen sich andere Probleme in den Vordergrund zu schieben. Dennoch ist die drohende Verrentung der so genannten Babyboomer-Generation insofern eine akute Gefahr, als mit dieser zahlenmäßig enorm großen Gruppe sehr viel wertvolles Erfahrungswissen unsere Arbeitsumgebungen verlassen wird. Hier gilt es, rechtzeitig über Formate von Wissenstransfer und zum Beispiel generationengemischte Tandems nachzudenken – denn der wertvolle Erfahrungsschatz eines Arbeitslebens ist nicht schnell in zwei Stunden an den/die nächste/n Stelleninhaber/in übergeben.
#4: Dauer-Change
Der Spruch, dass nichts so beständig sei wie der Wandel, ist mittlerweile fast überall zu finden. Und so einfach es klingt, so anspruchsvoll ist es, in Phasen ständiger Veränderung auch Stabilität zu erzeugen. In einer Begeisterung für die Auflösung von Strukturen wird oft übersehen, dass eine Veränderung und immer kürzere Gültigkeitsphasen von Regeln zu Handlungsunfähigkeit führen – und so entsteht ein Ergebnis, das man mit dem Anstoßen der Veränderung auf jeden Fall nicht erreichen wollte. Das Abwägen zwischen Dingen, die unbedingt verändert werden müssen und dem Beibehalten stabiler und zuverlässiger Absprachen und Regeln ist hier die Königsdisziplin.