Arbeitsmarkt: Industrie 4.0 könnte mehr Jobs bringen als vermutet

Die Digitalisierung der Arbeitswelt ist für produzierende Unternehmen unter dem Schlagwort Industrie 4.0 bekannt. Damit verbunden sind Ängste der Arbeitnehmer: Roboter könnten einfache Tätigkeiten ersetzen. Doch eine Studie zeigt, dass wesentlich mehr neue Jobs entstehen könnten.

Insgesamt 390.000 neue Arbeitsplätze könnten durch den Trend hin zur Industrie 4.0 in den kommenden zehn Jahren entstehen, heißt es in einer Studie der Boston Consulting Group (BCG). „Die menschenleere Fabrik wird es nicht geben“, sagt Studienautor Michael Rüßmann der Deutschen Presse-Agentur. „Es wird erstens weiter auch Arbeiter geben, die gemeinsam mit Robotern arbeiten. Zweitens werden Arbeitsplätze in der Fertigung IT-lastiger, das heißt, es entstehen andere Arten von Arbeitsplätzen.“ Einfache manuelle Jobs in der Fertigung und Fabriklogistik - wie Gabelstaplerfahrer - könnten aber wegfallen, räumte Rüßmann ein.

Herausforderung für die Personalentwicklung

Mit dem Schlagwort „Industrie 4.0“ ist der wachsende Einsatz von Software und Robotern in Fabriken gemeint. Mit Hilfe von Barcodes auf Bauteilen und der Kommunikation zwischen den Maschinen soll die Produktivität gesteigert und individuelle Fertigung möglich werden.

Gewerkschaften wie die IG Metall mahnen bereits, dass Beschäftigte künftig gezielt ausgebildet und qualifiziert werden müssen. Beschäftigte bräuchten unabhängig von ihrem Arbeitsplatz die Chance, sich umzuorientieren, sagte IG-Metall-Vize Jörg Hofmann jüngst in einem Interview. Eine gewaltige Aufgabe. Denn allein im deutschen Maschinenbau arbeiteten zuletzt rund eine Million Menschen. In der gesamten Metall- und Elektroindustrie sind es 3,7 Millionen. Wie viel in die Weiterbildung gesteckt werden müsste, beziffern die Studienautoren von BCG allerdings nicht. Insgesamt gehen die Autoren von einem Investitionsbedarf von 250 Milliarden Euro bis 2025 aus.

Große finanzielle Erwartungen

Im Gegenzug wird der Wandel nach der Prognose der Experten in den kommenden zehn Jahren etwa 30 Milliarden Euro zum Bruttoinlandsprodukt beitragen. „Das Wachstum wird zum einen von intelligenteren, Industrie 4.0 unterstützenden Produkten im Maschinenbau herrühren“», sagt Rüßmann. „Zum anderen wird mit Industrie 4.0 die Fertigung individueller Produkte möglich und damit eine bessere Bedienung der Nachfrage insgesamt und in Nischen.“ Die volle Umsetzung dieses Wandels wird nach Einschätzung der Experten aber noch 20 Jahren dauern.

Hinweis: Welche Auswirkungen Industrie 4.0 konkret für die Personalarbeit hat, lesen Sie im Personalmagazin, Ausgabe 12/2014, unter der Überschrift "Auf vier geht’s los". Tablet-Nutzer können die Ausgabe hier direkt herunterladen und lesen.


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