Flüchtlinge: jung, männlich, gut gebildet – oder?
Deutsche Unternehmen hoffen durch die Zuwanderung von Flüchtlingen lange vakante Fachkräftestellen endlich besetzen zu können. Eine aktuelle Prognose, die die Tagesschau gestern vorstellte, scheint diese Hoffnungen zu befeuern: Laut dem Bericht, der sich auf Zahlen des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge BAMF stützt, ist nämlich ein Großteil der – meist aus Syrien (23 Prozent), Albanien (16 Prozent) und dem Kosovo (13 Prozent) stammenden – Flüchtlinge gut oder sehr gut gebildet.
Fest steht: Die meisten Flüchtlinge sind jung und männlich
Demnach verfügen 13 Prozent der Flüchtlinge über einen Hochschulabschluss, 17,5, Prozent weisen einen Gymasialabschluss als höchsten Bildungsabschluss auf. Weitere 30 Prozent hätten ihre Ausbildung mit einem Mittelschulabschluss beendet.
Nur ein knappes Drittel hat den Zahlen zufolge keinen hohen oder mittleren Bildungsabschluss: Ein Viertel kann demnach nur Grundschulbildung aufweisen, acht Prozent gar keine Schulbildung.
Über die Hälfte der rund 218.221 Asylsuchenden, die Deutschland seit Ende Juli aufgenommen hat, sind dem Bericht zufolge unter 30 – nämlich insgesamt 141.574 Personen, von denen die große Mehrheit (80 Prozent) männlich sind.
Und noch ein weiteres Detail verrät der Tagesschau-Bericht: 47 Prozent der seit Ende Juli in Deutschland Angekommenen hätten vor ihrer Flucht einen guten Lebensstandard gehabt.
BAMF: Vor allem Syrer sind gut gebildet
Die Zahlen beruhen auf einer nicht repräsentativen Befragung von 100.000 Flüchtlingen. Betrachtet man nur jene Flüchtlinge, die aus Syrien stammen, kristallisiert sich ein noch höherer Bildungsstand heraus: Von ihnen haben laut dem Bericht je ein Viertel einen Hochschul- beziehungsweise Gymnasialabschluss und fast ebenso viele (23 Prozent) die Mittelschule besucht. 17 Prozent können nur einen Grundschulabschluss und nur drei Prozent gar keinen Bildungsabschluss vorweisen.
Das spiegelt sich auch in den Lebensumständen vor der Flucht wider: Ganze 62 Prozent der Syrer geben an, früher einen guten Lebensstandard genossen zu haben.
IW wirbt für Berufsausbildung für Flüchtlinge
Die Statistiker vom Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) warnen jedoch vor übereilten Schlüssen: Es sei derzeit nämlich kaum abzuschätzen, über welche Bildungsabschlüsse die ankommenden Asylbewerber verfügen, heißt es in einer IW-Meldung vom 10. September.
Aufgrund des sehr jungen Durchschnittsalters der Ankommenden gehen die Statistiker vom IW aber davon aus, dass viele ihren Bildungsweg im Heimatland noch nicht abgeschlossen hätten.
Sie sehen dies als Chance für die deutsche Wirtschaft: Unternehmen sollten sich verstärkt um Flüchtlinge bemühen und ihnen eine berufliche Ausbildung in Deutschland ermöglichen, so der Appell des IW.
Die Autoren nehmen auch die Politik in die Pflicht: Sie müsse den Migranten den Weg auf den Arbeitsmarkt deutlich erleichtern.
Die Angst, dass junge Inländer durch die Ausbildung von jungen Flüchtlingen das Nachsehen haben könnten, sei völlig unbegründet: Im Ausbildungsjahr 2013/2014 seien rund 37.000 Ausbildungsplätze unbesetzt geblieben, so die IW-Statistiker mit Hinweis auf den Berufsbildungsbericht der Regierung, der im April vorgestellt wurde.
IAB spricht von "Polarisierung der Qualifikationsstruktur"
Längerfristige Beobachtungen scheinen die Einschätzung des IW zu bestätigen. In einem Bericht des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) von Mitte August heißt es etwa: "Obwohl auch viele Asylbewerber hohe Bildungsabschlüsse besitzen, ist der Anteil ohne abgeschlossene Berufsausbildung sehr hoch."
Da die mittleren Qualifikationen kaum vertreten seien, spricht das IAB von einer "Polarisierung der Qualifikationsstruktur".
Die Statistik des IAW beruht auf Zahlen aus den Jahren 2013 und 2014 – im Gegensatz zur aktuellen BAMF-Erhebung, für die gerade angekommene Flüchtlinge befragt wurden.
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