Azubirückgang im Mittelstand erwartet
Zu Beginn des Ausbildungsjahrs suchen Betriebe bundesweit noch insgesamt 172.224 Auszubildende für unbesetzte Lehrstellen. Dies belegen Zahlen der Bundesagentur für Arbeit (BA), die Mitte August veröffentlicht wurden. Die meisten noch freien Ausbildungsplätze gibt es demnach für Kaufleute im Einzelhandel (12.836), Verkäufer (11.394), Köche (6.187) und Bürokaufleute (5.347).
Auch die Zahl der unversorgten Bewerber hat die BA Mitte August vermeldet: Noch 148.555 junge Menschen suchten zu diesem Zeitpunkt nach einem Ausbildungsplatz.
Mittelstand hat sich bislang gut gegen Azubimangel behauptet
Bislang konnten sich mittelständische Firmen offenbar noch verhältnismäßig gut gegen den Azubimangel behaupten: In den vergangenen fünf Jahren gelang es kleinen und mittleren Firmen, die Zahl der Nachwuchskräfte bei etwa 1,2 Millionen konstant zu halten, teilte die KFW Bankengruppe anlässlich des Beginns des neuen Ausbildungsjahrs am 1. September mit.
Die aktuellen Zahlen der staatseigenen Förderbank in Deutschland legen allerdings nahe, dass nun auch im Mittelstand mit einem leichten Rückgang der Azubis im Mittelstand zu rechnen ist.
Insgesamt sank der KFW-Analyse zufolge die Zahl der Azubis von einst 1,61 Millionen im Jahr 2008 auf 1,34 Millionen im vergangenen Jahr.
Neun von zehn Azubis werden im Mittelstand ausgebildet
Als Gründe dafür bestätigen die Ökonomen, was die Autoren anderer Studien zum Thema "Ausbildung" ebenfalls als ursächlich für den Azubi-Mangel ausgemacht hatten: Es gibt immer weniger Schulabgänger und immer mehr Schulabgänger entscheiden sich statt für eine Ausbildung für ein Studium.
Zuletzt absolvierten der KFW zufolge neun von zehn Schulabgänger ihre Berufsausbildung bei einem mittelständischen Unternehmen. "Die Ausbildungstätigkeit verlagert sich immer weiter in den Mittelstand", kommentierte KFW-Chefvolkswirt Jörg Zeuner. Bei kleinen und mittleren Firmen arbeiten laut KFW gut zwei Drittel aller Beschäftigten bundesweit, mittlerweile aber fast 90 Prozent der Lehrlinge.
Vor allem die großen Mittelständler mit 50 oder mehr Beschäftigten tragen der KFW zufolge am meisten zur Berufsausbildung bei: Fast die Hälfte der 1,2 Millionen Azubis steht dort unter Vertrag.
Kleine Betriebe im Handwerk bilden gerne aus
Die KFW-Umfrage gibt auch Aufschluss darüber, wie Betriebsgröße und Ausbildungstätigkeit zusammenhängen. Demnach gilt: Je kleiner ein Betrieb ist, desto seltener habe er Lehrlinge.
Ausnahme sei das Handwerk: Die vielen kleinen Betriebe seien weit überdurchschnittlich ausbildungsaktiv, so die Studienautoren.
Um dem drohenden Mangel entgegenzuwirken, regt die KFW an, berufsvorbereitende Maßnahmen auszubauen, um die Chancen junger Flüchtlinge ohne Ausbildungsplatz zu verbessern. "Die Integration von Flüchtlingen zählt aktuell zu den zentralen Herausforderungen des Berufsbildungssystems in Deutschland", sagte Zeuner.
Über die Studie
Die Zahlen stammen aus einer Vorabauswertung des "Mittelstandspanels 2016", für das die KFW rund 15.000 Firmen zu verschiedenen Themen befragt hat. Die kompletten Ergebnisse sollen im Oktober dieses Jahrs veröffentlicht werden.
Zum Mittelstand zählt die staatseigene Förderbank Unternehmen in Deutschland mit einem Jahresumsatz von nicht mehr als 500 Millionen Euro.
Zum Weiterlesen: Mehr dazu, wie Flüchtlinge und Jugendliche mit Handicap besser in die betriebliche Ausbildung integriert werden können, lesen Sie in Ausgabe 08/2016 des Personalmagazins (hier können Sie die Ausgabe als App downloaden). Dort finden Sie die folgenden Beiträge:
- Vielfalt statt Einfalt: Wie sich Jugendliche mit Förderbedarf in die Ausbildung integrieren lassen
- Integrative Diagnostik: Wie Sie die Potenziale künftiger Azubis ohne formale Qualifikationsnachweise erkennen
- Inklusive Einblicke: Wie die Ausbildung von Jugendlichen mit Handicap gelingt
- "Filialleiter trotz Lernschwäche": Ein Bildungsexperte erklärt, wie man Hauptschüler mit schlechtem Abschlus als Azubis fördern kann
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