Warum Change Management in Deutschland (nicht) funktioniert

Change-Management-Projekte sind in 77 Prozent der Fälle nicht erfolgreich. So lautet das zentrale Ergebnis der "Change-Fitness-Studie 2018" von Mutaree. Über die Ursachen lässt sich streiten - dem Korn-Ferry-Branchenvergleich zufolge sind Manager in Deutschland gut auf Veränderungsprozesse vorbereitet.

Drei Viertel aller Change-Projekte bleiben ohne Erfolg, nur 23 Prozent der Unternehmen sind mit ihren Projekten erfolgreich. Zu diesem Schluss kommt die "Change-Fitness-Studie 2018", die von der Mutaree GmbH in Kooperation mit dem Fachverband Change Management des BDU unter Leitung von Professor Sonja Sackmann von der Universität der Bundeswehr durchgeführt wurde. Befragt haben sie 368 Personen aus dem mittleren und aus dem Top-Management. 

Zum Vergleich: 2014 bewerteten sogar nur 19 Prozent der Befragten ihre Change-Projekte als erfolgreich.

Schlechte Bewertung der Change-Fitness deutscher Unternehmen

Der aktuellen Studie zufolge sind Unternehmen in Deutschland grundsätzlich nicht besonders gut auf Change-Projekte vorbereitet. Auf einer Skala von eins bis zehn wurde die Change-Fitness gemessen, wobei die Studie nur vier Prozent der Unternehmen als change-fit (neun oder zehn Punkte) bewertet.  

Gute Bewertung der Veränderungsbereitschaft von deutschen Führungskräften

Diesem negativen Bild steht jedoch das Ergebnis einer weiteren Studie entgegen. Der Branchenvergleich von Korn Ferry vergleicht Agilitätswerte von Führungskräften weltweit. Dafür wurden auch in Deutschland 1.123 Führungskräfte befragt und in fünf Kategorien dazu bewertet, wie stark sie als Person auf Agilität vorbereitet sind. 

Gerade in Bezug auf die Veränderungsfähigkeit kommt diese Studie zu einem positiven Ergebnis: "Es ist eine Mär, dass deutsche Führungskräfte, insbesondere im mittleren Management, nicht veränderungsfähig oder -willig sind", sagt Mathias Kesting, Senior Client Partner bei Korn Ferry, "In keiner Agilitätskategorie schneiden die Teilnehmer so gut ab." Somit würden Deutsche Manager beweisen, dass sie sich mit Veränderung wohlfühlten und Change-Prozesse vorantreiben würden.

Pharma-Branche besonders gut auf Change-Projekte vorbereitet

Auf einer Skala von eins bis 100 erreichen im Bereich Veränderungsfähigkeit die Manager aus der Pharma-industrie (75), Technologie-Branche (74) und aus dem Handel (73) überdurchschnittlich hohe Agilitätswerte. Die Automobilbranche hingegen schafft es nur auf 53 Punkte und bildet damit das Schlusslicht. Auch in den anderen Bereichen, die von der Studie erfasst werden, schneiden Manager aus der Pharma- und Tech-industrie sowie aus dem Handel verhältnismäßig gut ab. 

Im Umgang mit Menschen hingegen sticht die Konsumgüterindustrie besonders hervor. Die Führungskräfte der Automobilbranche erreichen auch in anderen Kategorien eher unterdurchschnittliche Werte.

Gründe für negative Erfolgsquoten von Change-Management

Wenn die Manager selbst gut auf Veränderungen eingestellt sind, wie die Korn-Ferry-Untersuchung zeigt, stellt sich umso mehr die Frage, wieso immer noch 77 Prozent der Change-Projekte erfolglos bleiben.

Der Mutaree-Studie zufolge benennen immerhin 17 Prozent der Befragten Ursachen im Management als Grund für das Scheitern von Change-Projekten. Weit häufiger werden jedoch strukturelle Ursachen genannt: 55 Prozent glauben, dass die Führungsprozesse nicht für Change-Management geeignet sind. 52 Prozent sehen parallel laufende Change-Projekte als Ursache für die geringe Change-Fitness. 49 Prozent denken, dass die Strukturen im Allgemeinen für Change-Projekte nicht ausgerichtet sind. Ganze 57 Prozent bemängeln, dass keine geeigneten Systeme zur Umsetzung von Change-Projekten vorhanden sind.

Neben diesen harten Faktoren fehle es aber auch an Knowhow: "In erster Linie sind es die Menschen, die Veränderungserfolge gestalten und weniger Strukturen, Prozesse oder Systeme", interpretiert Claudia Schmidt, Geschäftsführerin der Mutaree GmbH, die Studienergebnisse. Die Change-Fitness der Menschen sei ein Schlüssel zum Erfolg und Organisationen sollten ein deutlich stärkeres Augenmerk auf diese persönlichen Kompetenzen legen, so Schmidt weiter. Laut Befragung bemängeln 62 Prozent der Unternehmen, dass ein adäquat ausgebildetes Change-Management-Team fehle und nur 53 Prozent halten das Know-how in ihrem Unternehmen für ausreichend.

Change-Management: Lösungsvorschläge für höheren Erfolg

Die Studienautoren von Mutaree haben auch untersucht, unter welchen Umständen Unternehmen mit ihren Change-Projekten erfolgreich sind. Aus dieser Untersuchung werden folgende Lösungsansätze abgeleitet, die zu einer erhöhten Erfolgsquote von Change-Projekten beitragen können:

  • Starke Fokussierung auf wenige, Projekte, die strategisch besonders relevant sind
  • Klare Kommunikation über Risiken und Konsequenzen bei Nicht-Erreichung
  • Ausrichten der Kommunikation auf Dialog
  • Einbinden externer Experten
  • Hohe Investition in Commitment der Führungskräfte
  • Konstruktive Fehlerkultur und Berücksichtigung der zentralen Rolle von Lernprozessen


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