Chefs aus der Praxis sind erfolgreicher

Nicht nur in der Formel 1, sondern auch in anderen Branchen sind Führungskräfte mit starkem Praxisbezug häufig die erfolgreicheren Manager. Das geht aus einer aktuellen Studie hervor, die das Bonner Institut zur Zukunft der Arbeit (IZA) veröffentlicht hat.

In der Geschichte der Formel 1 schafften es Teams, die von Ingenieuren oder Managern geleitet werden, nur halb so oft aufs Siegertreppchen wie ihre von Ex-Fahrern oder Mechanikern angeführte Konkurrenz. Positiv daran: Diese Erkenntnisse gelten längst nicht nur im Motorsport, haben die IZA-Forscherin Amanda Goodall und ihre Kollegin Ganna Pogrebna von der Universität Sheffield in einer Untersuchung herausgefunden. Für die Studie werteten die Wissenschaftlerinnen sämtliche Rennen der vergangenen 60 Jahre aus. Rund 18.000 Starts flossen in die Analyse ein. Für jeden Rennstall ermittelten die Autorinnen den beruflichen Hintergrund der Teamchefs. Ihr Fazit: In der Gesamtbilanz waren die von ehemaligen Akteuren aus der Boxengasse angeführten Teams mit Abstand am erfolgreichsten – am größten war der Effekt bei Ex-Fahrern.

"Ehemalige Profi-Rennfahrer wie Jean Todt werden fast immer auch erfolgreiche Teamchefs – unabhängig von den finanziellen Möglichkeiten des Rennstalls", sagt Goodall. Der langjährige Ferrari-Teamchef ist für sie der Inbegriff eines "Expert Leaders" – eines Praktikers, der das Kerngeschäft aus dem Effeff kennt und darüber hinaus die nötigen Führungsqualitäten besitzt.

Praktiker haben die Nase vorn

Wie in vielen anderen Unternehmen kommt es auch im Milliardengeschäft Formel 1 einerseits auf technisches Know-how und Kenntnisse der betrieblichen Abläufe an, andererseits auf den richtigen "Riecher", auf taktisches Gespür und Intuition. Darüber hinaus glauben Goodall und Pogrebna, dass Chefs, die selbst "aus der Praxis" kommen, ihre Leute besser motivieren und Entscheidungen glaubwürdiger vermitteln können. Auch qualifiziertes Personal lasse sich leichter anwerben, wenn der Boss mit seiner erfolgreichen Karriere als Vorbild dient.

Management-Generalisten häufig falsche Wahl

"Es überrascht uns ganz und gar nicht, dass Newcomer wie Red Bull, mit Ex-Fahrer Christian Horner an der Spitze, oder das Team von Ex-Mechaniker Peter Sauber so erfolgreich sind", sagt Amanda Goodall. In einer früheren Studie hat Goodall bereits am Beispiel von US-Krankenhäusern gezeigt, dass Ärzte erfolgreicher wirtschaften als gelernte Manager. Dennoch setzten in den vergangenen Jahren viele Branchen verstärkt auf Management-Generalisten als Unternehmenslenker – laut IZA-Studie eine Fehlentwicklung.

Die beiden Ökonominnen wählten die Formel 1 als Anschauungsbeispiel, weil sich hier der Erfolg eindeutig messen lässt, die Teams gut vergleichbar sind – und weil aufgrund der geringen Teamgröße der Einfluss der Führungspersönlichkeit besonders stark zum Tragen kommt. Um die Aussagekraft zu steigern, berücksichtigt die Analyse unter anderem die finanzielle Ausstattung des Konstrukteurs, die Art der Rennstrecke sowie die Anzahl der Fahrzeuge pro Rennen.

Die Studie können Sie hier herunterladen.


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