Coaching-Markt: Keine Angst vor schwarzen Schafen

Bei der Coach-Auswahl ist Vorsicht geboten: Unter den seriösen Anbietern auf dem Markt tummeln sich schwarze Schafe. Die Ergebnisse einer Dissertation, über die die aktuelle Ausgabe der Wirtschaft + Weiterbildung berichtet, zeigen: Scharlatane gibt es – aber Personaler wappnen sich gegen sie.

Im Jahr 2006 sorgte der Organisationspsychologe Professor Stefan Kühl von der Universität Bielefeld für Unruhe in der Coaching-Szene: Er behauptete, der Coaching-Markt habe ein "Scharlatanerieproblem". In einem Interview mit der "Zeit" wies er auf eine fehlende Professionalisierung und fehlende Qualitätskriterien hin. Man erkenne das Scharlatanerieproblem daran, so Kühl, dass es innerhalb der Berufsgruppe der Coachs keine einheitliche Meinung darüber gebe, wer eigentlich ein Scharlatan sei.

Wie schätzen Coaching-Experten das Scharlatanerieproblem ein?

Der Diplom-Soziologe, Personalberater und Coach Christof Hirsch wollte herausfinden, wie Coaching-Experten das Scharlatanerieproblem auf dem deutschen Markt einschätzen. Für seine Dissertation aus dem Jahr 2012, deren Ergebnisse in der Ausgabe 07/08-2014 der Wirtschaft + Weiterbildung detailliert beschrieben werden, befragte Hirsch 25 Personaler in großen deutschen Unternehmen und 25 etablierte Coaching-Anbieter in persönlichen Interviews dazu. Alle Interviewten hatten viele Jahre lang mit der Auswahl von Business Coachs und mit der Durchführung von Coaching-Prozessen Erfahrung gesammelt.

Vorwiegend positives Feedback zu Coaching im Unternehmen

Hirsch wollte wissen, ob schlechte Erfahrungen mit Scharlatanen der Realität der Coaching-Experten entsprechen, oder ob sich die Entscheider in den Unternehmen, gerade weil ihnen die Gegebenheiten im deutschen Coaching bekannt sind, gut auf die Coaching-Anbieter vorbereitet haben. Das Ergebnis zeigt: Mit 76 Nennungen berichten die Entscheider mehrheitlich positiv über den Einsatz von Coaching-Maßnahmen in ihren Unternehmen. Mit 17 Nennungen gibt es deutlich weniger negatives Feedback dazu. In zehn Nennungen berichten Personaler weder positiv noch negativ über ihre Erfahrungen.

Die überwiegend positiven Erfahrungen der Personaler mit dem Coaching-Einsatz im Unternehmen wurden im Einzelnen mit folgenden Aussagen unterstrichen: "Es gibt eine nachhaltige Zufriedenheit" (17 Nennungen), "Das Ziel des Coachings wurde erreicht" (15 Nennungen), "Es gibt ein positives Feedback von den Coachees" (14 Nennungen), "Positive Verhaltensänderungen werden bei den Coachees beobachtet" (13 Nennungen), "Positive Erfahrungen hängen mit unserer professionellen Auswahl der Coachs zusammen" (acht Nennungen).

Personaler diskutieren die Existenz von Scharlatanen nicht weg

Soziologe Hirsch ging mit den positiven Ergebnisse kritisch um, denn: "Selbstverständlich versuchen sich Personaler in Interviews immer besonders gut darzustellen, sich und ihr Unternehmen in einem besonders guten Licht erscheinen zu lassen", heißt es in der Dissertation. Im Verlauf der Arbeit seien deshalb die Aussagekraft beziehungsweise die Gültigkeit der empirischen Daten überprüft worden.

Hirschs Fazit lautet: Beim Thema der Auswahl von Coaching-Anbietern versuchten die Personaler nicht, die Existenz von qualitativ fragwürdigen Anbietern wegzudiskutieren – immerhin gab es insgesamt 27 Nennungen, in denen die Coaching-Maßnahmen im Unternehmen nicht positiv bewertet wurden. Doch die Personaler zeigten sich souverän und abgesichert gegenüber den schwarzen Schafen.

Hinweis: Den kompletten Beitrag "Es gibt schwarze Schafe – aber das stört keinen" mit weiteren Ergebnissen aus der Studie lesen Sie in Ausgabe 07/08-2014 der Wirtschaft + Weiterbildung.


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