In der Produktion wie im Büro verschwinden in der digitalisierten Arbeitswelt vor allem einfache Routinetätigkeiten, während komplexere Arbeiten für höherqualifizierte Mitarbeiter zunehmen. Wo Produktion und Prozesse automatisch ablaufen und die Vernetzung der Unternehmen steigt, verändert sich das Verhältnis von Mensch und Maschine. Was automatisiert und digitalisiert werden kann, wird automatisiert und digitalisiert werden. Bleibt die Frage: Welche Kompetenzen sind nötig, um in einer digitalisierten Arbeitswelt bestehen zu können?
Digitale Kompetenzen noch wenig gefördert
Für den Großteil der Mitarbeiter sind laut IW-Personalpanel 2014 aus Sicht der Unternehmen folgende Kompetenzen in den Jahren bis 2025 von steigender Bedeutung:
- Kommunikations- und Kooperationsfähigkeit (83 Prozent)
- Planungs- und Organisationsfähigkeit (82 Prozent)
- berufliches und betriebliches Erfahrungswissen (71 Prozent)
- Online-Kompetenzen (75 Prozent)
- technisches Fachwissen (61 Prozent)
- IT-Fachwissen und Softwareprogrammierung (64 Prozent)
Während es Unternehmen mit Weiterbildungsmaßnahmen bereits gelingt, das Fachwissen der Mitarbeiter auf dem neuesten Stand zu halten, sieht es bei Maßnahmen zur Kommunikation und Persönlichkeitsentwicklung sowie Projektmanagement und Führung weniger gut aus. Selbst von den Unternehmen, die sich selbst zu den "Unternehmen 4.0" zählen, bieten nur 19 Prozent beziehungsweise acht Prozent Weiterbildung zu diesen Themen an.
Veränderungsbereitschaft besonders wichtig
Tatsächlich sind die vom Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) benannten Kompetenzen wichtige Voraussetzungen für Veränderungsbereitschaft und sicheres Handeln in unsicheren Zeiten, die bei Unternehmen ganz oben auf der Agenda der Entwicklungsziele beim Personal stehen. So gaben 78 Prozent der Befragten im "Hays HR-Report 2017" Veränderungsbereitschaft als Kompetenz an, die für eine digitalisierte Arbeitswelt gefordert sind, und jeweils 62 Prozent die Kompetenz mit Komplexität beziehungsweise mit Unsicherheit umzugehen.
Um Beschäftigte auf Veränderungen vorzubereiten, wie es 61 Prozent der für die Studie Befragten fordern, und die Eigenverantwortung des Einzelnen zu stärken (54 Prozent), braucht es Kommunikations- und Kooperationsfähigkeit ebenso wie Planungs- und Organisationsfähigkeit und Sicherheit im Umgang mit digitaler Technologie.
Kompetenzentwicklung per Blended Learning
Digitale Technologie nutzen immer mehr Unternehmen auch, um die Weiterbildung der Mitarbeiter zu gestalten. Laut kürzlich veröffentlichter Zahlen des Statistischen Bundesamtes setzen bereits 74 Prozent der Unternehmen in Deutschland neben klassischen Weiterbildungsformaten wie Präsenztrainings auch Formate wie Job-Rotation und E-Learning ein.
Als besonders erfolgversprechend gelten Maßnahmen zur Kompetenzentwicklung, die eine Kombination aus klassischen und vernetzten, digitalen Formaten darstellen. So ist zum Beispiel Blended Learning seit Jahren ein Erfolgsformat. Ursprünglich eine Kombination aus klassischem Präsenztraining und vor- oder nachgeschaltetem E-Learning, kommen bei aktuellen Konzepten Webinare ebenso zum Einsatz wie Learning Communities. Gleichzeitig ermöglichen es adaptive digitale Lernformate auf jeden Lerner individuell einzugehen. Diese Formate erlauben zugleich, den Lerntransfer besser zu kontrollieren und zielen auf Umsetzungs- und Prozessorientierung statt auf die reine Aneignung von Wissen. Mit Videos und anderen interaktiven digitalen Lernformaten lassen sich zudem auch Soft Skills trainieren. Darunter fallen zum Beispiel Kommunikationstrainings, die nötig werden, damit Mitarbeiter virtuell zielorientiert zusammenarbeiten können.
Digitale Lernformate fürs Lernen am Arbeitsplatz
Digitale Lernformate sind deshalb so attraktiv für Unternehmen, weil sie hoch skalierbar und zugleich äußerst flexibel sind. Mitarbeiter können jederzeit und an jedem Ort lernen – vorausgesetzt, sie sind mit Intranet und Internet verbunden und haben Zugriff auf die angebotenen Lerninhalte.
Viele Voraussetzungen für das selbstgesteuerte Lernen am Arbeitsplatz muss das Unternehmen schaffen. Auf der technischen Seite bedeutet das, Lernmöglichkeiten zu schaffen, die sowohl auf mobilen Endgeräten wie am Arbeitsplatz zugänglich sind und die bei Bedarf jederzeit zur Verfügung stehen. Auf Seiten der Führungskultur wird eine positive Fehlerkultur als förderlicher Bestandteil des Lernprozesses als ebenso wichtig eingeschätzt wie verlässliche Orientierungspunkte für die Beschäftigten, wie die Studie "Fit für den digitalen Wandel?" des Fraunhofer IAO ergeben hat.
Lebenslanges Lernen wird zur Notwendigkeit
Wichtig dabei: Die Mitarbeiter müssen wissen, dass Lernen am Arbeitsplatz gewollt und erwünscht ist und man ihnen zutraut, herausfordernde Aufgaben eigenständig lösen zu können. Im Gegenzug können und müssen sie mehr Eigenverantwortung für die eigene Weiterentwicklung übernehmen.
Die digitale Transformation ist keine Veränderung, die einmalig im Sinne eines Change-Projekts zu bewältigen ist. Der Wandel bleibt und schreitet weiter voran, die Forderung nach Lebenslangem Lernen, lange vor allem als theoretisches Konstrukt gehandelt, wird zu einer praktischen Notwendigkeit.
Mehr zum Thema "Digitalkompetenzen" erfahren Sie im " Hays HR-Report 2017". An dem aktuellen Report des Instituts für Beschäftigung und Employability (IBE) und der Hays AG beteiligten sich 591 Entscheider aus Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Viele Beratungen unterstützen Unternehmen aller Branchen in riesigen Projekten bei der "Digitalen Transformation". Der Erfolg hängt jedoch im Wesentlichen davon ab, ob die Unternehmenskultur schnell genug gewandelt und modernisiert werden kann, was wiederum davon abhängt, ob bei den agierenden Fach- und Führungskräften das notwendige digitale Mindset verfügbar bzw. noch erlernbar ist.
Bestimmt stellt sich einigen Lesern die Frage, wie bei Führungskräften die in Ihrem Artikel angesprochenen Kompetenzen gemessen bzw. weiterentwickelt werden können. Einen guten Einstieg bietet ein innovativer Online-Test, mit dem eine persönliche Standortbestimmung vorgenommen werden kann (Link redaktionell entfernt, bitte beachten Sie unsere Netiquette).
Mit dem Test kann zunächst eine "Bestandsaufnahme" der eigenen Führungsmannschaft durchgeführt werden, Potenzialträger können identifiziert werden und der mitgelieferte Ergebnisbericht gibt einen Ausblick auf die Weiterentwicklungsmöglichkeiten. Wenn tatsächlich 67 Prozent der Unternehmen mit ihren Digital-Leadership-Programmen unzufrieden sind, dann muss der Startschuss für sinnvolle Maßnahmen jetzt erfolgen, ansonsten fährt der Zug der Digitalisierung an diesen Unternehmen vorbei.
PS: Das ausgewählte Bild mit den zwei Anzug- und Krawattenträgern passt eher zu klassischen Beratern, aber nicht zum Kleidungsstil der erfolgreichen Digital Leader. ;-)