Ständige Erreichbarkeit wird zur Belastung
Die Studie zeigt, dass insbesondere Führungskräfte kaum noch die Chance haben, sich in ihrer Freizeit regelmäßig auszuklinken, weil die ständige Erreichbarkeit zwar nicht vertraglich geregelt, aber längst zu einem "Gewohnheitsrecht" der Unternehmen geworden ist. Demnach sind außerhalb der Dienstzeiten unter der Woche abends rund 90 Prozent von 1.000 befragten Führungskräften, am Wochenende rund 71 Prozent und im Urlaub 58 Prozent regelmäßig für ihr Unternehmen zu erreichen. Anders sehen ihre Situation nur fünf Prozent der Befragten, die nach eigenen Angaben außerhalb der Arbeitszeit gar nicht für ihr Unternehmen zu erreichen sind.
Unternehmen erwarten ständige Empfangsbereitschaft
Die Erreichbarkeit entspricht den Erwartungen der Unternehmen. So bestätigten 64 Prozent der Befragten die Aussage "Dass ich auch in meiner Freizeit erreichbar bin, wird von mir erwartet, ist aber nicht explizit abgesprochen". Und der Aussage "Das ist allein meine Entscheidung/selbstbestimmt" stimmten 51 Prozent zu. Nur 1,7 Prozent bezeichneten die Erreichbarkeit als "vertraglich geregelt", 2,2 Prozent stimmten der Aussage zu, „ist mit meinem Vorgesetzten vereinbart". Dazu passt, dass kaum ein Unternehmen wirklich Maßnahmen ergreift, um seinen Führungskräften geschützte Freizeit zu garantieren, denn nur in 1,9 Prozent der Unternehmen gibt es technische Vorkehrungen wie zum Beispiel die Unterdrückung der E-Mail-Zustellung nach 18 Uhr. Ganz im Gegenteil halten 81,7 Prozent gar keine derartigen Maßnahmen vor, nur sieben Prozent appellieren an die Vorgesetzten und zehn Prozent an ihre Mitarbeiter, ihre Erreichbarkeit einzuschränken.
Gesundheitliche Belastung steigt
Während die Erreichbarkeit auch flexibel machen kann, empfinden immer mehr Führungskräfte diese als Druck. Der Umfrage zufolge glauben mittlerweile zwei Drittel der befragten Führungskräfte an eine höhere gesundheitliche Belastung und eine große Mehrheit sehe die Gefahr, nicht mehr abschalten zu können. Als wirksame Gegenmaßnahmen favorisiert werden daher unternehmensinterne und betriebliche Regelungen von 42 Prozent oder Absprachen mit dem direkten Vorgesetzten von 24 Prozent. Einigkeit herrsche darüber, dass diese Regelungen dann für alle Mitarbeiter und Führungskräfte gelten sollten.
Der Berufsverband "Die Führungskräfte" (DFK) als Auftraggeber der Studie fordert als Fazit mehr Achtsamkeit im Umgang mit den digitalen Medien und eine Vorbildfunktion der Vorgesetzten und Führungskräfte. Die Studie zeige, dass Führungskräfte dies als einen wichtigen Faktor für die Gesunderhaltung am Arbeitsplatz sehen. "Eine Umsetzung in den Unternehmen kann aber nur funktionieren, wenn dies auch von den Vorgesetzten bis in die oberen Führungsetagen deutlich gemacht wird", so Sebastian Müller, Stellvertretender Hauptgeschäftsführer im DFK.
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