Gamification: Wer regelmäßig spielt, lernt besser

Lernspiele können in der Personalentwicklung helfen, Mitarbeitern Lerninhalte spielerisch zu vermitteln. Doch regelmäßiges Spielen kann offenbar auch ganz unabhängig von den Inhalten beim Lernen helfen, wie eine Studie zeigt. Die Wissenschaftler haben einen Erklärungsansatz.

Spielen macht Spaß – darauf setzen inzwischen schon viele Personalentwickler, um ihre Mitarbeiter beispielsweise zum Lernen zu motivieren. Doch Daddeln – sei es am Computer oder in einem analogen Spiel – kann erwiesener Weise viel mehr: So haben Forscher in der Vergangenheit schon zeigen können, dass Gaming menschliche Beziehungen, wie etwa die in Teams, stärken und sogar bei Krankheiten helfen kann.

Nun konnten Neuropsychologen der Ruhr-Universität Bochum einen weiteren Positiv-Effekt von Gaming belegen, der für die Personalentwicklung relevant ist: Regelmäßiges Spielen kann auch die Lernfähigkeit an sich steigern. Darüber berichten die Bochumer Wissenschaftler nun in der Fachzeitschrift "Behavioural Brain Research".

Gamer treten gegen Nicht-Spieler an

Für ihre Studie haben die Wissenschaftler Gamer – also Menschen, die jede Woche auf Computer oder Spielekonsole spielen – und andere Probanden, die nicht regelmäßig spielen, bei einer Lernaufgabe gegeneinander antreten lassen. Beide Gruppen absolvierten den sogenannten "Wettervorhersagetest", einen etablierten Test, der das Lernen von Wahrscheinlichkeiten erfasst. Gleichzeitig zeichneten die Forscher die Hirnaktivität der Probanden mit der Magnet-Resonanz-Tomografie auf.

Sabrina Schenk und Boris Suchan (c) RUB, Marquard

In jedem Testdurchgang bekamen die Teilnehmer eine Kombination aus drei Spielkarten gezeigt und sollten einschätzen, ob die Karten Regen oder Sonnenschein vorhersagen. Anschließend bekamen sie Feedback, ob ihre Antwort richtig war. Anhand des Feedbacks sollten sie mit der Zeit lernen, welche Symbolkombination für welche Wettervorhersage stand. Die Kombinationen waren dabei mit unterschiedlich hohen oder niedrigen Wahrscheinlichkeiten für Regen und Sonnenschein verknüpft. Nach Abschluss der Aufgabe füllten die Probanden einen Fragebogen aus, mit dem das erlernte Wissen über die Spielkarten und ihre Bedeutung abgefragt wurde.

Videospieler lernen besser

Beim Auswerten der Ergebnisse stellten die Forscher fest: Die Gamer waren beim Lernen signifikant besser als die Kontrollgruppe mit Nicht-Gamern. Die Spieler schnitten vor allem bei Spielkartenkombinationen mit hoher Unsicherheit gut ab – zum Beispiel, wenn eine Kombination in 60 Prozent der Fälle Regen und in 40 Prozent der Fälle Sonnenschein vorhersagte.

Die Analyse der Fragebögen ergab zudem, dass die Spieler mehr Einsicht über die Bedeutung der Karten gewonnen hatten. "Unsere Studie zeigt, dass Videospieler besser darin sind, Situationen schnell zu erfassen, neues Wissen zu generieren und Wissen zu kategorisieren – und das vor allem in Situationen mit hoher Unsicherheit", sagt Studien-Koautorin Sabrina Schenk.

Gamer haben ein aktiveres Lernzentrum

Darüber hinaus stellten die Wissenschaftler auch fest, dass die Gamer während des Tests eine höhere Aktivität im Hippocampus zeigten. Dieser Hirnbereich spielt eine entscheidende Rolle für das Lernen und Gedächtnis. "Wir glauben, dass Videospiele bestimmte Gehirnregionen wie den Hippocampus trainieren", so Schenk. "Das ist nicht nur für junge Leute spannend, sondern auch für Ältere; denn im Alter führen Veränderungen im Hippocampus dazu, dass die Gedächtnisleistung nachlässt." Die Wissenschaftler hoffen, dass man dies in Zukunft vielleicht mit Videospielen therapieren könnte.

Auch frühere Studien konnten zeigen, wie der menschliche Körper aufs Spielen reagiert: "Wenn das Spiel besser läuft als erwartet, schüttet unser Körper das Glückshormon Dopamin aus", heißt es dazu in einem Beitrag im Nachrichtenmagazin "Spiegel". "Das Hirn wächst, neue neuronale Verbindungen entstehen." Manche Computerspiele würden zudem das Abstraktionsvermögen und die Konzentrationsfähigkeit erhöhen. Die dafür zuständigen Regionen des Gehirns, der Frontallappen, der Parietallappen und das anteriore Cingulum, arbeiteten bei Männern und Frauen, die beispielsweise Egoshooter spielen, effektiver als bei Nichtspielern, heißt es im "Spiegel".

 

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