Weibliche Vorbilder ermutigen Frauen
"Deutsche Vorstandsetagen sind nach wie vor mehrheitlich männliche Monokulturen", mit diesen Worten kommentierte der EY-Geschäftsführungsvorsitzende Hubert Barth Anfang des Jahres die Ergebnisse einer EY-Studie zum Anteil weiblicher Vorstände in börsennotierten Unternehmen. Ergebnis: In den 160 untersuchten Dax-, M-Dax-, S-Dax- und Tec-Dax-Unternehmen standen 45 Frauen 630 männlichen Vorständen gegenüber – ein Frauenanteil von rund 7 Prozent.
Karriere-Ungleichgewicht: Nur drei von zehn Vorgesetzten sind Frauen
Seither hat sich trotz der politischen Bemühungen gerade in den großen deutschen Unternehmen wenig getan – mit einigen Ausnahmen; etwa den positiven Entwicklungen in den Aufsichtsräten der Dax-Unternehmen. Insgesamt zeigt der aktuelle Führungskräfte-Monitor des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung jedoch: Nur drei von zehn Vorgesetzten in Deutschland sind weiblich.
Weibliche Vorbilder als Motivationsquelle
Frauen bleiben in Führungspositionen also nach wie vor unterrepräsentiert. Ein Teufelskreis, wie es scheint. Denn weibliche Top-Manager haben auch eine Vorbildfunktion – etwa als Mentorinnen. Das wiederum belegt eine Untersuchung des Bonner Instituts zur Zukunft der Arbeit, die Sie hier nachlesen können. Mehr weibliche Vorbilder könnte die deutsche Wirtschaft jedoch auch aus anderen Gründen gut gebrauchen. Einen davon zeigt die aktuelle Studie von der Universität Mannheim: Erfolgreiche Frauen haben danach eine motivierende Wirkung auf ihre Geschlechtsgenossinnen.
Der Ausgangspunkt für das Forschungsprojekt war ein Phänomen, das bereits seit längerem aus der wissenschaftlichen Literatur bekannt ist. Danach sind Frauen im Vergleich zu Männern zögerlicher, wenn es darum geht, sich Wettbewerbssituationen zu stellen. Die Bedingungen dafür hat das Forscherteam aus Mannheim in einem Experiment erneut auf den Prüfstand gestellt.
Auch im Labor: Männer suchen häufiger den Wettbewerb
Für das von der Jackstädt-Stiftung unterstütze Experiment forderten die Wissenschaftler rund 500 US-amerikanische Frauen und Männer auf, so viele Kopfrechenaufgaben wie möglich zu lösen. Anschließend wollten die Forscher von den Probanden wissen, ob sie ausschließlich gemäß ihrer eigenen Leistungen bezahlt werden wollen, oder ob sie in einen Wettbewerb mit anderen Studienteilnehmern eintreten möchten. Dabei sollte nur der oder die Beste entlohnt werden.
Im Ergebnis entschieden sich auch in dieser Untersuchung signifikant mehr Männer als Frauen für die Teilnahme am Wettbewerb – obwohl es keine Unterschiede in der Anzahl richtig gelöster Rechenaufgaben gab. Soweit bestätigt die Studie also die bekannte Forschungslage.
Vorbildfunktion mit Motivationseffekt
Deutlich anders fiel das Ergebnis aber aus, wenn die Probandinnen vor ihrer Entscheidung ein weibliches Vorbild beobachten konnten: Hierzu führten die Forscher Videos von erfolgreichen Frauen aus verschiedenen Bereichen vor. Gezeigt wurden zum Beispiel die Tennisspielerin Serena Williams und die erfolgreiche Private-Equity-Managerin Nour Al Nuaimi. In den Videos schilderten diese Frauen ihre Erfolgserlebnisse und betonten, was es für ein gutes Gefühl sei, zu gewinnen. Nachdem die weiblichen Probanden die Videos sahen, entschieden sich weit mehr von ihnen für den Wettbewerb mit anderen.
Dieser Effekt trat hingegen nicht auf, wenn zuvor Videos von Männern gezeigt wurden – im Gegenteil. In einer Versuchsgruppe, die den Tennisspieler Roger Federer und den Unternehmer Mark Cuban zu sehen bekamen, entschieden sich deutlich weniger Frauen für den Wettbewerb. Bei den Männern blieb ein vergleichbarer Motivationseffekt in beiden Fällen aus.
Nur eine Variable in der Gleichung
Sind diese Studienergebnisse nun ein Argument für den Vorschlag, eine gesetzliche Quote für Frauen in Führungspositionen einzuführen? Studienleiterin Alexandra Niessen-Rünzi mahnt zur Vorsicht, denn der beobachtete Effekt sei nur ein Faktor unter vielen: "Aus rein ökonomischer Sicht ist die Quote keine gute Idee, weil sie bürokratische Kosten verursacht", gibt Niessen-Rünzi zu bedenken. Ihr Experiment zeige jedoch, dass auch positive Effekte eintreten können: durch die Quote würden in der Wirtschaft mehr weibliche Vorbilder verfügbar, die wiederum andere hochqualifizierte Frauen zu einem karriereorientieren Verhalten ermutigen könnten.
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Ein Versuchsaufbau, bei dem man sich zwischen einer (sicheren) individuellen, oder einer (unsicheren/riskanten) Belohnung entscheiden muss, die dem besten vorenthalten ist, misst ebenfalls (wenn nicht maßgeblich) die Risikopräferenz. Die richtige Interpretation der Ergebnisse lautet daher: Frauen ermutigen Frauen zu unsicheren/riskanten Entscheidungen. Ebenfalls bedenklich ist die Wahl von Tennisspielerin Serena Williams (und Roger Federer), die als "kompetitive Individualistin" wohl eher "männliche" Stereotype erfüllt. Ob es dieser Art in der Wirtschaft (mehr) bedarf und ob Frauen dahingehend weiblichen (oder männlichen) Vorbildern hinterher eifern sollten, ist m. E. diskussionsbedürftig.