Recruiting: Weibliche und männliche Eigenschaften Jobanzeigen

Frauen fühlen sich von Stellenanzeigen nicht angesprochen, wenn darin zu viele männliche Attribute genannt werden. Das haben vor kurzem gleich zwei Studien belegt. Eine Analyse von Jobanzeigen gibt für Recruiter nun zumindest etwas Entwarnung.

Eine Studie der Technischen Universität München belegt, dass Begriffe wie durchsetzungsstark, offensiv, analytisch oder zielstrebig Frauen deutlich seltener zu einer Bewerbung animieren als eher weiblich assoziierte Wörter wie engagiert, verantwortungsvoll, gewissenhaft und kontaktfreudig. Diese Tendenz bestätigten auch internationale Wissenschaftler der University of Waterloo und der Duke University.

Der Personaldienstleister Adecco hat nun analysiert, wie häufig die genannten Schlüsselbegriffe tatsächlich in Stellenanzeigen verwendet werden. Das Ergebnis: Eher männlich oder eher weiblich konnotierte Attribute werden fast gleich häufig eingesetzt. Das gilt auch für Berufsgruppen, die allgemein als Männerdomäne verstanden werden wie Ingenieur- und Vertriebsberufe. Basis der Auswertung sind mehr als 2,3 Millionen Stellenanzeigen, die von Mai 2013 bis April 2014 in 184 Printmedien und Online-Jobbörsen veröffentlicht wurden.

Männliche Begriffe nicht nur in Männerbranchen vorhanden

Insgesamt finden sich in etwa 303.000 dieser Stellenanzeigen einer oder mehrere der genannten vier männlich konnotierten Begriffe, bei den weiblich konnotierten Wörtern waren es rund 357.000 Anzeigen. Größere Unterschiede gab es beispielsweise in den Berufsgruppen IT, Management sowie im Einkauf und Consulting – hier überwiegen die als vornehmlich männlich verstandenen Begriffe deutlich. Die als überwiegend weiblich verstandenen Begriffe sind dagegen merklich häufiger als die männlichen in Jobanzeigen für die Berufsbereiche Gastgewerbe/Tourismus, Gesundheit/Soziales sowie Sekretariat/Verwaltung zu finden. Dies belegt also, dass die von vorneherein eher männlich geprägten Berufsbilder auch mit männlich konnotierten Eigenschaften beschrieben werden.

Doch es gibt Ausnahmen: Im Vertrieb wurden in den Stellenanzeigen weiblich assoziierte Eigenschaften häufiger genannt, obwohl Tätigkeiten im Sales-Bereich eher als Männerdomäne gelten. Ähnlich ist die Situation im Berufssegment Bauwesen/ Handwerk. Umgekehrt wurden bei Stellenausschreibungen im Bereich Marketing/PR/Werbung nicht deutlich aber etwas mehr männliche als weibliche Begriffe verwendet, obwohl hier der Frauenanteil unter den Bewerbern recht hoch ist. Auch bei den technischen Berufen ist das Verhältnis fast ausgeglichen mit einer leichten Tendenz hin zu den als weibliche Eigenschaften verstandenen Schlüsselbegriffen.

Typisch weiblich konnotierte Eigenschaften eher selten

Weitere typisch weiblich konnotierte Eigenschaften wie wertschätzend oder empathisch werden hingegen kaum in Stellenanzeigen verwendet. Eher werden Eigenschaften wie strukturiert (neun Prozent), zuverlässig oder pünktlich (13 Prozent), kommunikationsfähig (14 Prozent) oder motiviert (17 Prozent) in den Stellenanzeigentexten benutzt. Besonders häufig wurde die Teamfähigkeit in den Stellenanzeigen als gewünschte Eigenschaft genannt (26 Prozent).


Schlagworte zum Thema:  Stellenanzeige, Recruiting, Jobbörse