Obwohl man hierzulande noch von keinem flächendeckenden Fachkräftemangel sprechen kann, spüren immer mehr Unternehmen Engpässe bei der Besetzung ihrer Stellen – besonders in ländlichen Regionen. Laut Bundesagentur für Arbeit zeigt sich der Fachkräftemangel vor allem in technischen Berufsfeldern, im Baugewerbe, im Handwerk sowie in Gesundheits- und Pflegeberufen. Die durchschnittliche Vakanzzeit der Stellen für Fachkräfte ist in den vergangenen Jahren stetig gestiegen und liegt inzwischen bei 113 Tagen.
Für viele Betriebe wird es also zunehmend schwieriger, ihre offenen Stellen zu besetzen. Es fehlt an Nachwuchs und dem Verständnis vonseiten der Arbeitgeber, junge Fachkräfte überzeugend anzusprechen. Wie und über welche Kanäle erreicht man sie, und welche Rolle spielt ihr Heimatempfinden bei der Wahl des Arbeitgebers?
Junge Fachkräfte sind besonders heimatverbunden
Laut der "Regionalitätsstudie" von Meinestadt.de sind junge Fachkräfte mit Berufsausbildung im Alter zwischen 25 und 34 Jahren besonders heimatverbunden. 90 Prozent finden es "wichtig" oder "sehr wichtig", dass der Arbeitsplatz nah an ihrem Wohnort liegt. Über die Hälfte würden sogar Abstriche im Job hinnehmen, wenn sie dafür wohnortnah arbeiten könnten. Auf die Frage, wie sie ihre Heimat geografisch eingrenzen würden, geben 76 Prozent einen Radius von maximal 49 Kilometern an. Das sind im Vergleich zu den übrigen Altersklassen die höchsten Werte.
Generationsübergreifend bleibt jedoch der Umstand gleich, dass die Jobsuche bei der großen Mehrheit regional vonstatten geht. Die jungen Fachkräfte suchen selten über ihren "Heimathorizont" hinaus: Knapp 90 Prozent der 25- bis 34-Jährigen schauen sich in einem Umkreis von bis zu 49 Kilometern nach Jobs um. Das sind sogar etwas mehr als bei den 55- bis 65-Jährigen (88 Prozent).
Regionale Informationen werden digital gesucht
Die Gewohnheiten der Menschen haben sich bei der Suche nach Angeboten "vor ihrer Haustür" in vielen Lebensbereichen geändert. Wer Dinge des täglichen Lebens in seiner Stadt oder Region sucht, greift immer häufiger zum Smartphone: Wie bewerten Gäste das Restaurant um die Ecke? Welche Wanderung durch das Umland empfiehlt sich am Wochenende? Was läuft in den Kinos der Stadt? Stets gibt das Smartphone Antwort auf solche Fragen. Dieses Verhalten gilt besonders für die Digital Natives. Die Jobsuche reiht sich in diesen Trend ein. Stellensuchende sind vornehmlich auch Smartphone-Nutzer.
Die aktuelle Studie von Meinestadt.de zeigt, dass Fachkräfte zwischen 25 und 34 Jahren in unmittelbarer Nähe zu ihrem Wohnort nach einem Job suchen – und das bevorzugt online. Das klingt zunächst ungewöhnlich, weil die regionale Ansprache von Bewerberzielgruppen immer noch mit gedruckten Anzeigen in der Tageszeitung assoziiert wird. Doch "regional" und "digital" schließen sich heute nicht mehr aus. Im Gegenteil: Unternehmen, die im regionalen Wettbewerb um junge Kranken- und Gesundheitspfleger, Elektriker oder Köche vorne liegen wollen, müssen wissen, wie und wo sie in der Region ihre potenziellen neuen Mitarbeiter am besten erreichen. Dabei müssen Arbeitgeber ihre Kandidaten idealerweise in den gewohnten Abläufen abholen.
Die Print-Stellenanzeige reicht nicht mehr aus
Bei den 25- bis 34-Jährigen liegt der Anteil der Online-Jobsucher bei über 80 Prozent. Dabei nutzen sie bevorzugt Online-Jobbörsen, Suchmaschinen oder Karriere-Webseiten von Unternehmen. Je jünger die Fachkräfte, desto online-affiner sind sie tendenziell und desto weniger nutzen sie Print-Stellenmärkte in regionalen Tageszeitungen. Mit der Print-Anzeige in der Lokalzeitung erreichen Arbeitgeber heute allenfalls noch einen Teil der über 50-Jährigen. Für Unternehmen wird es daher immer wichtiger, sich über die klassische lokale Printanzeige hinaus digital aufzustellen, um das gesamte Potenzial an Bewerbern ausschöpfen zu können. Dabei sollten sie auf Online-Portale setzen, die Regionalität abbilden können und auch Jobs im ländlichen Raum oder in Kleinstädten listen.
Klassische Bewerbungsformen überdenken
Die Jobsuche verlagert sich mehr und mehr aufs Smartphone. Mobil optimierte Stellenanzeigen und Karriere-Websites sowie neue, zeitgemäße Formen der Bewerbung sind daher wichtige Voraussetzungen, um im regionalen Wettbewerb geeigneten Fachkräfte-Nachwuchs zu finden.
Viele Fachkräfte nehmen beispielsweise das Anschreiben als "eine große Hürde bei Bewerbungen" wahr. Ist es zwingend notwendig, dass der Tischler oder Logistikfacharbeiter ein ausführliches Anschreiben abliefert oder sollten eher andere Fähigkeiten bei der Bewerbung in den Blick genommen werden? Es braucht daher neue, abgespeckte Formen der Kurzbewerbung, über die sich Fachkräfte unkompliziert direkt bewerben können. Insbesondere Arbeitgeber, die um besonders gefragte Fachkräftegruppen werben, sollten die Hürden im Erstkontakt senken.