Rehiring: Wenn Mitarbeitende "den Bumerang machen"

71 Prozent der Fachkräfte würden derzeit eine Rückkehr zu ihrem ehemaligen Arbeitgeber in Betracht ziehen – zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Umfrage der Personalberatung Robert Walters. Doch was treibt Fachkräfte zurück zu ihrem alten Arbeitsplatz und welche Folgen resultieren aus dieser Entwicklung?

Um zu verstehen, warum Fachkräfte zum ehemaligen Unternehmen zurückkehren, ist es wichtig, sich zuerst klarzumachen, warum diese überhaupt weggegangen sind. Die Umfrage von Robert Walters zeigt, dass Unternehmenskultur und Unternehmenswerte hierbei eine zentrale Rolle spielten. Fast die Hälfte der Befragten (47 Prozent) gab an, dass diese Faktoren einen entscheidenden Einfluss auf ihre Entscheidung hatten, ihr früheres Unternehmen zu verlassen.

Unternehmenskultur und Gehalt im Fokus der Mitarbeitenden

Dies unterstreicht die Bedeutung von authentischen und mitarbeiterorientierten Unternehmenswerten. Hierzu gehören neben einer positiven, inklusiven Atmosphäre auch eine klare, transparente Kommunikation und eine Führung, die Wertschätzung und Respekt gegenüber den Mitarbeitenden ausdrückt.

Auch Gehalt und finanzielle Anreize bleiben weiterhin wichtige Treiber für einen Jobwechsel. Ein Drittel der befragten Fachkräfte (33 Prozent) zieht aus Gründen einer besseren Bezahlung eine neue Position in Betracht. Dies verdeutlicht, dass trotz aller Diskussionen um Work-Life-Balance und Arbeitszufriedenheit das Gehalt nach wie vor einer der wesentlichen Faktoren bleibt. Um qualifizierte Mitarbeitende längerfristig zu halten, müssen Unternehmen sich also auf mindestens zwei Faktoren konzentrieren und im Schwerpunkt sicherstellen, dass die Unternehmenskultur ansprechend ist und ihre Gehaltspakete wettbewerbsfähig und angemessen sind.

Wunsch nach Flexibilität nicht mehr im Vordergrund

Die durch die Coronapandemie verursachten Veränderungen im Arbeitsumfeld haben bereits flächendeckend zu einer besseren technologischen Ausstattung der Arbeitsplätze und größerer Flexibilität geführt. Dennoch stellen die Suche nach mehr Flexibilität (12 Prozent) und Homeoffice-Möglichkeiten (9 Prozent) aktuell wichtige, wenn auch nachrangige Motivatoren für einen Unternehmenswechsel dar. Mitarbeitende wollen nicht mehr zwischen Karriere und Familie oder Freizeit wählen müssen und streben nach wie vor Arbeitsmodelle an, die es ihnen erlauben, ihre Arbeit und ihr Privatleben besser miteinander zu vereinbaren. Der Wechselmotivator "mehr Flexibilität“ war vor Corona jedoch deutlich höher als aktuell. Die Masse der Fach- und Führungskräfte scheint also mit ihrer aktuellen flexiblen Arbeitsorganisation zufrieden zu sein.

Motivatoren für die Rückkehr: Verbesserte Angebote, Führungswechsel und neue Teamstrukturen

Die Abwanderungsgründe von Mitarbeitenden sind natürlich eng mit den Motiven für eine Rückkehr verknüpft. Denn bei positiven Veränderungen in den zuvor problematischen Bereichen wird der ehemalige Arbeitgeber plötzlich wieder attraktiv. Die Gründe für die Rückkehr zu einem früheren Arbeitgeber sind individuell und vielfältig, doch lassen sie sich in einige zentrale Kategorien einteilen.

Verbesserte Angebote sind ein Hauptanreiz: Rund ein Drittel der Befragten gab an, dass sie für attraktivere Vertragsbedingungen, wie beispielsweise höheres Gehalt oder bessere Arbeitszeiten, eine Rückkehr in Betracht ziehen würden.

Ebenso relevant sind strukturelle Veränderungen innerhalb des Unternehmens: Ein weiteres Drittel der befragten Fachkräfte könnte sich eine Rückkehr vorstellen, sobald es zu einem Führungswechsel gekommen ist. Dies unterstreicht, wie stark die Qualität der Führungskräfte die Mitarbeiterbindung beeinflusst. Hier kann eine positive Veränderung im Führungsteam durchaus eine magnetische Wirkung auf ehemalige Mitarbeitende haben.

Rund 13 Prozent der Befragten ziehen die Rückkehr vor allem dann in Betracht, wenn es zu einer Neugestaltung der Teamstruktur gekommen ist. Neue Rollenverteilungen, verbesserte Kommunikationsprozesse oder einfach die Möglichkeit, mit einem veränderten, möglicherweise verbesserten Team zu arbeiten, können hier ausschlaggebend sein.

Bemerkenswerterweise hat bereits ein Viertel der Befragten Kontakt zu ihren früheren Arbeitgebern aufgenommen. Diese Orientierung hin zu Altbekanntem und zur Stabilität passt zu den aktuellen Zeiten der wirtschaftlichen Unsicherheit und steigert das Interesse am Aufbau eines effektiven beruflichen Netzwerks. Unabhängig von der Interpretation spiegelt dies die Wertschätzung für frühere berufliche Arbeitsumfelder wider und die Bereitschaft, diese erneut aufleben zu lassen.

Rehiring: Eine Chance für beide Seiten

Doch wie steht es um die Haltung der Arbeitgeber? Sind auch sie bereit, ehemalige Mitarbeitende wieder in ihre Reihen aufzunehmen? Die Umfrageergebnisse zeigen, dass die meisten Führungskräfte eine offene Haltung einnehmen und bereit sind, ehemalige Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen wieder einzustellen, vorausgesetzt, deren Leistung war zuvor zufriedenstellend. Führungskräften wird demnach zunehmend bewusster, dass ehemalige Mitarbeitende nicht nur ihre Fähigkeiten und Erfahrungen mitbringen, sondern oft auch neue Perspektiven, die sie in anderen Rollen und Unternehmen gewonnen haben. Ihre Rückkehr kann eine Chance für Unternehmen sein, diese Erfahrungsdiversität zu nutzen und gleichzeitig eine vertraute Arbeitskraft zurückzugewinnen.

Bumerang-Effekt: Schlüssel zu einem wertvollen Talentpool

Die durch die Pandemie ausgelösten Veränderungen haben nicht nur die Arbeitsweise, sondern auch die Erwartungen und Prioritäten der Arbeitnehmenden transformiert. Ehemalige Arbeitgeber mit einer etablierten und oft geschätzten Unternehmenskultur können in diesem Kontext eine vertraute und sichere Option darstellen. Unternehmen, die den Wandel erkennen und sich darauf einstellen, könnten somit selbst in der Lage sein, qualifizierte Mitarbeitende nicht nur zu halten, sondern auch zurückzugewinnen. Dies setzt eine Kommunikationsstrategie voraus, die das Netzwerk der Ehemaligen kontinuierlich mit Informationen aus dem Unternehmen versorgt und Möglichkeiten für den persönlichen und zwischenmenschlichen Austausch bietet.

Der Bumerang-Effekt, auch "Boomerang Hiring" genannt, hat somit das Potenzial, die Talentgewinnung in den kommenden Jahren weiter zu prägen und ist dabei gleichzeitig auch ein Indikator für eine Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage. Dabei bleibt es spannend zu beobachten, wie Unternehmen diese Dynamik weiterentwickeln und welche Auswirkungen dies auf die Gestaltung von Arbeitsumgebungen und kreative Formate zur Bindung von Mitarbeitenden haben wird. Letztlich ist das Phänomen des Bumerang-Mitarbeiters eine interessante Antwort auf die generell sinkende Wechselbereitschaft qualifizierter Kandidaten, die aufgrund zunehmender wirtschaftlicher Unsicherheiten ihren Jobwechsel aktuell eher vertagen.


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