Studie "The Adaptable Business" zum digitalen Wandel

Wer die Digitalisierung erfolgreich meistern will, braucht mehr als nur innovative Technologien. Denn zu glauben, ein schickes neues Tool könne es schon richten, ist schlichtweg naiv – und leider doch weit verbreitet. Eine Studie hat nun herausgefunden, worauf es im Wandel wirklich ankommt und nennt sieben wesentliche Faktoren.

Wie hängen Technologie, Organisation und Produktivität zusammen? Die aktuelle Studie "The Adaptable Business" von Oracle und der WHU Otto Beisheim School of ist dieser Frage nachgegangen. Das Ergebnis: Technologie ist das Fundament der Digitalisierung, bedarf jedoch sieben unterstützender Faktoren, um den Wandel erfolgreich zu machen. Und weil dieser alle Unternehmen und Organisationen betrifft, lohnt sich ein genauerer Blick auf ein Lösungsmodell, das Mensch und Technik zusammenbringt.

Doch zunächst einmal galt es, das komplexe Geflecht aus Einflussfaktoren auf die digitale Transformation und die Effizienz von Geschäftsmodellen zu analysieren. Dazu befragten die Studienverantwortlichen insgesamt 6.500 Führungskräfte aus weltweit 23 Unternehmen mit mindestens 250 Mitarbeitern. Teilnahmebedingung waren außerdem Kenntnisse im Bereich Business Intelligence. Die Studiendaten wurden mithilfe von Kovarianz-basierten Strukturgleichungsmodellen (CB-SEM) analysiert; Schätzungen und Berechnungen mit AMOS und SPSS durchgeführt.

Optimierungspotenzial erkennen und gezielt nutzen

Aus den Ergebnissen lässt sich das Adaptable-Business-Modell ableiten, ein Managementkompass, um die Gesamtzusammenhänge im Unternehmen hinsichtlich Technologie und Produktivität zu quantifizieren. Es wurden die signifikanten Treiber beziehungsweise Katalysatoren von Technologie isoliert und deren Priorisierung im Detail herausgearbeitet. Anhand der Antworten lässt sich nachweisen, dass zahlreiche Unternehmen bereits ein Gespür dafür haben, wie wichtig Anpassungsfähigkeit angesichts der Digitalisierung ist. Es zeigt sich aber auch, dass die meisten Unternehmen diesbezüglich "im Nebel stochern".

Der Handlungsbedarf ist erkannt. Auch der Wille ist da. Was vielfach aussteht, ist der Schritt vom Gespür über die Erkenntnis zum Handeln. Ein Bespiel: Laut Studie sieht sich ein Drittel der Befragten außerstande, mit ihrer derzeitigen Struktur den Personalbedarf an Mitarbeitern mit der passenden Qualifikation zu decken. Und während Adaptivität und nicht Agilität das Gebot der Stunde ist, verfolgt lediglich ein Drittel der befragten Unternehmen den Plan, in den kommenden Jahren ein Konzept für Telearbeit im Unternehmen zu implementieren und damit die einfachsten Schritte in Richtung Flexibilisierung zu gehen. Die Lösung besteht also darin, die richtigen Schlüsse zu ziehen.

Ganzheitlicher Ansatz für die digitale Transformation

Im Rahmen der Befragung ist es gelungen, für das Adaptable-Business-Modell aus den gesammelten Antworten sieben entscheidende Faktoren zu isolieren, die verdeutlichen, dass HR, Linienmanagement und (zukünftiger) Business Case gemeinsam Enabler des Wandels sind. Eine Nahaufnahme verdeutlicht das Potenzial jedes einzelnen Faktors.

Faktor 1: Datengestützte Entscheidungsfindung

Zu den Herausforderungen, vor denen Unternehmen stehen, gehört es zukünftig verstärkt, unbekanntes Terrain zu erkunden. Somit wird es unverzichtbar, anstehende Entscheidungen auf einer soliden Informationsbasis zu treffen. Dazu zählt vor allem eine verlässliche Gegenüberstellung, welcher Input mit welchem Output korrespondiert. Erst dadurch werden die Weichen dafür gestellt, überkommene Prozesse ökonomisch sinnvoll zu transformieren.

Faktor 2: Offenheit für Veränderung

Veränderungen sind oft unbequem und stoßen auf Widerstände bei denjenigen, die davon betroffen sind – egal ob es sich um Individuen oder Organisationen handelt. Trägheit ist ein Grund dafür, aber noch wirkungsmächtiger ist die innere Haltung. Wer sich klarmacht, worin die Chancen der Digitalisierung bestehen, und diese gegen etwaige Widerstände wie beispielsweise die überzeichnete Sorge vor menschenleeren Roboterfabriken abwägt, ist auf einem guten Weg. Worauf es dabei ankommt, ist ein kritischer und zugleich konstruktiver Blick.

Faktor 3: Individuelle Lernkultur

Wer in der Digitalisierung neue Wege beschreitet, muss sich auf neue Prozesse und Workflows einstellen. Das erfordert ein Umfeld, in dem es allen Beteiligten möglichst leichtfällt, die passenden Fähigkeiten ausbilden und zu lernen, wie technologiegestützte Veränderung operativ umzusetzen ist. Hier macht es sich bezahlt, jedem einzelnen Mitarbeiter den Freiraum für individuelle Schulungen zu gewähren, anstatt auf einen Katalog vordefinierter Trainings zu setzen.

Faktor 4: Offene Kommunikation und Kollaboration

Transparenz und Zusammenarbeit sind leider keine Selbstläufer, sondern die Ergebnisse einer Unternehmenskultur, die beides aktiv fördert. Die Studie hat jedoch ergeben, dass die meisten Mitarbeiter dazu neigen, ihr Wissen für sich zu behalten. Für echte Kollaboration ist hingegen eine entsprechende Führungskultur ebenso förderlich wie die Option, von den Resultaten zu profitieren – beispielsweise in Form von beruflicher Weiterentwicklung.

Faktor 5: Digitale Vision und partizipative Führung

Digitale Transformation gelingt allenfalls suboptimal, wenn sie auf reiner Top-Down-Kommunikation beruht. Es empfiehlt sich daher, hierarchische Führungsansätze – sofern vorhanden – um den Aspekt Meinungsfreiheit und Debattenkultur zu ergänzen. Das verschafft neuen Ideen den erforderlichen Raum für die Umsetzung. Elementare Aspekte eines partizipativeren Führungsstils sind zum Beispiel projektorientierte Arbeitsorganisation und Instant Feedbacks. Zudem bewährt es sich, wenn allen Anstrengungen ein gemeinsames Verständnis davon zugrunde liegt, wohin die digitale Reise gehen soll.

Faktor 6: Unternehmer-Mindset

In einem Umfeld, das zunehmend auf das Erfordernis permanenter und agiler Anpassung an äußere Bedingungen zugeschnitten ist, macht es sich bezahlt, wenn auch die Mitarbeiter unternehmerisch denken und agieren. Idealerweise ergänzen sich die Freiheit, eigene Ideen abseits ausgetretener Pfade zu entwickeln, mit ökonomisch sinnvollen Business Cases. Hier spielt das Thema Verantwortung eine tragende Rolle: Wie ein Unternehmer steht der Mitarbeiter in diesem Konzept für seine Ideen ein.

Faktor 7: Kritisches Denken und Hinterfragen

In vielen Kontexten sind Informationen heute permanent verfügbar. Das erleichtert Prozesse, verschiebt aber auch den Fokus beim Umgang mit diesen Informationen. Denn je leichter der Zugriff ist, desto wichtiger wird es für die Interpretation durch einzelne Mitarbeiter oder Teams, die richtigen Fragen zu stellen und komplexe Inhalte sinnvoll zusammenzuführen. Deshalb empfiehlt es sich, analytische und kombinatorische Kompetenzen zu stärken, damit fundamentale Wirkungszusammenhänge und wertvolle Verbesserungspotenziale erkannt werden.

Adaptable-Business-Modell: Chancen und Potenziale

Der Mehrwert des Adaptable-Business-Modells ist evident: Es bietet Unternehmen die benötigte Orientierung, um ihre Effizienz und Produktivität systematisch zu optimieren. Die Auswertung hat bereits gezeigt, dass sich die Gesamteffizienz im Unternehmen um knapp zwei Drittel steigern lässt, sofern der Einsatz digitaler Technologien von den sieben Faktoren des Modells flankiert wird. Bleibt dies aus, steht dem ein Zuwachs von lediglich fünf Prozent gegenüber – eine anschauliche Bestätigung dafür, wie komplex und zugleich lohnenswert die digitale Transformation eines Geschäftsmodells ist, wenn die Verantwortlichen auf das geeignete Tool-Set setzen.


Dieser Beitrag erschien im Personalmagazin plus "HR-Software: Markttrends und Anbieterübersicht".


Schlagworte zum Thema:  Digitalisierung, HR-Software, Studie