Studien für die Tonne
Ein Anbieter von Weiterbildungsprogrammen findet in einer Studie heraus, dass Mitarbeiter sich Weiterbildungsmöglichkeiten wünschen. Eine Networking-Plattform entdeckt, dass die Generation Y in sozialen Netzwerken nach Jobs sucht. Ein Hersteller von Collaboration-Software identifiziert ineffiziente Meetings als größten Störfaktor im Büro.
Die Liste ließe sich beliebig fortführen. Denn Studien, die bestätigen, was der Initiator bestätigt haben möchte, haben Hochkonjunktur. Ob Marke Eigenpfusch oder mit einem (un)abhängigen Partner – wer etwas zu sagen hat, lässt Studien sprechen. Was einen wissenschaftlichen Anstrich trägt, besitzt Aussagekraft, so die Annahme.
Studienwelle erodiert Glaubwürdigkeit
Seit beweisen so einfach ist, wie behaupten, flutet eine inflationäre Studienwelle die Postfächer von Redaktionen und jenen, die Informationen verarbeiten und verbreiten. Nun ist die Studie als Instrument des Erkenntnisgewinns wichtig und wertvoll – keine Frage! Schwierig wird es nur dann, wenn Behauptungen unter dem Deckmantel der Wissenschaft daherkommen. Denn solche Publikationen nagen an der Glaubwürdigkeit jener, deren Inhalte sauber, also ergebnisoffen, erstellt wurden. Wie eine Studie aufgebaut ist, welche Fragen sie stellt, welche Antworten sie zulässt – damit lässt sich natürlich steuern, was am Ende herauskommt.
Nun ist es nicht verwerflich, wenn ein Auftraggeber einer Studie damit Interessen verfolgt. Das geschieht auch in der Wissenschaft – die Anhänger der einen Hypothese wollen diese belegen, die der anderen jene. Und erweist sich weder die eine, noch die andere als haltbar, ist auch das eine Erkenntnis, die weiterbringt. Vielleicht sollten sich daran auch all Diejenigen – Unternehmen, Start-ups, Initiativen und Verbände – orientieren, die sich mit Studien Behauptungen zurechtlegen, als wären es Tatsachen. Das Gegenteil kann zwar unbequem sein, dafür aber einen Realitätsschock verhindern. Vielleicht sind die Tage von Aktenvernichtern im papierlosen Büro ohnehin gezählt. Eine unseriöse Studie trägt jedenfalls nicht dazu bei, ernstgenommen zu werden. Wobei sich im Übrigen auch Redaktionen, die sie verbreiten, an die eigene Nase fassen müssen.
Zum Weiterwundern: Wie Margarine-Produzenten von der Scheidungsrate in Maine (USA) profitieren könnten, zeigen übrigens diese Daten auf tylervigen.com. Denn die Korrelation "beweist": Je mehr Scheidungen, desto mehr Margarine wird gegessen und umgekehrt.
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