Was Großkonzerne von Startups lernen sollten
Personalmagazin: Was macht aus Ihrer Sicht den Hipness-Faktor von Startups aus?
Janina Kugel: Viele Startups betreten Neuland. Das ist gerade für junge Menschen reizvoll, denn dieser Umstand verspricht viel Freiraum für Ideen, zum Ausprobieren und zum Gestalten. Hinzu kommt die geringe Größe: In Deutschland haben Startups durchschnittlich nicht mal 15 Mitarbeiter. Die wenigsten davon haben also mehr als drei Hierarchieebenen. Das erleichtert schnelle Entscheidungen und ermöglicht es, früh viel Verantwortung zu übernehmen. Gefühlt ist damit alles sehr unkompliziert. Interessant ist, dass sich gar nicht so viele junge Menschen davon überzeugen lassen: Nach wie vor bevorzugen ein Viertel aller Hochschulabsolventen einen Jobeinstieg bei einem Konzern – übrigens als größte Gruppe.
"Junge Leute lassen sich kaum von #Startups überzeugen. 1/4 der Absolventen wollen in einen Konzern." @janinakugel
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Personalmagazin: Was ist der Hipness-Faktor von Konzernen - Stärke und wirtschaftlicher Erfolg?
Kugel: Karriere- und Weiterbildungsmöglichkeiten sind oft vielfältiger. Obwohl man über Jahrzehnte bei einem Unternehmen bleibt, ist es möglich, intern in völlig neue Bereiche zu wechseln. Ich bin bei Siemens zum Beispiel über die Strategie zu HR gekommen. Das Siemens-Beispiel greift auch geographisch: Wo sonst können Sie in 160 Ländern der Welt arbeiten? Gleichzeitig haben langjährige Erfahrung sowie die Expertise von Fachabteilungen durchaus ihre Vorzüge. Das schätzen auch deutsche Startups: Bereits 70 Prozent von ihnen haben sich mit etablierten Unternehmen zusammengetan. Umgekehrt haben wir in den vergangen 20 Jahren über 800 Millionen Euro in rund 180 Startups investiert – und gemeinsam zahlreiche Innovationen umgesetzt. Ohne unsere wirtschaftliche Stärke wäre das natürlich nicht möglich gewesen.
"Ob wir mit der Startup-Einheit Erfolg haben, wird sich zeigen. Erstmal Ausprobieren." @janinakugel #next47 #Siemens
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Personalmagazin: Wie können Startups im Konzernumfeld ihren Hipness-Faktor bewahren?
Kugel: Diesen vermeintlichen Widerspruch strafen wir ja mit unseren diversen Kooperationen bereits heute Lügen. Vergangenes Jahr sind wir dennoch einen Schritt weiter gegangen: Unter dem Namen „Next 47“ haben wir eine eigenständige Einheit innerhalb von Siemens gegründet, um bei wichtigen Innovationsfeldern wie Künstlicher Intelligenz noch gezielter mit Startups zusammenzuarbeiten. Losgelöst von all den organisatorischen Einschränkungen eines Konzerns – aber bei Bedarf mit Zugriff darauf. Mit „Next 47“ versuchen wir also das Beste aus beiden Welten zu verbinden. Wir glauben, dass das ein idealer Rahmen ist, in dem Startups weiter sie selbst bleiben können. Ob wir damit Erfolg haben, wird sich zeigen. Immerhin handeln wir damit wie ein typisches Startup: Erstmal Ausprobieren. Der Rest wird sich zeigen.
Das Interview führte Reiner Straub, Personalmagazin.
Janina Kugel ist Chief Human Resources Officer bei Siemens. Sie wird beim Talent Management Gipfel 2017 eine Keynote halten zum Thema "Survival of the hippest: Was Großkonzerne von Startups lernen sollten".
Tipp: Haufe Talent Management Gipfel, DGFP Lab, und HR Garage werden dieses Jahr unter einem Dach vereint: Bei den "HR Power Days 2017" am 14. und 15. November in Berlin erwarten die Teilnehmer renommierte Redner, direkte Praxiseinblicke und interaktive Formate.
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