Jobportale in der Krise?
Vor der Corona-Pandemie kamen die Jobportale in der DACH-Region auf durchaus beeindruckende Zahlen: Knapp zehn Prozent verzeichneten über 10.000 neu geschaltete Jobs pro Monat. Die meisten Jobportale (32 Prozent) wiesen pro Monat immerhin 501 bis 2.500 neue Stellenausschreibungen auf. Auf eins bis 50 neue Jobinserate kamen 15 Prozent.
Seit Covid-19 die Arbeitswelt in Europa veränderte, wandelten sich diese Zahlen deutlich. Zwar geben immer noch sieben Prozent der Jobportale an, seit März 2020 pro Monat über 10.000 neu geschaltete Jobs zu veröffentlichen. Aber der Anteil der Jobportale mit 501 bis 2.500 neuen Stellenausschreibungen ist auf 27 Prozent gesunken. Die meisten Jobportale haben ihre Umfänge deutlich reduziert. 34 Prozent geben an, seit der Corona-Pandemie nur noch eins bis 50 neue Stellenangebote pro Monat zu veröffentlichen.
Jobportale: weniger Marketing und PR, mehr Kundenservice
Wie haben die Jobportale ihre Geschäftsstrategien an die Corona-Krise angepasst? Fast die Hälfte (48 Prozent) optimiert ihre Sales-Strategie für die Krise. Sehr viele Jobportale ergriffen zudem Sparmaßnahmen: 35 Prozent haben ihr Marketingbudget reduziert beziehungsweise eingefroren, 33 Prozent haben die Sales-Aktivitäten reduziert oder unterbrochen und 28 Prozent haben ihre Marketing- und PR-Aktivitäten reduziert oder unterbrochen.
Aber es wurde nicht überall gespart und reduziert: Es gab auch Online-Jobbörsen, die die Krise genutzt haben, um neue Wege zu gehen. 28 Prozent geben an, dass sie neue Business-Modelle aufsetzten und testeten. 30 Prozent verstärkten ihren Kundenservice und 20 Prozent haben ihre Sales-Strategie grundsätzlich überarbeitet.
Neue Angebote für Jobbörsen-Kunden
Auch die Angebote für die Kunden wurden überarbeitet: Fast die Hälfte (48 Prozent) der Jobportale erarbeitete neue Kunden-Angebote, ein Drittel (33 Prozent) entwickelte kostenfreie Unterstützungsangebote für Arbeitgeber im Gesundheitswesen und ein weiteres Drittel passte die Inhalte auf der Webseite an und stellte Homeoffice-Content, Produktivitäts-Tipps, Corona-Infos, Webinare und mehr zur Verfügung.
Ein Viertel der befragten Online-Jobbörsen kreierte neue, Corona-konforme Produkte wie Online-Events oder bezahlte Webinare. 23 Prozent reduzierten die Preise und drei Prozent erhöhten sie.
Jobbörsen-Mitarbeiter arbeiteten im Homeoffice
Wie die meisten anderen Unternehmen auch, schickte ein Großteil der Online-Jobbörsen ihre Mitarbeiter ins Homeoffice. Bei 65 Prozent gingen alle Beschäftigten an den heimischen Schreibtisch, bei 20 Prozent waren es zumindest einige Mitarbeiter, die von zuhause aus arbeiteten.
Entlassungen gab es kaum. Nur 13 Prozent der Umfrageteilnehmer gaben an, einige Kündigungen ausgesprochen zu haben. Dafür nutzten zahlreiche Jobportale das Instrument Kurzarbeit. 15 Prozent boten ihren Mitarbeitern sogar eine psychologische Unterstützung während der Krisenzeit an.
Skeptischer Blick in die Zukunft
Auch nach Ende der Corona-Krise wird es wohl nicht so schnell zurück zum "Business as Usual" gehen. Gut die Hälfte der Jobportale (51 Prozent) rechnet damit, dass es ein bis zwei Quartale dauern wird, bis die Umsätze wieder auf dem Vor-Krisen-Niveau liegen. 26 Prozent gehen von einer Zeitdauer von drei bis vier Quartalen aus, 13 Prozent von einem bis zwei Jahren und fünf Prozent von zwei bis fünf Jahren. Weitere fünf Prozent sagen sogar, dass es gar nicht mehr zu Umsätzen wie auf Vor-Krisen-Niveau kommen wird, "weil sich der Markt entscheidend verändern wird".
Dazu könnten abgesehen von Covid-19 zwei weitere Faktoren beitragen: 15 Prozent der Befragten rechnen mit hohen oder sehr hohen Auswirkungen von Google for Jobs auf das wirtschaftliche Überleben von deutschsprachigen Jobportalen. 33 Prozent gehen davon aus, dass die Job-Suchmaschine von Google zumindest einige Folgen für den Jobbörsen-Markt haben wird.
Das Thema Programmatic Job Advertising sehen noch mehr Jobportale als gefährlich für ihr Geschäft an: 23 Prozent gehen von hohen oder sehr hohen Auswirkungen auf das wirtschaftliche Überleben der deutschsprachigen Jobportale aus. 51 Prozent erwarten zumindest einige Effekte.
Neuer Termin für den HR Hackathon Online
Die Umfrage unter Jobportalen aus der DACH-Region, initiiert von Eva Zils von Online-Recruiting.net, wurde im Mai 2020 durchgeführt. Insgesamt haben 41 Unternehmen den Fragebogen vollständig ausgefüllt.
Die Beraterin und Bloggerin Eva Zils organisiert und moderiert zudem den HR Hackathon, ein 48-Stunden-Event, bei dem Produktdesign auf HR-Tech trifft. Im April 2020 wurde der HR Hackathon coronabedingt in den virtuellen Raum verlegt – mit Erfolg: 341 Teilnehmer reichten bis zum Abgabeschluss 23 Projekte ein. Bei der Neuauflage des HR Hackathon online vom 13. bis 15. November 2020 sollen Konzepte, Tools und Apps entwickelt werden, die dem Thema "Embrace distributed" mit all seinen Herausforderungen Rechnung tragen.
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