Unternehmen gehen nur bereits sichtbaren Fachkräftemangel an

Welche HR-Risiken der demografische Wandel mit sich bringt, ist weitläufig bekannt. Viele Unternehmen reagieren auch schon darauf mit Maßnahmen im Talentmanagement oder in der Nachfolgeplanung. Allerdings bedenken sie dabei meist nur das bereits sichtbare Problem – den Fachkräftemangel.

Die Unternehmensberatung Towers Watson hat 116 Unternehmen aller Branchen mit insgesamt 700.000 Mitarbeitern in Deutschland dazu befragt, für wie wichtig sie die Folgen des demografischen Wandels erachten und wie sie darauf reagieren. Die Ergebnisse zeigen, dass 70 Prozent der Unternehmen die Bewältigung des demografischen Wandels für erfolgskritisch halten. Ein Großteil verzeichnet bereits erste demografische Veränderungen und identifiziert vielfältige Risiken. Dennoch hat erst ein Drittel der Unternehmen aktiv demografiebezogene Maßnahmen geplant oder umgesetzt. "Handlungsbedarf besteht jedoch unmittelbar, da viele HR-Maßnahmen erst mit einer gewissen Vorlaufzeit Wirkung zeigen", so Dr. Reiner Schwinger, Managing Director bei Towers Watson.

Maßnahmen vor allem gegen den Fachkräftemangel

Demografiebedingte HR-Risiken sehen vier Fünftel der Unternehmen (81 Prozent) in den Bereichen Talentmanagement, Karriere- und Nachfolgeplanung. Drei Viertel (74 Prozent) sehen Handlungsbedarf beim Employer Branding. "Damit reagieren Unternehmen vor allem auf den bereits sichtbaren Fach- und Führungskräftemangel", erläutert Olaf Lang, Leiter der HR-Managementberatung bei Towers Watson, wo die Studienergebnisse veröffentlicht wurden. Erst an dritter Stelle (72 Prozent der Unternehmen) wird das Gesundheitsmanagement, das landläufig stark mit Demografieprojekten assoziiert wird, genannt.

Aktive Unternehmen erreichen bereits erste Erfolge

Die Teilgruppe der Unternehmen, die Maßnahmen schon geplant oder umgesetzt haben, beginnen mit einer strategischen Personalplanung (78 Prozent) oder Mitarbeiterbestandsanalysen (81 Prozent). Auf Basis dieser Daten wurden vor allem Talentmanagement-Maßnahmen und Employer-Branding-Kampagnen (je 89 Prozent), aber auch Personalentwicklungsprogramme (bei 86 Prozent) konzipiert und implementiert. Das Thema Gesundheitsmanagement folgt erst auf Platz 4; es wird von 73 Prozent der Unternehmen genannt.

Die aktiven Unternehmen können bereits erste Erfolge verzeichnen: Diese Teilgruppe erwartet einen Arbeitskräftemangel für ihr Unternehmen zumeist später als Unternehmen, die sich noch in der Phase der Informationssammlung oder der Risikoidentifizierung befinden. Schwinger betont: "Ein frühzeitiges und integriertes Vorgehen lohnt sich also. Somit können Unternehmen demografische Risiken abwenden oder abmildern und etwaige Chancen für sich nutzen."