Weiterbildung: Wenige Angebote für atypisch Beschäftigte

Wer einen Zeitvertrag hat, Mini-Jobber ist, befristet oder in Teilzeit arbeitet, hat weniger Chancen auf Weiterbildung, so eine Studie – obwohl es immer mehr solcher Beschäftigungsverhältnisse gibt. Sogar Arbeitslose bilden sich demzufolge häufiger fort als Geringverdiener.

Über die Hälfte der deutschen Arbeitnehmer legt Wert auf Weiterbildung – das ergab vor Kurzem eine Studie. Allerdings trifft der Bildungswunsch in der Realität nicht immer auf das gewünschte Bildungsangebot. Das ist auch das Ergebnis einer  Studie des Nürnberger Arbeitsökonomen Professor Lutz Bellmann. Im Auftrag der Bertelsmann Stiftung hat er untersucht, wie sich die Weiterbildungsquote "atypisch Beschäftigter" in den vergangenen Jahren entwickelt hat. Darunter fallen Zeitarbeiter, Mini-Jobber, befristet oder in Teilzeit Beschäftigte.

Dabei stellte Bellmann fest, dass die Zahl der Arbeitnehmer in einem solchen Arbeitsverhältnis in den Jahren von 2003 bis 2011 um 1,8 Millionen auf 7,9 Millionen gestiegen ist. Im Gegensatz dazu sank aber die Weiterbildungsquote dieser Beschäftigtengruppe: Nur 48 Prozent haben sich der Studie zufolge in den vergangenen drei Jahren beruflich weiterqualifiziert. Bei den Arbeitnehmern mit regulärem Beschäftigungsverhältnis sei die Quote deutlich höher gewesen (64 Prozent).

Bei der Gruppe der Zeitarbeiter sank die Weiterbildungsquote in den vergangenen sechs Jahren sogar von 43 auf 27 Prozent. Noch weniger Weiterbildungschancen haben der Studie zufolge die geringfügig Beschäftigten, deren Quote nur bei 23 Prozent liegt.

Schlechte Weiterbildungsmöglichkeiten vermindern Aufstiegschancen

Die Gruppe derer unter den "atypisch Beschäftigten", die weniger als 700 Euro netto verdient, bildet sich laut Studie sogar seltener weiter als Arbeitslose - was mit den Weiterbildungsangeboten der Bundesagentur für Arbeit für Arbeitslose zu erklären ist.

Die Bertelsmann-Stiftung zieht daraus den Schluss, dass die schlechten Weiterbildungsmöglichkeiten die Aufstiegschancen der Zeitarbeiter, Mini-Jobber, befristet oder in Teilzeit Beschäftigten verminderten. Damit sinke die Wahrscheinlichkeit, dass eine Zeitarbeit oder ein Mini-Job den Arbeitnehmern den Weg in ein normales Arbeitsverhältnis ermögliche. "Gerade der sich abzeichnende Fachkräftemangel lässt es sinnvoll erscheinen, in die Weiterbildung dieser Arbeitnehmer stärker zu investieren", kommentierte Frank Frick von der Stiftung die Ergebnisse.

dpa

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