"Eine Lernreise, die unter die Haut geht"
Personalmagazin: Dass Führungskräfte im Rahmen ihrer Executive-Weiterbildung soziale Projekte unterstützen, ist heute fast schon Standard. Was unterscheidet das "GMP plus" vom bekannten Volunteering-Ansatz?
Rebecca Winkelmann: Volunteering und Sozialunternehmertum haben einen gemeinsamen Kern, nämlich die Idee, gesellschaftliches Engagement zu verstärken. Das Innovative am GMP plus ist, dass gesellschaftliches Engagement und Lernen viel stärker miteinander verknüpft sind: Die Teilnehmer wenden das Gelernte an, indem sie als verantwortliche Sozialunternehmer "ihr" Lernzentrum konzipieren und nach erfolgreichem Pitch des Business-Plans auch tatsächlich umsetzen. Sprich: Das gesellschaftliche Engagement ist eine "real-life" Case Study, in der eins zu eins Unterrichtsinhalte übertragen werden. Wir ermöglichen eine handlungsorientierte Lernreise, eine Erfahrung, die "unter die Haut geht".
Personalmagazin: Sie haben den Aufbau von Lernzentren in ländlichen Gegenden in Kambodscha, der Mongolei und Sri Lanka begleitet. Wie nachhaltig ist diese Arbeit?
Winkelmann: Sehr nachhaltig, denn unsere Weiterbildungsteilnehmer arbeiten mit einem lokalen Team zusammen, etwa um einen Geschäftsführer für das Lernzentrum zu finden. Das ist ausnahmslos eine Person, die aus der Community vor Ort stammt. Ziel ist es, dass die Lernzentren sich als Sozialunternehmen ab einem bestimmten Zeitpunkt selbst tragen und so nachhaltig zur Erhöhung der Bildungschancen beitragen.
Personalmagazin: Welchen besonderen Nutzen ziehen die Manager aus GMP plus?
Winkelmann: Der besondere Nutzen besteht in dem Erleben von Unternehmertum und dem Transfer des theoretisch Gelernten und praktisch Angewandten in den eigenen Joballtag. Hinzu kommt, dass sich die Teilnehmer im Rahmen eines solchen Programms eng vernetzen, weil es natürlich ein ganz besonderes Erlebnis ist, irgendwo in Kambodscha, Sri Lanka oder der Mongolei ein Lernzentrum aufzubauen und zu eröffnen – das verbindet unheimlich.
Personalmagazin: Welches Feedback erhalten Sie aus den Unternehmen, die ihre Angestellten in das Programm schicken und sie dabei teilweise noch finanziell unterstützen?
Winkelmann: Personalentwickler, aber auch die Vorgesetzten unserer Teilnehmer melden uns zurück, dass ihre Mitarbeiter durch das Programm stark motiviert werden und neues Wissen einbringen. Außerdem haben sie ihre Führungsfertigkeiten ausgebaut, wie wir aus den Unternehmen hören.
Personalmagazin: Wie muss man als Persönlichkeit gestrickt sein, um aus der Fülle hochkarätiger Executive-Education-Angebote ausgerechnet Ihres auszuwählen?
Winkelmann: Die Teilnehmer des GMP plus sind sehr heterogen, was das Alter, den beruflichen und auch den Bildungshintergrund anbelangt. Alle zeichnen sich aber durch eine besonders hohe Bereitschaft aus, neben dem Job noch ein solch umfangreiches Weiterbildungsprogramm zu absolvieren. Weitere Merkmale sind eine hohe internationale Orientierung und vor allem Offenheit. Damit meine ich die Offenheit, etwas ganz Neues zu lernen, sich in einer unbekannten Umgebung zu bewegen, auf Menschen anderer Kulturen zu treffen und auf Augenhöhe ein gemeinsames Unternehmen zu gründen.
Personalmagazin: Mit welchen Lehrmethoden arbeitet das GMP plus?
Winkelmann: Wir verbinden interaktiven Unterricht mit Teamarbeit, "experiential learning", Fallstudien und nutzen kreative Brainstorming-Methoden und innovative Präsentationstechniken.
Personalmagazin: Die räumliche Entfernung zwischen Deutschland und den Programmregionen dürfte ein ziemliches Manko sein. Wie schlagen Sie die Brücke über viele Tausend Kilometer hinweg?
Winkelmann: Ich würde nicht von einem Manko sprechen, im Gegenteil: Die räumliche Entfernung zwischen der WHU in Düsseldorf und den Orten, an denen die Lernzentren gebaut werden, ist ein wichtiges Element des Programms. Auch im Berufsalltag stehen Führungskräfte häufig vor der Herausforderung, mit Personen zusammenzuarbeiten, die nicht direkt im Büro nebenan sitzen. Das Führen von virtuellen Teams ist eine Fertigkeit, die Führungskräfte bei uns in einem geschützten Raum erlernen und praktisch erleben können.
Personalmagazin: Wie wollen Sie das GMP plus weiterentwickeln?
Winkelmann: Derzeit sind wir mit den Projektländern Kambodscha, Mongolei und Sri Lanka sehr gut aufgestellt. Sri Lanka ist erst in diesem Jahr neu dazugekommen, ein Teil der Aufgabe unserer diesjährigen Teilnehmer bestand also darin, den Markteintritt in Sri Lanka vorzubereiten. Dass in Zukunft weitere Länder dazukommen, ist auf jeden Fall denkbar. Das didaktische Konzept wird jedes Jahr weiterentwickelt, dies gehört zu unserem kontinuierlichen Verbesserungsprozess.
Personalmagazin: Welchen Stellenwert hat allgemein das GMP plus für die Executive Education an der WHU – ist es eine besonders schmückende Blume in einem bunten Strauß von Weiterbildungsangeboten, oder verbinden Sie damit eine konzeptionelle Ansage für die Zukunft Ihrer Business School?
Winkelmann: Das GMP plus vereint im Kern das, was die Bildungsangebote der WHU ausmacht – nämlich die Verbindung aus Unternehmertum und wertebasierter Führung.
Dr. Rebecca Winkelmann ist Managing Director Executive Education der WHU - Otto Beisheim School of Management. Sie hat das GMP-plus-Programm zusammen mit Dr. Carsten Rübsaamen, dem Gründer der Non-Profit-Organisation "Bookbridge Foundation", konzipiert.
Das Interview führte Christoph Stehr, freier Journalist in Hilden.
Mehr zu den Gewinnern des "HR Innovation Award" lesen Sie in der Titelstrecke von Ausgabe 12/2016 des " Personalmagazins", die am 21. November erscheint. Dort finden Sie auch Portraits der anderen drei Gewinner, das Start-up Spendit, der Metasuchmaschinenanbieter Talentwunder und der Recruitinganbieter 22 Connect. Ab dem 18. November können Sie die Dezember-Ausgabe hier schon als App herunterladen.
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