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Zehn Fragen an die Zukunft: Schichtplanung

Während in administrativen Unternehmensbereichen die Flexibilität vorangetrieben wird, gibt es nach wie vor viele Schichtbetriebe mit starren Schichtplänen und Vierzigstundenwochen. Was es braucht, damit Schichtplanung fair wird.

Die Frage, wann Schichtplanung fair wird, kann man in zweierlei Hinsicht interpretieren. Ein zeitliches „Wann?“ mit einem fixen Zeitpunkt und ein „Wann?“ dahingehend, welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen, damit Schichtplanung fair wird. Basis dafür ist das Bewusstsein, dass gerade im Schichtbetrieb die wirklich wichtigen Arbeiten erledigt werden. Hier wird produziert, dafür gesorgt, dass unsere Online-Bestellungen in endlicher Zeit bei uns landen, wir in unserer Freizeit gastronomische und kulturelle Angebote wahrnehmen können, in Notfällen in Krankenhäusern rund um die Uhr versorgt werden und noch vieles mehr.

Kann man auf Schichtarbeit verzichten?

Ohne Schichtarbeit würde bei uns nichts mehr funktionieren. Dagegen könnten Unternehmen mit etwas weniger Controlling, weniger komplexen Einkaufsprozessen und ausufernden Compliance-Vereinbarungen durchaus überleben. Und dennoch hat man sich in den Betrieben in den letzten Jahren überwiegend darum gekümmert, die Arbeitsbedingungen der administrativen Bereiche zu verbessern. Homeoffice, Workation, Bürowelten mit Lounges und kostenfreiem Kaffee aus Barista-Maschinen stehen häufig unklimatisierte Produktionshallen, veraltete und ungepflegte Sanitärbereiche und kostenpflichtige Billiggetränkeautomaten gegenüber.

Während in administrativen Bereichen durch Optimierung ineffizienter Meetings und weniger Zeit in der Kaffeeküche von Viertagewochen geträumt wird, gibt es nach wie vor viele Schichtbetriebe mit starren Schichtplänen und Vierzigstundenwochen, die oft Krankenquoten von zehn Prozent, oft sogar über 15 Prozent nach sich ziehen. Flexibilität gibt es dabei weder für Unternehmen noch für Mitarbeitende. Unabhängig von der Lebenssituation muss immer gleich gearbeitet werden.

Wenn mit Fairness „Gleichheit“ gemeint ist, dann sind viele der vorhandenen Schichtpläne bereits heute fair. Ob sie gut sind, steht auf einem anderen Blatt. Wann wird Schichtplanung also fair sein? Dies wird dann der Fall sein, wenn

  • alle verstehen, dass Schichtarbeiter nicht Beschäftigte zweiter Klasse sind und auch Anspruch auf eine ansprechende und ergonomisch gute Arbeitsumgebung haben
  • es im Schichtbetrieb Wochenarbeitszeiten um die 36 Stunden gibt und es als gerechtfertigt angesehen wird, dass diese im Schichtbetrieb geringer sein darf als im Verwaltungsbereich 
  • Mitarbeitende in flexiblen Schichtsystemen mehr Einfluss auf die eigene Arbeitszeit und die Möglichkeit von Teilzeit erhalten
  • Produktions- und Logistikprozesse nicht nur an den Erfordernissen der Technik, sondern auch an den Bedürfnissen der Menschen ausgerichtet werden
  • die Arbeitszeit und der Flexibilitätsbedarf an die jeweiligen Lebensphasen der Beschäftigten angepasst werden können

Und wann wird dies konkret möglich sein? Möglich ist dies bereits heute. Wer das Thema sofort angeht, kann diesen Zustand bis spätestens 2027 erreicht haben. Alle, die dies für nicht nötig halten, werden den Zustand nicht erreichen, aber spätestens ab 2030 keine Beschäftigten mehr haben, die unter diesen Bedingungen arbeiten wollen.


Dieser Beitrag ist erschienen in Personalmagazin 9/2024. Als Abonnent haben Sie Zugang zu diesem Beitrag und allen Artikeln dieser Ausgabe in unserem Digitalmagazin als Desktop-Applikation oder in der Personalmagazin-App.

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Schlagworte zum Thema:  Schichtarbeit, Work Life Balance, Digitalisierung