Noch nie hatte E-Learning eine so gute Presse und so viel öffentliche Aufmerksamkeit. MOOC sei Dank, die Zeiten ändern sich. Das Problem: Die Mitarbeiter akzeptieren die E-Learning-Tools immer noch nicht.
Nimmt man sich gängige Whitepaper zur Einführung von E-Learning vor, dann stehen die Mitarbeiter in jeder Strategie an prominenter Stelle. Die Angebote sollen zur Zielgruppe passen, es müssen passende Rahmenbedingungen geschaffen werden, Communitys sollen das informelle Lernen erleichtern und intensivieren und im Intranet soll ständig auf die Kurse hingewiesen werden. All das ist Personalern und Weiterbildungsverantwortlichen längst bekannt. Woran liegt es also, wenn es doch nicht klappt und E-Learning zwar aufgrund von Notwendigkeiten wie regulatorischen Vorschriften stattfindet, aber lange noch nicht so freiwillig, motiviert und selbstgesteuert, wie man es gerne hätte?
Redundante Informationen nicht förderlich
Das fragten sich vor kurzem auch die Teilnehmer eines E-Learning-Anwender-Barcamps. Eine Antwort lautete, es werde bei den angebotenen Kursen oft nicht wirklich darauf geachtet, was die Mitarbeiter brauchten, um ihren Job besser zu machen, oder umgekehrt, was man weglassen könne. Ein Teilnehmer schlug vor, Kursinhalte für Männer und Frauen, jüngere und ältere Mitarbeiter unterschiedlich aufzubereiten, zum Beispiel in der visuellen und farblichen Gestaltung. Andere Beteiligte stellten fest, dass die Informationsdichte in ihren Unternehmen sehr hoch sei und Kursangebote unter Umständen nicht angenommen würden, weil sie redundante Informationen enthielten.
Werbung hilft
Ein weiterer Punkt: Wer seine Lerninhalte im LMS "verstecke", baue eine Hürde in sein E-Learning-Angebot ein, die viele Mitarbeiter nicht zu nehmen bereit seien. Besser funktioniere es, ansprechend aufgemachte kleine Kurseinheiten auf der Startseite des Intranets zur Verfügung zu stellen und die "Appetitanreger" regelmäßig zu wechseln. Wichtig sei, diese reduzierten Kurseinheiten so interessant zu gestalten, dass die Mitarbeiter motiviert seien, weiter zu lernen und sich dafür am LMS anzumelden. Die Idee, dass Intranet noch stärker als Werbe- und Veröffentlichungsplattform für E-Learning-Angebote zu verwenden, führte zu weiteren gelungenen und erfolgreichen Beispielen. Schließlich landete man sogar bei Don Tapscott. Der kanadische Professor und Autor hat in seinem Buch "Wikinomics" sehr schön beschrieben, wie Motivation im Web 2.0 entsteht: Demnach gelingt Motivation, wenn man Menschen in Prozesse einbindet, Transparenz herstellt und miteinander kommuniziert. Das lasse sich doch sehr gut auf E-Learning übertragen, so der allgemeine Konsens.
Ohne Aufwand keine Wirkung
Dass es die eine (einfache) Lösung, Mitarbeiter für das selbstgesteuerte E-Learning zu begeistern, nicht gibt, war wohl allen klar. Gleichzeitig konnte man am Ende dieses Barcamps selbst beobachten, was Motivation ausmacht. Die Zeit war wie im Flug vergangen, alle hatten sich an der Diskussion beteiligt und es herrschte eine regelrechte Aufbruchstimmung. E-Learning vor allem technisch zu betrachten, führt nicht zu motivierten Lernern. Aber wer daran denkt, wie Lernen generell funktioniert, kann mit wenig Aufwand viel erreichen.