KI mit neuer Stoßrichtung auf der L&D Pro
Klar, derzeit gibt es im HR-Kosmos und der Lernwelt ein dominierendes Thema: Künstliche Intelligenz. Doch der erste "Hype" – und hier ist Hype nicht negativ konnotiert – scheint überstanden. Jetzt geht es um Umsetzung. Und auch wieder um alte Themen: Menschen für das Lernen zu begeistern und eine effiziente Lernumgebung zu schaffen. Das zeigt die L&D Pro in München mit ihrem Vortrags- und Ausstellerprogramm. 740 Lernbegeisterte strömten in die Hallen, im vergangenen Jahr waren es noch knapp 550. Es war auch zu spüren, dass wieder mehr Energie in der Messehalle des MTC World of Fashion einzog. Auch im Ausstellerbereich verzeichnete die L&D Pro einen Zuwachs von 20 Prozent.
Künstliche Intelligenz: Jetzt geht’s ans Umsetzen
Über den Peak seien wir hinaus, jetzt müssten wir uns um die Adoption und Adaption von Künstlicher Intelligenz kümmern, so der Appell von Thomas Jenewein, SAP. Und dieser Appell ummantelt auch die weiteren KI-Vorträge auf der L&D Pro. So auch das Auftaktpanel von Jan Foelsing vom New Learning Lab und Professorin Anja Schmitz von der Hochschule Pforzheim. Die Veränderungen, die die Arbeitswelt derzeit durchdringen, sind tiefgreifend. Die Geschwindigkeit, mit der sich die Skills ändern, die wir brauchen, exorbitant. "Wir brauchen punktuelles Upskilling. Wir brauchen mehr New Learning. Wir brauchen Lernbegleitung, eine ad hoc Unterstützung der Lernenden im schnelllebigen Raum", so Jan Foelsing. KI kann als Lernbegleiter eine sinnvolle Rolle spielen – Voraussetzung: Es gibt ausreichend Toolwissen, erklärt Anja Schmitz. Und das ist jetzt die Aufgabe: KI-Skills schulen, KI sinnvoll als Lernunterstützung einsetzen und ethisch reflektieren. Das ist auch das Fazit des Lernheld:innen-Panels mit sechs Personalentwicklern und -entwicklerinnen rund um Cornelia Hattula, Head of Product Innovation Sgd Fernschule, am Messeabend.
Trotz Krisen: Selbstgesteuert und in Gruppen lernen
Auch wenn für die meisten Künstliche Intelligenz das zentrale Thema war, blieben auch die ganz "klassischen" Themen nicht aus. Denn immer noch ist Lernen kein Selbstläufer. Wie lernen Mitarbeitende am besten? Wie bringen wir sie ins Lernen? Das steht auch für Florian Golz, als Bereichsleiter Deutschland der HRM Institute GmbH verantwortlich für die Messeorganisation, mit neuem Gewand im Fokus. Gerade im Wandel ist Selbststeuerung wichtig – und, das zeichnet sich durch das Messeprogramm ab: Wir müssen unser Wissen zusammenbringen. Peer Learning und interner Wissenstransfer sind die relevanten Stichworte, die immer wieder fielen an diesem Messetag. Einige Initiativen gibt es schon, doch es braucht mehr davon. Was es auch braucht: Ein Konzept, um trotz Krisen zu lernen. Das machten Kai Liebert und Professorin Nele Graf klar – bewusst wollten sie einen Vortrag halten, der sich nicht nur um Künstliche Intelligenz dreht.
Im Ausstellerbereich hingegen waren eher die klassischen Themen vertreten: Trainings- und Coachinganbieter, Akademien, Sprachlernprogramme und Software- sowie Gamification-Anbieter. Neu dabei war das New Learning Lab, das über seine Community und die Plattform Vernetzung und Austausch fördert und bei der Messe durch einige Sessions und Einblick in ihre Arbeit bot. Die ganz großen Player im Technologiebereich waren nicht vor Ort.
Corporate Learning: Business Needs und Daily Business
Die Nachfragen der Messebesucher und -besucherinnen nach den Vorträgen und auch das Lernheld:innen-Panel zum Abschluss offenbarten noch ein weiteres bekanntes Thema, das angesichts knapper Ressourcen verstärkt zutage tritt: "Wie habt ihr das legitimiert, für ein Entwicklungsprogramm zeitliche und finanzielle Ressourcen zu erhalten?" – das sind ein paar dieser Kommentare. Und Tatevik Mkrtchyan, Competence und Leader Ikea, brachte es auf den Punkt: Sie müssten für ein Training einen Business Need formulieren. Auch die weiteren Panelteilnehmer bestätigten: Lernen tritt immer gerne in Konkurrenz mit dem Tagesgeschäft. Der Wunsch: Nicht mehr über Lernzeiten diskutieren müssen. Es ist also nicht nur in Sachen KI noch einiges zu tun. Der Rahmen ist noch immer verhandlungsbedürftig.
Und wer sich neben all dem Ringen um Lernzeit, Business Needs und Krisen entspannen wollte, für den ertönte zwei Mal Musik. "Stand by me" und "Don’t worry be happy"-Klänge von der Training Area füllten unerwartet die Messehalle. Für die Akkustik der anderen Vorträge war dieses Intermezzo wenig zuträglich, aber dem inneren Gleichgewicht tat‘s gut. Und das braucht es wohl auch für’s Lernen.
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