So funktioniert Extended Reality Learning

Virtual Reality und Augmented Reality kommen nicht nur in unterhaltsamem Spielen zum Einsatz, sondern bringen auch Schulungen und Weiterbildungen auf ein neues Level. Wie können Unternehmen die futuristisch anmutenden Technologien sinnvoll einsetzen?

Es klingt nach Science Fiction, ist aber bereits Realität: Bei der NASA gehen Astronautinnen und Astronauten, noch während sie auf der Erde sind, mithilfe von VR-Brillen im Weltall spazieren oder üben Reparaturen an der Raumstation ISS. Auch Volkswagen, Airbus und die DHL nutzen Extended Reality Learning. Laut der Weiterbildungsstudie 2024 von Bitkom und HR Pepper ist das Interesse an Lernformaten mit Virtual Reality groß, auch wenn sie noch nicht sehr verbreitet sind: Nur 14 Prozent der Befragten haben die Technologie bereits zur Weiterbildung genutzt, 46 Prozent würden dies aber gerne.

Definition: Was ist Extended Reality Learning?

Extended Reality Learning, häufig abgekürzt als XR-Learning, bedeutet, dass immersive Technologien wie Virtual Reality, Augmented Reality und Mixed Reality in Weiterbildungen und Lernprozessen zum Einsatz kommen. Die Technologien erweitern entweder unsere Welt durch digitale Inhalte oder simulieren eine völlig neue Realität – und das in verschiedenen Ausprägungen.

Bei der Virtual Reality (VR) tauchen die Nutzerinnen und Nutzer vollständig in eine computergenerierte Welt ein. Durch VR-Headsets wird die Umgebung so realistisch simuliert, dass die Person das Gefühl hat, sich tatsächlich dort zu befinden – zum Beispiel in einem virtuellen Operationssaal, in dem sie eine Operation durchführen kann. Die Augmented Reality (AR) ergänzt die reale Welt um digitale Elemente, die über Smartphones, Tablets oder spezielle Brillen eingeblendet werden. Damit wird beispielsweise eine schematische Darstellung direkt auf das reale Objekt projiziert. Ein bekanntes Beispiel für Augmented Reality ist auch das Smartphone-Game "Pokémon Go", bei dem Fantasiewesen in der durch die Handy-Kamera abgebildeten, realen Umgebung zu sehen sind. Mixed Reality (MR) vermischt digitale Inhalte und die physische Realität so, dass beide miteinander interagieren. Bei Lernformaten könnten dann die Nutzerinnen und Nutzer zum Beispiel mit dem virtuellen 3D-Modell eines Herzschlags interagieren, das auf ein physisches Modell projiziert wird und sich in Echtzeit verändert.

Extended Reality Learning in der Praxis

Extended Reality Learning findet langsam den Einzug in klassische Bildungseinrichtungen wie Schulen und Universitäten. Dort ermöglicht die Technologie anschauliches Lernen jenseits von Büchern: Studentinnen und Schüler können historische Schauplätze besuchen oder naturwissenschaftliche Experimente durchführen, die in der Realität zu gefährlich oder zu teuer wären. In beruflichen Aus- und Weiterbildungen ist Extended Reality Learning vor allem für folgende Bereiche interessant:

  • Medizinische Ausbildung: Medizinstudierende können durch VR realitätsgetreue Simulationen von Operationen oder Notfallsituationen erleben. In diesen virtuellen Szenarien können sie ohne Risiko Fehler machen, daraus lernen und sich in einem realistischen Umfeld vorbereiten. Es gibt auch AR-Anwendungen, bei denen anatomische Modelle in Echtzeit auf Patienten projiziert werden können, um die Planung von Eingriffen zu verbessern. Chirurginnen und Chirurgen können neue Techniken üben, indem sie in einer VR-Umgebung die Operationen an virtuellen Menschen durchführen. Hier können sie den Ablauf einer Operation durchspielen, schwierige Manöver perfektionieren und sich auf komplexe oder seltene Fälle vorbereiten.
  • Technische und industrielle Ausbildung: Hier hilft Extended Reality Learning vor allem dabei, Maschinenwartung oder -reparatur zu lernen. Mit AR-Brillen können Technikerinnen und Techniker zum Beispiel direkt an den Maschinen arbeiten, während ihnen die Brille Schritt-für-Schritt-Anleitungen und schematische Darstellungen einblendet. Diese visuellen Hilfestellungen erhöhen die Effizienz und reduzieren Fehler.
  • Flugsimulation: Pilotinnen und Piloten können durch VR-gestützte Flugsimulatoren eine realitätsnahe Flugumgebung erleben und unter extremen Bedingungen trainieren, ohne dass dabei eine Gefahr für Mensch oder Maschine besteht. Solche Szenarien ermöglichen es ihnen, Notfallprotokolle zu üben, die in der Realität nur schwer oder gar nicht simuliert werden können.
  • Ausbildung im Militär: Soldatinnen und Soldaten können in virtuellen Umgebungen taktische Einsätze trainieren, ohne sich der realen Gefahr auszusetzen. Diese Simulationen ermöglichen es, Kampfszenarien zu üben, Teamarbeit zu verbessern und Entscheidungsfindung in stressigen Situationen zu schulen. Durch AR können auch Karten und Daten in Echtzeit auf das visuelle Sichtfeld projiziert werden, um die Soldatinnen und Soldaten bei Navigation und Einsatzplanung zu unterstützen.

So wird Extended Reality Learning im Unternehmen eingesetzt

Doch nicht nur für die bereits erläuterte fachliche Aus- und Weiterbildung und gezielte Schulungen in Organisationen ist Extended Reality Learning interessant. Die Technologie unterstützt auch bei alltäglichen Aufgaben der Personalarbeit wie beim Onboarding neuer Mitarbeitender. Unternehmen können durch VR-Lernmodule eine virtuelle Tour durch das Unternehmen anbieten, bei der Mitarbeitende die Büros, Produktionsstätten und Abläufe kennenlernen, ohne physisch anwesend sein zu müssen. Dies beschleunigt den Einarbeitungsprozess und gibt neuen Beschäftigten ein realistisches Gefühl für ihre zukünftigen Aufgaben. Zudem können Mitarbeitende in AR-Szenarien an realen Maschinen geschult werden, indem ihnen interaktive Informationen und Anweisungen in Echtzeit eingeblendet werden. Dadurch lässt sich der Bedarf an physischen Schulungen reduzieren, was Zeit und Ressourcen spart.

Auch Soft Skills können mit Hilfe von Extended Reality Learning trainiert werden. Mit VR-Simulationen haben Mitarbeitende die Möglichkeit, Kommunikation, Kundenservice oder Führung in simulierten Kundengesprächen, Verhandlungen oder Teammeetings zu üben, bevor sie in die reale Situation gehen. Solche Trainings ermöglichen es, schwierige Szenarien durchzuspielen und wertvolles Feedback in einer sicheren Umgebung zu erhalten.

Zudem kann Extended Reality Learning helfen, Schulungen zu Sicherheitsvorschriften und Compliance-Regeln anschaulich zu gestalten. In virtuellen Simulationen üben Mitarbeitende Sicherheitsprotokolle und spielen verschiedene Szenarien durch, ohne sich selbst in Gefahr zu bringen. Vor allem Unternehmen aus Branchen wie der Chemie, dem Bauwesen oder der Öl- und Gasindustrie, für die Sicherheitsschulungen essenziell sind, profitieren davon.

Neue Möglichkeiten durch Extended Reality

Extended Reality Learning übt durch das realitätsnahe Erlebnis auf die meisten Menschen eine hohe Faszination aus und fördert damit die Motivation und Aufmerksamkeit. Der wahrscheinlich größte Vorteil ist, dass die Lernenden die digitale Umgebung nicht nur sehen, sondern dort auch Bewegungen und Interaktionen durchführen können. So haben sie die Möglichkeit, komplexe oder gefährliche Situationen in einer sicheren Umgebung zu trainieren, was vor allem in Tätigkeitsfeldern wertvoll ist, in denen Fehlentscheidungen in der Realität ernsthafte Konsequenzen haben könnten. Jede Person kann das Training in ihrer eigenen Geschwindigkeit absolvieren und durch mehrere Durchläufe gezielt an ihren individuellen Stärken und Schwächen arbeiten.

Dabei beschränkt sich der Einsatz von Extended Reality keineswegs nur auf Lernformate: Baufirmen und Architekturbüros nutzen die Technologie beispielsweise auch, um sich geplante Bauprojekte von innen anzusehen oder sie auf ihre Sicherheit zu überprüfen. Und das Team der Intermate Group trifft sich jede Woche als Virtual-Reality-Avatare zu einem Meeting im Metaverse. Egal ob Lernen oder Zusammenarbeit – Extended Reality bringt eine neue Dimension in digitale Formate, die Unternehmen und ihren Mitarbeitenden buchstäblich neue Welten eröffnen.


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