Hören ist das neue Lernen


Hören ist das neue Lernen: Podcasts für die Weiterbildung

Lebenslanges Lernen werde endlich Realität, titelte jüngst eine Human-Capital-Trendstudie. Den Zugang zu Bildung weiter erleichtern und verbessern könnte ein Format, das nicht neu ist, aber immer mehr Aufmerksamkeit erfährt: der Podcast. Das Potenzial dieses Mediums für die Weiterbildung ist längst nicht ausgeschöpft, meint Kolumnistin Gudrun Porath.

Bei SAP heißt er Education Newscast, die Corporate Learning Community nennt ihren ganz schlicht Corporate Learning Podcast. Im März verkündete die IMC AG mit "eLearning Inc." auf Sendung zu gehen, die Learntec und die Zukunft Personal podcasten ebenso wie viele andere Bildungsinstitutionen und E-Learning-Anbieter. Das wachsende Angebot entspricht einer wachsenden Nachfrage. Laut Branchenverband Bitkom ist der Anteil der Menschen in Deutschland, die Podcasts hören, im Zeitraum von 2016 bis 2018 von 14 auf 22 Prozent gestiegen – wobei der Anteil bei den 14- bis 49-jährigen Hörern rund 30 Prozent beträgt und bei den bis 64 Jahre alten Menschen mit 24 Prozent etwas niedriger liegt. Podcasts liegen also voll im Trend.

Flächendeckend mobiles Internet beflügelt Podcast-Nutzung

Das prognostizierten übrigens schon im Jahr 2006 die Teilnehmer des MMB-Trendmonitors. Vor 13 Jahren rechneten damals vier von fünf Experten mit einer steigenden Nutzung von Podcasts für das informelle Lernen innerhalb der nächsten drei Jahre. Man ging sogar noch weiter und begründete die Einschätzung, dass rund zwei Drittel der E-Learning-Anwender in Zukunft ihre Lerninhalte selbst erstellen werden, mit den "einfachen und schnellen" Möglichkeiten von Podcasts.

Waren es damals noch der iPod und andere MP3-Player, die Podcast-Angebote beflügelten, sind es heute das Smartphone und die flächendeckende Versorgung mit mobilem Internet und WLAN. Selbst in der Deutschen Bahn aktualisiert sich die Podcast-App ohne Probleme und stellt die neuesten Versionen der abonnierten Wissensschnipsel zum Zuhören zur Verfügung. Jeder kann nach Bedarf und individuellen Vorlieben einen Podcast hören, wo und wann es gerade passt. Podcasts sind weitgehend barrierefrei: Selbst wer nicht mehr so gut hört, kann sich den Ton über sein Smartphone direkt in die Hörgeräte streamen lassen.

Podcasts um zu lernen und gehört zu werden

Nun ist Hören und sich informieren das eine. Aber werden Podcasts auch bewusst zum (mobilen) Lernen genutzt? Davon sind viele Nutzer überzeugt, stellte das Marktforschungsinstitut Splendid Research aus Hamburg fest. So gehörten im Jahr 2018 sieben Wissenssendungen zu den zehn populärsten Podcasts in Deutschland. 37 Prozent der befragten Hörer habe angegeben, mit dem Podcast eine neue Fähigkeit erlernen zu wollen und 28 Prozent ließen sich zu einem neuen Hobby animieren.

Was im privaten Bereich funktioniert und zum lebenslangen Lernen beiträgt, kann auch in der betrieblichen Weiterbildung funktionieren. Nicht nur, indem Mitarbeitende Podcasts konsumieren, die HR und Fachabteilungen für sie produzieren, um neues Wissen schnell zur Verfügung zu stellen. Weil der technische Aufwand gering ist, können Mitarbeitende diese auch selbst produzieren und ihr Wissen und ihre Erfahrungen beispielsweise als Interview teilen – unkompliziert und zugleich wirksam. Neben dem Lerneffekt steckt da noch etwas ganz anderes drin: Gehört zu werden, ist eine Bestätigung und eine gute Motivation für jeden. Nutzen wir sie.


Über die Kolumnistin: Gudrun Porath ist freie Journalistin. Sie beobachtet unter anderem für das Haufe Personal-Portal und die Haufe-Zeitschrift "wirtschaft + weiterbildung" die Trends auf dem E-Learning-Markt.