Learning Management Systeme: Auswahl schrumpft

Der Markt für Lernsysteme verändert sich. Und Überraschung: Künstliche Intelligenz spielt diesmal nur eine Nebenrolle. Im Segment der Großunternehmen hat die Konsolidierung längst Fahrt aufgenommen. Große HCM-Anbieter machen kleineren Nischenanbietern zunehmend Konkurrenz.

Ende April hat die Fosway Group eine neue Marktstudie zu Learning Systems für Großunternehmen veröffentlicht. Fosway verwendet "Learning Systems" als Sammelbegriff für Kategorien wie Learning Management Systeme oder Learning Experience Plattformen. Als "Großunternehmen" werden die Fortune 500 und die Top-Unternehmen des DAX definiert. Diese Großunternehmen sind international aufgestellt, haben verschiedene Geschäftsbereiche, beschäftigen 100.000 Mitarbeitende und jonglieren mit Tausenden von Jobprofilen - eine hochkomplexe Angelegenheit.

Viele Anbieter für Learning Management Systeme sind verschwunden

Diese Konzerne stehen laut Fosway vor der Wahl: Entweder sie setzen auf die Lernlösung ihres HCM-Anbieters - SAP Success Factors, Workday oder Oracle - oder sie wählen einen spezialisierten Best-of-Breed-Anbieter, der die Herausforderungen eines internationalen Großunternehmens meistern kann. Doch hier zeigt sich ein Problem: Viele der einstigen Marktbegleiter sind verschwunden. In Deutschland ist laut Fosway fast nur noch die stabile imc AG aus Saarbrücken übrig geblieben. International sei  Cornerstone On Demand einsam an der Spitze - und das durch kluge Zukäufe von Konkurrenten und Portfolioerweiterungen, etwa im Bereich Skills und immersive Trainings.

Wenn ein Großkonzern heute ein Learning-System ausschreibt, bleibt daher oft nur der etablierte HCM-Anbieter im Rennen, ergänzt um ein, maximal zwei Best-of-Breed-Anbieter. Eine wirklich große Auswahl ist das nicht. Es ist wahrscheinlich, dass einige aufstrebende Mid-Market-Anbieter das Vakuum füllen werden, das durch die Einkaufsstrategie von Cornerstone On Demand im Großkundenmarkt entstanden ist. Der Markt wird sich "zurechtruckeln", wie man so schön sagt. Einfacher wird es aber weder für Kunden noch für Anbieter. Beide Seiten müssen investieren, um den gestiegenen Anforderungen gerecht zu werden.

Konkurrenz in der Nische

Nun mag man einwenden, dass der deutsche Markt doch etwas anders tickt und nicht von Großkonzernen dominiert wird. Schließlich gibt es hier viele mittelständische Unternehmen mit ganz eigenen Anforderungen. Hier war bisher Platz für viele Learning-Systems. Doch auch hier steigen die Ansprüche der Kunden und die Konkurrenz wächst. Cornerstone hat den Markt entdeckt und bietet eine eigene Lösung dafür an, hinzu kommt, dass die Kunden ihre Softwarelandschaft vereinheitlichen wollen. So war auf der Learntec zu hören, dass auch kleinere Anbieter, die mit ihren Lernplattformen Nischen bei ihren Kunden besetzen, die HCM-Anbieter als Konkurrenz spüren.

Wohin führt das? Hoffentlich nicht in die falsche Richtung einer massiven Konsolidierung. Denn eines ist klar: Wettbewerb belebt nicht nur das Geschäft, sondern kann auch Innovationen fördern. Und das ist für Kunden und Einkäufer immer das Beste.


Über die Kolumnistin: Gudrun Porath ist freie Journalistin. Sie beobachtet unter anderem für das Haufe Personal-Portal und die Zeitschrift "personalmagazin - neues lernen" die Trends auf dem E-Learning-Markt.