So bauen Sie einen Talent Pool auf
Was macht zeitgemäßes Talent Management aus? Diese Frage werden verschiedene HR-Disziplinen unterschiedlich stellen: So ist für einen Personalentwickler etwa wichtig, welche Mitarbeitenden im Unternehmen besonders gefördert werden sollen und welche Weiterbildungsmaßnahmen sie brauchen. Eine Recruiterin wird dagegen wissen wollen, wo und wie sie Talente gewinnen kann.
Errichtung eines Talent Pools für ein erfolgreiches Talent Management
Hinweise und Ansatzpunkte zu beiden Anliegen liefern oft schon Daten aus dem eigenen Unternehmen. Das Wissen zum Thema ist jedoch oft über die gesamte Organisation verstreut - ein Problem: Um mit einer umfassenden Talent-Management-Strategie erfolgreich zu sein, sollten alle Erkenntnisse an zentraler Stelle zusammenlaufen. Diesen Zweck erfüllt ein Talent Pool.
Was ist ein Talent Pool: Definition
Ganz grundsätzlich versteht man unter einem Talent Pool eine Datenbank, die Informationen zu Mitarbeitenden sowie Bewerberinnen und Bewerbern enthält.
Ein Talent Pool ist eine zentrale HR-Datenbank, in der Kompetenzprofile von vielversprechenden Bewerbenden, (ehemaligen) Mitarbeitenden oder potenziellen Kandidatinnen und Kandidaten verwaltet werden.
In diesem allgemeinen Sinn enthält der Talent Pool also mehr oder weniger große Datenmengen, die HR-Manager für verschiedene Zwecke nutzen können. Die übergeordnete Intention ist dabei stets dieselbe: Es geht darum, die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens zu sichern - ob nun durch vorausschauende Weiterbildungsangebote oder die Gewinnung von externen Talenten. Sehr unterschiedlich ist allerdings, welche Daten die verschiedenen HR-Disziplinen einbringen, welche sie benötigen und woher sie die passenden Informationen bekommen.
Talent Pool: Personalentwicklung
In der Personalentwicklung hilft ein interner Talent Pool etwa dabei, die Potenziale im Unternehmen "auf den Radar" zu bekommen und sie bedarfsgerecht zu unterstützen. So können die Personalabteilungen das Budget für Entwicklungsmaßnahmen und Weiterbildungsangebote zielgerichteter einsetzen. Die Voraussetzung dafür ist jedoch, dass die Mitarbeiterkompetenzen und auch die sogenannten High Potentials zuverlässig erkannt und im Talent Pool erfasst werden.
Talent Pool aufbauen: Anhaltspunkte finden
Erste Anhaltspunkte für den Aufbau eines internen Talent Pools sind zum Beispiel:
- der Grad der Zielerreichung von Mitarbeitenden,
- einschlägige Bildungsabschlüsse und Zertifikate,
- die Ergebnisse diagnostischer Testverfahren und Assessment-Center,
- Informationen aus bestehende Mitarbeiterprofilen,
- Daten aus Mitarbeiterempfehlungsprogrammen,
- Erfolgskennzahlen verschiedener Abteilungen.
Wichtig ist dabei, zu beachten, dass im Talent Pool oft sensible oder personenbezogene Daten hinterlegt sind und verarbeitet werden. Daher sollten HR-Profis den Datenschutz schon beim Aufbau des Talent Pools großschreiben. Was dabei zu beachten ist, zeigt unser Überblick zur Datenschutz-Grundverordnung.
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Potenziale erkennen und im Talent Pool erfassen
Eine sehr wichtige Informationsquelle für den Aufbau eines Talent Pools sind zudem die Führungskräfte. Allerdings sollten sich HR-Profis darüber im Klaren sein, dass jeder etwas anderes unter einem Talent verstehen dürfte. Deshalb ist HR zunächst einmal gefordert, den Talent-Begriff mit Blick auf die konkreten Anforderungen im Unternehmen zu definieren (Die Bedeutungsebenen des Talent-Begriffs finden Sie auf unserer Themenseite Talent Management). Das Ziel sollte ein objektiver Kriterienkatalog sein, der den Talent-Begriff unternehmensweit vereinheitlicht und passende Kennzahlen festlegt. Anhand dieses Standards können die Führungskräfte anschließend Mitarbeitende für den internen Talent Pool vorschlagen. Die jeweiligen Einschätzungen dienen wiederum als Datenquelle für den Talent Pool.
Mitarbeiterprofile: Kompetenzen im Überblick
Alle Informationen, die HR im Prozess sammelt, lassen sich im nächsten Schritt zu aussagekräftigen Mitarbeiterprofilen verdichten und so im Talent Pool erfassen. Dabei werden verschiedene Kompetenzfelder unterschieden, zum Beispiel diese:
- Fachkompetenz und methodisches Wissen: Hierzu zählt einerseits Fachwissen, das beispielsweise durch einen Studienabschluss oder Zertifikate belegt ist. Anderseits sind alle Fähigkeiten relevant, die Mitarbeitende durch Berufserfahrung erworben haben.
- Sozial- und Kommunikationskompetenz: Hierzu zählen vor allem die sogenannten Soft Skills, etwa die Netzwerkkompetenz und Präsentationssicherheit, aber auch beispielsweise die Empathiefähigkeit.
- Personale Kompetenz: Hierunter fallen beispielsweise die Fähigkeit zu Selbstmanagement und Selbstreflexion oder die Lernkompetenz von Mitarbeitenden.
Mit der Erfassung von Mitarbeiterprofilen erfüllt der Talent Pool eine wesentliche Funktion, wenn es darum geht, das Unternehmen auf neue Markterfordernisse einzustellen oder die Nachfolge für Schlüsselpositionen vorzubereiten. Denn der Talent Pool verschafft dem HR-Bereich einen Überblick zum Kompetenzniveau im Unternehmen und hilft so bei der Planung von Entwicklungsmaßnahmen. (Lesen Sie dazu auch unseren Beitrag "Kompetenzmanagement in Unternehmen").
Talent Pool im Recruiting
Damit profitieren auch das Recruiting von einem internen Talent Pool: Einerseits kann es die Anforderungsprofile für eine bestimmte Position leicht nachvollziehen. Andererseits dient der Talent Pool selbst als Instrument der Personalgewinnung. So können die Recruiterinnen und Recruiter über diese Datenbank gezielt im eigenen Unternehmen nach passenden Personen suchen.
Vom internen Talent Pool zum Kandidatenpool
Ein rein interner Talent Pool ist allerdings nicht ausreichend für das Recruiting. Für die Personalgewinnung gilt es, die bestehende Datenbank der internen Talente durch externe Talente zu ergänzen. Dann spricht man meist von einem Kandidatenpool - eine Datenbank mit Talenten, die man künftig im Sinne des Active Sourcings direkt ansprechen kann (einen Überblick finden Sie auf unserer Themenseite Active Sourcing).
Zu den externen Talenten zählen ehemalige Mitarbeitende genauso wie vielversprechende Bewerberinnen und Bewerber, die sich schon einmal auf eine Stelle im Unternehmen beworben haben. Auch Fachkräfte, die beim Active Sourcing gefunden werden und die bisher noch keinen Kontakt zum Unternehmen hatten, können dort aufgenommen und bei Bedarf angesprochen werden. Beim Aufbau eines Bewerber- oder Kandidatenpools gilt es unbedingt, die Vorgaben der europäischen Datenschutzgrundverordnung DSGVO zu beachten.
Bewerberpool: Nur die besten auswählen
Häufig werden die Begriffe Kandidatenpool und Bewerberpool synonym verwendet. Allerdings bezeichnet ein Bewerberpool im eigentlichen Wortsinn die Grundgesamtheit aller Bewerber auf eine Stelle. In den Kandidatenpool werden hingegen nur Talente aufgenommen, die das Unternehmen künftig nochmals ansprechen will.
Kandidatenpool: Vorteile einer umfangreichen Datenbank
Der Kandidatenpool zielt also auf langfristiges Talent Relationship Management – ein Prinzip, mit dem zahlreiche Personalberatungen sehr erfolgreich sind. Der Kerngedanke ist, interessante Kandidatinnen und Kandidaten im Voraus ausfindig zu machen, sie im Kandidatenpool zu erfassen und bei Bedarf mit passenden Jobangeboten anzusprechen. Einige Vorteile des Kandidatenpools sind zum Beispiel:
- Kürzere Time-to-Hire: Bei Personalbedarf kann das Recruiting zum Beispiel ehemalige Werkstudierende oder Praktikantinnen/ Praktikanten kontaktieren, die in der Zwischenzeit ihr Studium abgeschlossen haben. So lässt sich die Besetzungszeit verkürzen.
- Kürzere Einarbeitungsphase: Ehemalige Mitarbeitende kennen viele Abläufe im Unternehmen bereits. Werden sie besetzt, kann die Onboarding-Phase gegebenenfalls kürzer ausfallen.
- Hohe Besetzungswahrscheinlichkeit: Kandidatinnen und Kandidaten, die sich schon einmal auf eine Stelle beworben hatten, waren zur Zeit ihrer Bewerbung offensichtlich bereit, für das Unternehmen zu arbeiten. Die Motivation, eine ähnliche Stelle beim selben Arbeitgeber anzutreten, dürfte daher hoch sein.
Braucht jeder einen Talent Pool?
Ein Talent Pool oder Kandidatenpool bietet für Unternehmen zweifellos viele Vorteile. Der Aufbau und die Pflege einer solchen HR-Datenbank sind jedoch aufwändig - und gerade vor dem Hintergrund des Datenschutzes nicht ganz einfach zu gestalten. Je nach Unternehmen kann es daher sinnvoll sein, nicht gleich alle Möglichkeiten des Talent Pools auszuschöpfen. So ist es etwa denkbar, zunächst einen internen Talent Pool ausschließlich für die Personalentwicklung zu nutzen.
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