Copetri Convention: Premiere geglückt

Es war ein Wagnis, mitten in der Coronapandemie eine neue Vor-Ort-Veranstaltung zu planen. Nun hatte die Copetri Convention in der Eventlocation Fredenhagen in Offenbach am 31. Mai und 1. Juni 2022 ihre Premiere. Zum Debüt kamen 2.524 Besucherinnen und Besucher.

Das Wetter spielte mit: Bei Sonnenschein erlebte die erste Copetri Convention ihren Einstand. So konnte das Areal der Eventlocation Fredenhagen mit weitläufigen Außenflächen seinen vollen Charme versprühen. Nicht nur in der Haupthalle, auch draußen standen verschiedene Bühnen, Zelte und Foodtrucks bereit. Es herrschte Festivalatmosphäre. Im Innenbereich belegten laut Hallenplan 65 Aussteller die Stände, die aus Holz gefertigt waren. Mehr als 130 Slots mit Keynotes, Vorträgen, Deep Dives, Panels und Workshops umfasste das Programm.

Motto der Copetri Convention: Bridging Perspectives

"Die Themen People, Transformation und Innovation gehören zusammen. Wir möchten sie mit einem marktfähigen Angebot zusammenführen", erklärte Initiator Ralf Hocke bei der Eröffnung die Idee von Copetri. Sich nachhaltig zukunftsfähig aufzustellen, inhaltlich und in der Messekonzeption – das sei das Anliegen. "Wir müssen bridgen, in die Breite und in die Tiefe", so der ehemalige Geschäftsführer von Spring Messe Management, dem Veranstalter der Messe Zukunft Personal Europe (zum Hintergrund lesen Sie unser Interview mit den Copetri-Gründern). Man habe viele Räume der Begegnung und Vernetzungsmöglichkeiten geschaffen, so Co-Founderin Nadine Jäger. "Nehmt es uns nicht krumm, wenn mal etwas schief geht", ergänzte sie mit Hinweis darauf, dass es sich um eine Erstveranstaltung handelt.

Keynote von Sascha Lobo: Alle sind der Stau

"Man kann nicht nicht über die Pandemie sprechen", befand Autor Sascha Lobo in der anschließenden Eröffnungskeynote. Es hätten Veränderungen in den Köpfen stattgefunden. Doch in Sachen Digitalisierung rangiere Deutschland noch weit hinten – beim Glasfaserausbau etwas gleichauf mit Angola, einem Land im Bürgerkrieg. Damit der Wohlstand erhalten bleibe, sollen laut dem Digitalexperten alle ihren Teil der Verantwortung tragen, auch die Unternehmen. Der exponentielle Fortschritt führe einerseits zu einer Bildungsaufgabe: Geschätzte 40 Prozent der aktuellen Skills von Mitarbeitenden gelte es in den nächsten fünf Jahren weiterzuentwickeln. Arbeitgeber könnten Beschäftigten zwei bis drei Tage Homeoffice pro Woche nicht mehr verwehren. Doch nicht die Unternehmen transformierten, sondern alle Mitarbeitenden. "Ihr steht nicht im Stau, Ihr seid der Stau", so Lobo.

Auf der Suche nach dem passenden Handlungsrahmen

In der anschließenden Paneldiskussion nahm Prof. Dr. Stephan Fischer eine etwas andere Perspektive ein. "Mitarbeitende transformieren, aber auch Strukturen auf der Unternehmensebene sind wichtig. Arbeitgeber definieren den Handlungsrahmen." Ein zu viel an Regulierung – ob von Seiten der Gesetzgebung oder durch Unternehmen – könne Innovation verhindern. Einig waren sich die Panelisten aber in ihrer optimistischen Haltung, dass künftig ethische Dimensionen eine größere Rolle spielen. "Nachhaltigkeit hat die Unternehmen bisher nicht interessiert. Jetzt, durch neue Regelungen passiert etwas", so der Professor, der im Vorfeld der Veranstaltung auch als einer der Mitglieder in den Copetri Circles teilnahm. Dort kamen Personen aus Praxis, Beratung und Forschung in Austauschrunden zusammen, um konkrete Handlungsempfehlungen und Lösungen für Unternehmen zu den Themen Maturity, Nachhaltigkeit, New Work, Skills und Zukunftsszenarien zu erarbeiten.

Copetri Circles: Bleibt das Momentum?

Entstanden ist in den Circles etwa ein Selbst-Check für New Work, der eine wertfreie und individuelle Analyse des Status der eigenen Organisation abbilden und Anknüpfungspunkte für die Organisationsentwicklung ermöglichen soll. Außerdem ist ein Maturity Assessement, ein Reifegradmodell für die Bereiche People und Transformation, auf dem Weg. Anhand eines Fragensets solle eine Ist-Analyse Aufschluss darüber geben, wo Unternehmen stehen und was sie verbessern können. Eine Auswahl an Circle-Mitgliedern stellte die Ergebnisse auf der Convention vor – etwas abseits vom Geschehen in der sogenannten Garden Stage. Aus den Reihen der Mitglieder war zu hören, dass die Arbeit inspirierend, aber auch aufwändig sei. Einige Circle-Teilnehmenden kündigten bereits an, sich von der Pro-Bono-Arbeit zurückzuziehen. Außerdem ist unklar, was mit den Ergebnissen geschehen soll, die für die Copetri erarbeitet wurden. Neue Circle-Mitglieder sind aber willkommen – eine kurze Bewerbung über ein Formular genügt.

Vernetzung als Motor für das Event

Über die Copetri Circles konnte die Veranstaltung zahlreiche bekannte Expertinnen und Experten mit eigenen Netzwerken wie Rupert Felder, Head of HR der Heidelberg Group, Norbert Janzen, Global Director HR Transformation der Metro AG, die Berater Sabine und Alexander Kluge, Persoblogger Stefan Scheller, Prof. Torsten Petry von der Hochschule RheinMain oder ICR-Director Wolfgang Brickwedde als Akteure für das Programm gewinnen. Darüber hinaus waren einige Manager und Managerinnen aus der ersten Reihe als Speaker dabei – darunter Sirka Laudon, Vorständin People Experience bei Axa, mit Mirjam Pütz, Vorsitzende der Geschäftsführung der WM Gruppe, oder Jörg Staff Vorstand People & Business Services Atruvia AG.

Die kleine re:publica für HR

Auch bestehende Formate fanden auf der Convention ihren Platz: Haufe brachte etwa seine "Amazing People Conference" in ein eigenes kleines Messezelt und die "Fuckup Nights Frankfurt" waren mit ihrem Veranstaltungsformat ein Hauptakt zum Ausklang des ersten Veranstaltungstages. Neben klassischen Vorträgen liefen zahlreiche Workshops, die stark nachgefragt und teilweise ausgebucht waren. Manche Räumlichkeiten waren beengt und litten unter einer lauten Messeakustik. Die hohe Programmdichte mit sechs Stages und neun Thementracks kam aber gut an, zumindest bei den meisten Besucherinnen und Besuchern. Darunter waren viele junge Menschen aus HR und Organisationsentwicklung und einige Studierende. Das Setting erinnerte stark an das Digital-Festival re:publica in Berlin – nur in klein und mit dem Standort Offenbach etwas ab vom Schuss.

Eventformat der Zukunft?

Unter den Ausstellern war die Resonanz weniger euphorisch. Die meisten lobten zwar die Organisation, obwohl die Copetri Convention am ersten Veranstaltungstag vom bundesweiten EC-Lesegerät-Problem betroffen war und sich gegen Mittag lange Schlangen an der Foodtrucks bildeten. Breite Anerkennung fanden die Location und der Mut für das neue Konzept. Allerdings waren die Stände nur wenig frequentiert – die Gäste tummelten sich bei schönem Wetter lieber im Freien und bei den Bühnen. Dennoch blieb die Kritik verhalten.

Die Pandemie könnte auch bei den Anbietern ein Umdenken bewirken. Denn viele Menschen suchen den Austausch und das Erlebnis vor Ort. Die Copetri schaffte ein außergewöhnliches Erlebnis und mobilisierte eine beachtliche Zahl an Besucherinnen und Besuchern, obwohl die Konkurrenz groß war: In derselben Woche fanden die Messe Learntec in Karlsruhe, die Konferenz "Work Awesome" in Berlin und die "Work in Progress" in Düsseldorf statt. Die etablierten Veranstalter dürfte die neue Konkurrenz nervös machen - die Copetri jedenfalls setzte einen neuen Benchmark im Messe- und Kongressmarkt. Die nächste Convention soll im Mai 2023 stattfinden.


Das könnte Sie auch interessieren:

Wichtige HR-Termine des Jahres 2022 im Überblick

HR in der Crunch Time: Kienbaum People Convention 2022

Startup Copetri: Interview mit den Gründern zur Grundidee