Musterbrüche als Notwendigkeit für Veränderung
Am 27. Juni 2024 versammelten sich rund 200 Gäste bei HR Pepper in Berlin zum jährlichen Hoffest – darunter ehemalige und aktuelle Mitarbeitende der Unternehmensberatung, Kundinnen und Kunden, Kooperationspartner sowie Führungskräfte und Personalverantwortliche aus verschiedenen Branchen. Sie sprachen auf der Open-Air-Veranstaltung darüber, was Unternehmen und HR derzeit bewegt und was es für erfolgreiche Transformationen braucht. Wie jedes Jahr stand das Fest unter einem Motto, das die aktuellen politischen und gesellschaftlichen Herausforderungen aufgreift. Diesmal lautete das Thema "Musterbruch".
KI folgt bewährten Muster, Menschen nicht
Kerstin Prothmann, Partnerin von HR Pepper, leitete als Moderatorin das Motto ein: Obwohl uns Muster im Alltag Struktur geben, sei es oft notwendig, sie zu brechen. Ein Musterbruch biete Raum für Innovation und neue Lösungen. Prothmann forderte die Teilnehmenden auf, ihre eigenen individuellen Muster zu hinterfragen und neue Denkansätze zu wagen. Gleichzeitig ginge es darum, bewährte Strukturen zu schützen, wie etwa unsere Demokratie – ein Balanceakt, der Mut und Kraft erfordert.
In der Begrüßung sprach Matthias Meifert, Gründer und Managing Partner von HR Pepper, mit dem Bestsellerautor Sebastian Fitzek. Fitzek ist dafür bekannt, den konservativen Kulturbetrieb auf den Kopf zu stellen, und gab bereits mit Lesungen an außergewöhnlichen Orten wie zum Beispiel in einer Trauerhalle Einblicke in seine Psychothriller. Er betont die Bedeutung von Musterbrüchen im kreativen Schaffen. "Ich mag es nicht, mich zu wiederholen", sagte Fitzek. Kreativität lebe von zufälligen Begegnungen und dem Mut, neue Wege zu gehen. Das, so Fitzek, könne eine künstliche Intelligenz, die Bücher schreibt, nie leisten. Sie wird immer bewährten Mustern folgen, um zu gefallen, während reale Menschen mit einer anderen Motivation schreiben: Sie wollen eine Geschichte erzählen, brechen dafür auch bewusst gewohnte Muster. Schon allein deshalb werde Kunst von Menschen trotz Fortschritt in der KI-Entwicklung immer existieren.
Erste Erkenntnisse aus dem New-Work-Barometer
Es folgten Panels, in denen es um aktuelle Entwicklungen – und Musterbrüche – in Unternehmen und HR ging. So präsentierte Carsten C. Schermuly, Professor für Wirtschaftspsychologie an der SRH Berlin, im Science Panel die ersten Erkenntnisse aus dem "New Work Barometer 2024". Für die Studie in Zusammenarbeit mit dem Personalmagazin befragt er jährlich Vertreterinnen und Vertreter aus Unternehmen zu ihrem Verständnis von New Work und den angewandten Maßnahmen. Dieses Jahr lagen die Schwerpunkte auf den Themen Haltung und Homeoffice. Die Ergebnisse sind bisher unveröffentlicht; sie zeigen unter anderem, welcher Zusammenhang zwischen der Innovationsleistung eines Unternehmens und den Zielen besteht, auf die es sich konzentriert. Zudem ermittelte die Studie die idealen Homeoffice-Zeiten und -Regelungen für maximale Organisations- und Innovationsleistung. Die vollständigen Ergebnisse werden in der Ausgabe 10 des Personalmagazins (Erscheinungstermin: 11. September 2024) veröffentlicht.
Einblick in persönliche Musterbrüche
Letzter Programmpunkt auf der Bühne im Hof war der Late Afternoon Talk. Matthias Haller, Chefredakteur des Personalmagazins, sprach mit drei Gästen über ihre persönlichen Musterbrüche. Der ehemalige SAP-Personalchef Cawa Younosi erzählte unter anderem davon, welche Herausforderungen ihm als Nicht-Akademiker-Kind in seinem Studium der Rechtswissenschaften begegnet sind und wie er diese gemeistert hat. Zudem betonte er, dass HR nicht nur mit Strategie verbunden werden sollte, sondern auch die Chance bietet, Menschen zu überzeugen und zu inspirieren. Er habe bereits nach wenigen Monaten als Personalchef bei SAP in einer Pferdemaske auf der Bühne getanzt und eine Hundekita einführen wollen. Sein letzter Musterbruch war es, SAP nach vielen Jahren zu verlassen. Aktuell schreibt Younosi ein Buch über seine persönliche Geschichte.
Gioanna Niessen, Vice President Labour Relations & Transformation bei Robert Bosch, berichtete in dem Panel von ihrer steilen Karriere in einem männlich dominierten Umfeld. Zudem teilte sie ihre Beobachtung, dass sie als Transformationsbegleiterin immer wieder Muster in den Köpfen anderer Menschen bricht – und dass man ihr einmal das Feedback gegeben habe, sie sei "zu glücklich" und würde kompetenter wirken, wenn sie weniger lachen würde. Ein großer Musterbruch wäre es für sie aber vor allem, wenn sie "mal länger als ein Jahr das gleiche machen" würde – denn bisher hatte sie ein sehr bewegtes Leben.
Matthias Meifert merkte außerdem an, dass es Aufgabe von ihm als Berater sei, Top-Führungskräfte zu irritieren und deren Muster infrage zu stellen. Das sei notwendig, um Transformationen anzustoßen, führe aber oft auch zu Widerständen. Dabei sei es wichtig, optimistisch zu bleiben und ein positives Narrativ zu vermitteln, um den Herausforderungen des Fachkräftemangels und der Digitalisierung zu begegnen. Sein größter persönlicher Musterbruch? "Als Professor in Hamburg in der Probezeit gekündigt zu werden."
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