Die großen Personalkongresse 2011
DGFP: Provokante Casting-Diskussion
"Personalmanagement integriert - individuell - flexibel - vielfältig" war das Motto des DGFP-Kongresses. Dieses zog sich durch die gesamten Plenumsvorträge. Heiner Geißler hielt sich in seiner Keynote ebenso an dieses Leitmotiv wie Thomas Sattelberger und Stefan Lauer.
Ein - wenn auch eher humoristischer - Höhepunkt mit provokanten Thesen und einem regen Schlagabtausch war der Personal-Talk, bei dem diesmal vier externe „Experten" aus der Medienwelt auf der Bühne saßen. Als Flop erwies sich die interaktive Befragung der Kongressteilnehmer im Open-Space-Format. Auf einen Großteil der Fragen zu aktuellen HR-Trends antworteten die Teilnehmer unentschlossen. Heißt das, dass sich Personalarbeit in den Unternehmen noch im Findungsprozess befindet oder dass es keine wirklichen Trends gibt?
Zwei Anregungen für das Denken und Handeln in HR: "Ich arbeite fast nur mit Frauen zusammen, weil ich diese Hahnenkämpfe unter Männern nicht mag", so Casting-Kandidat Daniel Küblböck, der inzwischen sieben Mitarbeiter(innen) beschäftigt. Frauenquotendiskussion einmal anders. „Ich habe vor allem Leute eingestellt, die das große Latinum und möglichst auch Griechisch gelernt haben. Diese Sprachen lehren das Denken", meinte Dr. Heiner Geißler.
Fazit: Eine Veranstaltung mit mittlerem Innovationsgehalt. Neue Formate wie das Open-Space-Forum bringen nicht viel frischen Wind. Auch die Praxisnähe war eher mittelmäßig. Diskussionen und Vorträge befanden sich eher auf akademischem Niveau. Für einen hohen Netzwerkfaktor sorgte die Abendveranstaltung durch die eng gestellten Tischreihen. Da kam man zwangsläufig ins Gespräch, etwa über den Zwang, Blumengirlanden tragen zu müssen.
BPM: Die Nacht der Personaler
Der BPM-Kongress stand unter dem Motto "Die Zukunft gestalten" - dies schien den Veranstaltern jedoch kaum der Erwähnung wert zu sein. Vielmehr war das Event selbst die Botschaft. Und diese kam an - bei 1.400 Besuchern.
Zum Höhepunkt hätte die "Nacht der Personaler" im Admiralspalast werden können, denn die Inszenierung beherrschen die Kongressveranstalter perfekt. Doch eine uninspirierte Festrede von Klaus von Dohnanyi trübte das Erlebnis. Der Flop der Veranstaltung war die Keynote von Professor Fredmund Malik, der die "Syntegration" anpries - ein Verfahren, das von Maliks Unternehmensberatung angewandt und versilbert wird. Wie es genau funktioniert, wurde jedoch nicht klar.
Zwei Anregungen für das Denken und Handeln in HR: "Schluss mit Arbeitsgruppen und Leitsätzen. Die Mitarbeiter sind sie leid", empfahl Bahnchef Rüdiger Grube. "Vergessen Sie die Mär von den opportunistischen Jobnomaden. Die Mehrheit liebt stabile Arbeitsverhältnisse", riet Demoskopin Renate Köcher.
Fazit: Eine Veranstaltung mit mittlerem Innovationsgehalt. Die Stärke liegt eher in der Vielfalt an Themen und Besuchern. Die Praxisnähe war hoch. Alle maßgeblichen Themen und Handlungsfelder wurden abgearbeitet. Mittelmäßig gestaltete sich der Netzwerkfaktor. Zwar garantiert die Größe der Veranstaltung unzählige Kontaktgelegenheiten. Die Gefahr, in der Menge unterzugehen, ist aber hoch. Mit interaktiven Formaten geht der Veranstalter dagegen an.
HR Alliance: Akteure mit Herzblut
Das Zukunftsforum Personal sendete folgende Appelle aus: Mehr Demokratie im Unternehmen wagen, Reparaturbetrieb sein für eigene wie gesamtgesellschaftliche Versäumnisse, Inklusion der Benachteiligten anstreben.
Der Höhepunkt der Veranstaltung war ein Schlagabtausch zwischen Professor Jutta Allmendinger und HR-Alliance-Vorstand Oliver Maassen, bei dem Letzterer gehörig ins Schwitzen kam. Allmendinger sezierte scharf, humorvoll und wohlmeinend Sprache, Denken und Handeln der "HR Community". Als Flop der Veranstaltung ist die Vergabe der HR Alliance Awards im Augustinerkeller zu sehen. Das zünftige und bierseelige Ambiente war nicht der richtige Rahmen, der Moderator kaum zu verstehen. Drei Anregungen für das Denken und Handeln in HR: "Wir müssen die quasi-indische Kastenpolitik in unserem Talentmanagement überwinden! Und Führungskräfte sollten gewählt werden", sagte Thomas Sattelberger. "Beim Enterprise 2.0 geht es vor allem um Kultur, weniger um Technik", meinte Gero Hesse. Und Stefan Lauer merkte an: "Wir müssen die Brücke zwischen Ego und Wir bauen. Nur mit Sozialpolitik können wir Unternehmen nicht führen."
Fazit: Hoch war der Innovationsgehalt - sowohl bei Themen als auch bei Formaten. Mittelmäßig war die Praxisnähe. Nur die Workshops bewahrten die Teilnehmer davor, sich in gesellschaftspolitischen Höhen zu verlieren. Der hohe Netzwerkfaktor hat seine Ursachen in der eingeschworenen Fangemeinde und der überschaubaren Größe.
Autoren: Daniela Furkel, Randolf Jessl (Personalmagazin)
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