Nachhaltige Mobilitätskonzepte ausgezeichnet
Immer mehr deutsche Arbeitnehmer legen immer weitere Strecken zur Arbeit zurück, belegt die eine Statistik des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung. Pendler leiden unter dem Stress, die Umwelt unter den Abgasen und dem Lärm, die Unternehmen unter teils hohen Kosten für Parkflächen oder eine schlechte Erreichbarkeit. Unternehmen können mit einem nachhaltigen Mobilitätsmanagement dazu beitragen, die Arbeitswege für die Mitarbeiter bequemer und schneller zu gestalten – was nicht zuletzt zur Arbeitgeberattraktivität beiträgt.
Initiative "mobil gewinnt"
Um dies zu fördern haben das Bundesumweltministerium (BMUB) und das Bundesverkehrsministerium (BMVI) gemeinsam die Initiative "mobil gewinnt" ins Leben gerufen: Sie unterstützt Betriebe, die sich für nachhaltige Mobilität engagieren – innerbetrieblich, auf Geschäftsreisen und auch auf den Arbeitswegen der Beschäftigten. Dazu gehört es, den Autoverkehr effizienter zu gestalten und die Nutzung von Fahrrädern und öffentlichen Verkehrsmitteln zu fördern.
Wettbewerb für Mobilitätskonzepte
Teil der Initiative war ein bundesweiter Ideenwettbewerb, an dem private wie öffentlichen Unternehmen teilnehmen konnten. Nun wurden die zwölf Gewinner gekürt, die kreative und vorbildhafte Ideen für bessere Arbeitswege und umweltschonende Mobilität eingereicht hatten. Zusätzlich wurden 14 weitere Ideen ausgezeichnet. Neben dem Preisgeld von je 2.000 Euro erhalten alle Preisträger die Chance auf eine Förderung durch das BMVI. Mithilfe dieser finanziellen Mittel sollen die Gewinner ihre geplanten Maßnahmen realisieren.
Die Hauptpreisträger des Wettbewerbs "mobil gewinnt"
Kategorie "Kleine und mittlere Betriebe" (bis zu 249 Mitarbeiter):
Ad Agencies (Düsseldorf): Das Konzept sieht ein Mobilitätsbudget vor, mit dem Mitarbeiter flexibel und selbstbestimmt zwischen Dienstwagen-, Bahn-, Carsharing- und Dienstfahrradnutzung wählen können. Darüber hinaus sollen unter anderem Parkplätze in Fahrradstellplätze umgewandelt, Ladestationen errichtet und E-Roller angeschafft werden.
Baugenossenschaft Freie Scholle eG (Bielefeld): In ihrem Konzept skizziert die Baugenossenschaft die Idee eines solidarisch finanzierten Mobilitätspakets für Genossenschaftsmitglieder einer Wohnsiedlung. Dieses Paket umfasst unter anderem die Bereitstellung von Leih- und Lastenrädern, ÖPNV-Tickets sowie den Bau von Carsharing-Stellplätzen und Ladestationen.
CJD Berufsförderungswerk Koblenz (Koblenz, Vallendar): Das gemeinnützige Unternehmen plant neben der Anschaffung von Elektroautos und Pedelecs, die mit eigenem Solarstrom geladen werden sollen, unter anderem die Förderung von Fahrgemeinschaften und den Bau einer Fahrradverleihstation.
Kategorie "Großbetriebe" (mindestens 250 Mitarbeiter)
Alnatura Produktions- & Handels GmbH (Darmstadt): Das Unternehmen konzentriert sich auf die Förderung der ÖPNV- und Fahrradnutzung. Unter anderem sollen ein Fahrradparkhaus mit Lade- und Reparaturmöglichkeiten, Duschen und Umkleiden errichtet und eine bessere Anbindung an Bus und Bahn geschaffen werden. Darüber hinaus umfasst das Konzept eine Fahrgemeinschaftsbörse, Carsharing-Stationen und eine Mobilitätsgarantie, damit Beschäftigte verlässlich ans Ziel kommen.
MV Werft Wismar GmbH (Wismar): Aufgrund steigender Mitarbeiterzahlen möchte das Unternehmen Anreize für die Nutzung des Umweltverbundes schaffen. Dabei plant die MV Werft Wismar GmbH unter anderem einen externen Pendlerparkplatz mit Shuttleanbindung, die Bereitstellung von Jobtickets, den Bau von Fahrradstationen sowie eine Online-Plattform für die Bildung von Fahrgemeinschaften.
Nassausche Heimstätte Wohnstadt (Frankfurt a.M.): Das Konzept dieses Betriebs sieht alternative Mobilitätsangebote an Dienststätten und Wohnanlagen vor. Dabei sollen unter anderem induktiv aufladbare Pedelecs sowie E-Lastenräder zur dienstlichen und privaten Nutzung bereitstehen. Zur Finanzierung der Räder ist die Einführung des Dienstrad-Leasings geplant. Außerdem möchte das Unternehmen Kredite zur Anschaffung von privaten E-Fahrzeugen bereitstellen.
Kategorie "Überbetriebliche Verbundprojekte"
BSH Haushaltsgeräte GmbH (Traunreut): Um den Parkdruck zu verringern, sieht das Konzept des Unternehmens einen Werksrufbus und einen autonomen Rundbus auf dem Werksgelände vor. Des Weiteren plant die BSH Haushaltsgeräte GmbH Fahrrad- und E-Bike-Stationen zu bauen, E-Fahrzeuge anzuschaffen und eine Mitfahrplattform, die den Anforderungen des Schichtbetriebs gerecht wird.
Garant Türen und Zargen GmbH (Gewerbegebiet Erfurter Kreuz): Mit einer unternehmensübergreifenden Mitfahrbörse und Carsharing-Bussen zielt der Türenhersteller darauf ab, den Pkw-Verkehr am Unternehmensstandort zu halbieren. Hierfür möchte das Unternehmen neben der Einführung eines Mobilitätsbudgets und eines Dienstrad-Leasings auch den Ausbau von Radwegen realisieren.
Stadtwerke Bielefeld (Bielefeld): Durch den Bau von Pedelec-Ladestationen, Fahrradboxen und die Bereitstellung von Fahrradanhängern möchten die Stadtwerke Bielefeld das Fahrradfahren fördern. Darüber hinaus plant das Unternehmen Mitfahrbänke im öffentlichen Raum zu errichten und Kleinbusse für die Bildung von Fahrgemeinschaften bereitzustellen.
Kategorie "Öffentlich-private Kooperationen"
Forschungszentrum Jülich (Jülich): Das Forschungszentrum Jülich plant, Mitarbeitern einen On-Demand-Pendlerservice mit Bussen bereitzustellen. Die intelligent gerouteten Fahrzeuge sollen mit Arbeitsplätzen und W-Lan ausgestattet und vom Nutzer per App buchbar sein.
Stadtwerke Pfaffenhofen (Pfaffenhofen): Die Stadtwerke Pfaffenhofen konnten die Jury mit einem Carsharing-Konzept überzeugen. Eigene Mitarbeiter, Beschäftigte fremder Betriebe und Bürger sollen Fahrzeuge, Pedelecs und Lastenräder des Unternehmens in Zukunft über ein Carsharing-System nutzen können. Darüber hinaus sieht das Konzept unter anderem ein Mobilitätsbudget vor sowie eine Abwrackprämie, um den Kauf von Elektrorollern anzukurbeln.
Wala Heilmittel (Bad Boll): Mithilfe eines Anreisemanagement-Tools möchte das Unternehmen die Anfahrt von Gästen und Besuchern bewusst steuern. Weiterhin soll ein breites Mobilitätsangebot im ländlichen Raum unter anderem durch die sinnvolle Verknüpfung von Fahrrad- und Pedelec-Anlagen mit ÖPNV-Anschlüssen erreicht werden. Kommunikationsmaßnahmen, die auf eine Änderung des Mobilitätsverhaltens abzielen, runden das Konzept ab.
Kostenlose Erstberatungen für Betriebe
Unterstützung bei der Entwicklung passender Ideen bieten zudem kostenlose Erstberatungen, die Teil der Initiative sind. Insgesamt 150 Betriebe und Einrichtungen können diese Mobilitätsberatung in Anspruch nehmen. Bis Februar 2018 können sich die Unternehmen dafür noch bewerben.
Weitere Informationen zur Initiative "mobil gewinnt" und zu der kostenfreien Erstberatung erhalten Sie unter www.mobil-gewinnt.de.
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