Knieprothesenwechsel: Große Qualitätsunterschiede zwischen Kliniken
Im Mittel kommt es bei knapp 8 Prozent aller Patienten zu Komplikationen. Es zeigen sich – wie auch bei den anderen planbaren chirurgischen Eingriffen – deutliche Unterschiede in der Behandlungsqualität zwischen den einzelnen Krankenhäusern. Im Viertel der Kliniken, die am besten abschneiden, liegt die Gesamt-Komplikationsrate bei höchstens 5,1 Prozent. Im Viertel mit der schlechtesten gemessenen Behandlungsqualität ist die Komplikationsrate mit mindestens 10,8 Prozent dagegen mehr als doppelt so hoch.
Knieprothesenwechsel komplikationsträchtiger als Erstimplantation
Die Ergebnisse spiegeln wider, dass der Wechseleingriff am Kniegelenk komplikationsträchtiger ist als die Erstimplantation eines künstlichen Knies. Mögliche Komplikationen sind zum Beispiel eine fehlerhafte Lage des Implantats oder das Entstehen von Wundinfektionen. Als Folge müssen im Mittel 7,6 Prozent der Patienten innerhalb eines Jahres nach dem Prothesenwechsel erneut operiert werden. Erst die Weiterverfolgung über den ersten Klinikaufenthalt hinaus zeigt Erfolg oder Misserfolg der Wechsel-OP. Darum wird in den QSR-Analysen der gesamte Behandlungsverlauf der AOK-versicherten Patienten ausgewertet.
Viele Kliniken machen nur wenige Knieprothesenwechsel pro Jahr
In den QSR-Vergleich einbezogen wurden nur Kliniken, die innerhalb von fünf Jahren mindestens 30 AOK-Versicherte operiert haben. Bundesweit erreichten nur 264 Kliniken diese Fallzahl. Insgesamt bieten aber rund 1.000 Krankenhäuser in Deutschland die OP an. Die Auswertungen des WIdO zeigen hier erneut, dass schwierige Operationen in vielen Kliniken selten und in wenigen Zentren häufig stattfinden. Dabei ist der Zusammenhang zwischen hohen Fallzahlen und einer guten Ergebnisqualität bei endoprothetischen Operationen – darunter auch für den Knieprothesenwechsel – in Studien gut belegt. Da aus statistischen Gründen bei sehr geringen Fallzahlen keine klinikindividuelle Qualitätsbewertung möglich ist, wird im Krankenhausnavigator explizit darauf hingewiesen, dass Kliniken mit wenig Wechseloperationen im Durchschnitt mehr Komplikationen haben. Patientinnen und Patienten sollten sich bei einer solch komplizierten Operation für eine Klinik mit viel Erfahrung und Routine entscheiden.
QSR-Verfahren sorgt für fairen Klinikvergleich
Das seit 2002 vom Wissenschaftlichen Institut der AOK entwickelte QSR-Verfahren ermöglicht durch Auswertung von Abrechnungsdaten der Kliniken und niedergelassenen Ärzte eine Messung der Behandlungsqualität über den eigentlichen Krankenhausaufenthalt hinaus: Berücksichtigt werden auch Komplikationen und Folgeereignisse wie Revisions-OPs, die innerhalb eines Jahres nach der Entlassung des Patienten auftreten. Ein aufwändiges statistisches Verfahren, das unter anderem Alter, Geschlecht und bereits bestehende Grunderkrankungen der Patienten berücksichtigt, sorgt für einen fairen Vergleich der Kliniken. Das Verfahren zur Qualitätssicherung mit Routinedaten wird unter Beteiligung von Fachexperten der jeweiligen medizinischen Fachgebiete ständig weiterentwickelt und ausgebaut.
Die Ergebnisse der Auswertungen werden automatisch angezeigt, wenn ein Nutzer des AOK-Navigators nach Informationen zu einer der Behandlungen sucht, zu denen QSR-Daten vorliegen. Aktuell sind dies neben dem Knieprothesenwechsel folgende Behandlungen: Einsatz eines künstlichen Knie- oder Hüftgelenkes bei Arthrose, Operation nach hüftgelenksnahen Oberschenkelbruch, Hüftprothesenwechsel, Gallenblasenentfernungen bei Gallensteinen, Blinddarmentfernungen, Leistenbruch OPs, Operationen bei gutartiger Prostatavergrößerung und zur Prostataentfernung bei Prostatakrebs sowie therapeutische Herzkatheter (PCI) bei Patienten ohne Herzinfarkt. Auch für diese Behandlungen sind die Bewertungen der Krankenhäuser jetzt aktualisiert worden.
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