Rehabilitation: Was eine geriatrische Reha bringt

Eine Reha ist nicht nur bei gebrochenen Knochen sinnvoll: Älteren Menschen kann sie helfen, im Alltag wieder selbstständiger zu werden. Einen Therapieplatz zu bekommen, ist oft schwierig. Und nicht jeder Arzt darf Patienten überweisen.

Alte und pflegebedürftige Menschen sind im klassischen Sinne nicht rehabilitationsfähig. Das heißt: Sie können nicht ausreichend daran mitwirken, nach einer Erkrankung wieder ins gesellschaftliche oder berufliche Leben eingegliedert zu werden. Bei der geriatrischen Rehabilitation (Reha) gelten andere Maßstäbe. Die Patienten sollen besonders solche Fähigkeiten trainieren, die ihnen helfen, im Alltag wieder besser klar zu kommen.

Die wichtigsten Fragen dazu im Überblick:

  • Was ist das Besondere an der geriatrischen Reha?

Die geriatrische Reha ist eine Sonderform der medizinischen Reha. Bei letzterer steht in der Regel eine Krankheit im Vordergrund: Nach einem Schlaganfall bekommen Patienten zum Beispiel eine neurologische Reha verschrieben, nach dem Einsetzen einer künstlichen Hüfte eine orthopädische. Viele ältere Menschen leiden aber an mehreren Krankheiten gleichzeitig. Bei einer geriatrischen Rehabilitation steht keine Indikation im Vordergrund. Es wird der Gesamtzustand des Patienten berücksichtig.

Ein weiterer Unterschied ist, dass eine geriatrische Reha auch pflegebedürftigen Menschen offen steht, erklärt Manfred Gogol, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Gerontologie und Geriatrie in Berlin. Eine herkömmliche medizinische Reha setze voraus, dass der Patient weitgehend selbstständig ist.

  • Wie läuft die geriatrische Reha ab?

Zum Anfang verschaffen Untersuchungen einen Überblick über die Beschwerden. Die Ärzte prüfen zum Beispiel, wie gut sich der Patient selbst versorgen kann, ob er Probleme beim Erinnern hat oder unter starken Stimmungsschwankungen leidet. Auf Basis dieser Informationen wird der Therapieplan erstellt. Üblich sind neben der ärztlichen Versorgung unter anderem Sprach- und Ergotherapie, Physiotherapie und aktivierende Pflege. Der Patient wird von Pflegekräften angeleitet, möglichst viele Alltagsaufgaben selbst zu erledigen. Normalerweise stehen mehrere Therapien am Tag auf dem Programm, je nach Belastbarkeit des Patienten.

  • An wen richtet sich die geriatrische Reha?

Die Patienten müssen bestimmte Kriterien erfüllen: Ein höheres Lebensalter - als Richtlinie gilt 70 Jahre und älter - und geriatrietypische Multimorbidität sind Voraussetzungen. Der Patient muss an mehreren Krankheiten leiden und typische Altersbeschwerden haben, etwa gehbehindert und wenig körperlich belastbar sein oder viele verschiedene Medikamente benötigen. Bei Über-80-Jährigen müsse nur eine schwere Krankheit vorliegen.

Die Patienten müssen rehabilitationsfähig sein, also aktiv an der Reha mitwirken können. Im Einzelfall ist schwierig zu beurteilen, ob z. B. ein Demenzkranker bei den Therapien mitarbeiten kann.

  • Was ist das Ziel der geriatrischen Reha?

Eine geriatrische Reha soll Behinderung oder Pflegebedürftigkeit abwenden oder beseitigen, Verschlimmerungen verhindern und mögliche Folgen mildern. Die Selbstständigkeit und Lebensqualität soll erhalten werden, so dass ein Patient nach der Reha z. B. wieder in der Lage ist, sich ohne Hilfe zu waschen und anzuziehen.

  • Wie bekommen Patienten an einen Therapieplatz?

Die geriatrische Reha folgt häufig auf eine Krankenhausbehandlung. Diese Anschlussheilbehandlung wird üblicherweise vom Krankenhaussozialdienst beantragt. Komplizierter wird es, wenn sich Patienten an ihren Hausarzt wenden: Nur Ärzte mit einer Zusatzausbildung dürfen eine Reha verordnen. Im Antragsverfahren müssen mehrere Formulare ausgefüllt werden. Auch der Medizinische Dienst der Krankenversicherung kann im Rahmen einer Pflegebegutachtung eine geriatrische Reha vorschlagen.

  • Das Bewilligungsverfahren

Der Reha-Antrag wird vom Kostenträger – in der Regel ist das die Krankenkasse - geprüft. Stimmt er zu, bekommt der Patient einen Bescheid, in dem die Dauer der Reha und eine Klinik genannt werden. Die geriatrische Reha findet selten ambulant statt. Meistens werden die Patienten in geriatrischen Abteilungen von Krankenhäusern oder in spezialisierten Einrichtungen behandelt.

  • Klinikwahl und Dauer

Wer in eine bestimmte Klinik möchte, sollte das bereits im Antrag festhalten. Die Krankenkassen müssen dem Wunsch aber nicht entsprechen. Geriatrische Patienten werden meist möglichst nah am Wohnort behandelt, da sie auch nach der Reha Unterstützung benötigen. Die Nähe der Angehörigen und deren Einbindung in die Behandlung wirken positiv.
Eine stationäre Reha dauert üblicherweise 21 Tage, sie wird jedoch von den Kostenträgern ggf. auf 14 Tage verkürzt.

dpa