Return on Resilience Investment (RORI)

Dass der Klimawandel Unternehmen vor große Herausforderungen stellt, wird täglich in den Nachrichten über Unwetterereignisse deutlich. Um tatsächlich aktiv zu werden, bedarf es jedoch eines konkreten Anstoßes. Dieser Artikel zeigt anhand konkreter Zahlen und Fallbeispiele, wie sich die Anpassung an den Klimawandel finanziell lohnt.

Das Konzept des Return on Resilience Investment (RORI)

Der RORI ist eine Kennzahl, die den finanziellen Nutzen von Investitionen in Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel quantifiziert. Die Kennzahl berücksichtigt sowohl den direkten als auch den indirekten Nutzen solcher Investitionen. Der RORI zeigt auf, wie viel Kapital durch die Vermeidung von Schäden und die Schaffung neuer Geschäftsmöglichkeiten erhalten oder gewonnen wird. Nach Angaben des Internationalen Währungsfonds (IWF) können Unternehmen vor allem durch verringerte Risiken und langfristige Kosteneinsparungen profitieren.

Die Berechnungsmethoden des RORI stammen ursprünglich aus der Entwicklungszusammenarbeit, wo sie zur Bewertung der Wirtschaftlichkeit von Projekten zur Verbesserung der Lebensgrundlagen und zur Schadensvermeidung eingesetzt wurden. Diese Methoden werden nun zunehmend auf den Unternehmenskontext übertragen, um den Nutzen von Klimawandelanpassungsmaßnahmen zu bewerten und zu quantifizieren. Die Herausforderung besteht darin, eine Vergleichsgröße zur traditionellen, eher Cashflow-basierten, Investitionsrechnung zu schaffen.

Unternehmensbeispiel RORI: Landwirtschaft

Die Landwirtschaft ist besonders anfällig für die Auswirkungen des Klimawandels. Unternehmen wie John Deere investieren in Präzisionslandwirtschaft, die den Wasserverbrauch optimiert und Ernteverluste minimiert. Eine Studie der Weltbank zeigt, dass Investitionen in Bewässerungstechnologien und Dürreschutzmaßnahmen die Ernteerträge um bis zu 25 Prozent steigern können, während gleichzeitig die Betriebskosten gesenkt werden. Ein konkretes Beispiel ist der Einsatz von Sensortechnologie und Drohnen. Landwirte, die in diese Technologien investiert haben, berichten von einer Reduktion des Wasserverbrauchs um bis zu 30 Prozent und einer Ertragssteigerung von 15 Prozent bis 20 Prozent. Der RORI für diese Technologien beträgt oft mehr als 150 Prozent, was zeigt, dass sich die Investitionen innerhalb weniger Jahre amortisieren.

Unternehmensbeispiel RORI: Bauwesen

Die Bauindustrie steht vor der Herausforderung, Gebäude und Infrastruktur widerstandsfähiger gegen Extremwetterereignisse zu machen. Arcadis, ein führendes Ingenieur- und Beratungsunternehmen, hat in klimawandelresiliente Bauweisen investiert. Ein bemerkenswertes Projekt ist das Hochwasserschutzsystem in New Orleans nach dem Hurrikan Katrina. Dieses System, das über 14 Milliarden US-Dollar gekostet hat, schützt nun die Stadt vor zukünftigen Überschwemmungen. Laut einer Studie der Federal Emergency Management Agency (FEMA) beträgt der Return on Resilience Investment (RORI) für Hochwasserschutzmaßnahmen durchschnittlich 400 Prozent. Jeder in Hochwasserschutz investierte Dollar spart vier Dollar an zukünftigen Schadens- und Wiederherstellungskosten.

Unternehmensbeispiel RORI: Versicherungen

Die Versicherungsbranche ist stark vom Klimawandel betroffen (siehe auch der Artikel zum Risikomanagement). Unternehmen wie Swiss Re und Munich Re investieren in verbesserte Risikomodelle und Datenanalysen. Diese Investitionen ermöglichen es, Risiken genauer einzuschätzen und finanzielle Verluste zu minimieren. Ein Beispiel sind parametrische Versicherungsprodukte, die schnelle und transparente Auszahlungen ermöglichen. Eine Studie von Swiss Re zeigt, dass präzise Risikomodelle und resilienzbasierte Versicherungsprodukte den Schaden für Versicherungsnehmer um bis zu 50 Prozent reduzieren können. Der RORI für diese Investitionen liegt bei 200 Prozent bis 300 Prozent, was zeigt, dass Versicherer ihre Risiken effektiv managen und gleichzeitig ihre Kund:innen besser bedienen können.

Unternehmensbeispiel RORI: Pharmaindustrie

Die Pharmaindustrie steht vor der Herausforderung, ihre Lieferketten und Produktionsprozesse angesichts des Klimawandels widerstandsfähiger zu machen. Ein führendes Unternehmen in diesem Bereich, GlaxoSmithKline (GSK), hat in Maßnahmen zur Klimawandelanpassung investiert, um seine Produktionsstätten vor extremen Wetterereignissen zu schützen und die Kontinuität der Lieferkette zu gewährleisten. So zum Beispiel in die Klimatisierung und Abdichtung von Produktionsanlagen in Regionen, die zunehmend von Hitzewellen und Überschwemmungen betroffen sind. Diese Investitionen haben dazu beigetragen, Produktionsausfälle zu vermeiden und die Betriebskosten zu senken. Laut einem Bericht von GSK führte eine Investition von 50 Millionen US-Dollar in Anpassungsmaßnahmen zu Einsparungen von etwa 200 Millionen US-Dollar über einen Zeitraum von zehn Jahren. Der RORI für diese Investitionen liegt somit ebenfalls bei 400 Prozent. 

Eine weitere Maßnahme von GSK ist die Diversifizierung der Lieferketten, um die Abhängigkeit von einzelnen Regionen zu reduzieren. Gerade in Zeiten extremer Wetterereignisse erweist sich diese Strategie als vorteilhaft, da sie die Flexibilität erhöht und das Risiko einer Unterbrechung der Lieferkette minimiert.

Investitionen in Klimawandelanpassung lohnen sich

Die genannten Beispiele und Zahlen verdeutlichen, dass sich Investitionen in Klimawandelanpassungsmaßnahmen für Unternehmen lohnen. Der Return on Resilience Investment (RORI) zeigt, dass solche Maßnahmen erhebliche finanzielle Vorteile bieten – laut IMF mit dem Faktor 2-10, wie in den obigen Fallbeispielen gezeigt. Unternehmen, die intelligent in geeignete und relevante Anpassungsmaßnahmen investieren, sind besser für die Herausforderungen des Klimawandels gerüstet und sichern damit langfristig ihre Wettbewerbsfähigkeit.

Schlagworte zum Thema:  Klimawandel, Unternehmen, Risikomanagement