Moore und ihre Rolle für den Klimaschutz – was Unternehmen tun können
Dass Moore sehr viel mehr zu bieten haben als nur sumpfige Landschaften, ist längst kein Geheimnis mehr: Zum einen leisten Moore als Lebensraum vieler spezialisierter Tier- und Pflanzenarten einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt. Zum anderen spielen sie eine wichtige Rolle für den Klimaschutz. Denn intakte Moorgebiete sind die effektivsten natürlichen Kohlenstoffspeicher aller Landeslebensräume: Laut Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft binden sie mehr als doppelt so viel Kohlenstoff wie sämtliche Wälder der Erde.
Die Bedeutung von Mooren als CO2-Senke
Der entscheidende Faktor für die Kohlenstoffbindung von Mooren ist Torf. Dieser entsteht in einem langwierigen Prozess durch abgestorbene Pflanzenreste, die im wassergesättigten Milieu nicht vollständig zersetzt werden. Zuvor entziehen die dort wachsenden Moose, auch Sphagnum genannt, im Prozess der Photosynthese CO2 aus der Luft, welches dann dauerhaft als Kohlenstoff im Torf gebunden wird. Für den Torfabbau müssen die Moore trockengelegt werden. Dabei entweicht der zuvor gespeicherte Kohlenstoff und oxidiert mit dem Sauerstoff in der Luft. So entweichen riesige Mengen an z.B. CO2 und N2O (Lachgas, das noch über 250-mal schädlicher ist als CO2) in die Atmosphäre. Auf diese Weise werden Moore von einstigen Klimahelden zu Beschleunigern des Klimawandels.
Der Zustand deutscher Moore
In Deutschland wurde ein Großteil der ehemaligen jahrtausendealten Moorflächen entwässert, damit die Flächen land- oder forstwirtschaftlich genutzt werden können. Darüber hinaus wurde Torf im großen Stile abgebaut, um ihn zum Beispiel als Substrat in Pflanzenerde und in einigen Ländern immer noch als Brennrohstoff zu nutzen.
Im globalen Vergleich verursacht die EU die zweithöchsten Treibhausgasemissionen aus der Zerstörung von Mooren. Auch deutsche Moorlandschaften sind weitestgehend vernichtet: So sind in Deutschland rund 95 Prozent der Moorlandschaften für Landwirtschaft und Torfabbau trockengelegt worden. Bundesweit werden jährlich etwa 44 Millionen Tonnen CO2 und weitere Treibhausgase aus entwässerten Moorböden freigesetzt. Dies entspricht ungefähr fünf Prozent der Gesamtemissionen Deutschlands.
Aber wozu all das? In Erden wird Torf als günstiger und verlässlicher Bestandteil genutzt. Denn es dient als idealer Luft- und Wasserspeicher, hat einen guten pH-Wert bei gleichzeitig geringer Keimbelastung und ist leicht zu transportieren. Die genannten Vorteile stehen jedoch in keinem Verhältnis zu den negativen Auswirkungen auf den Planeten. Daher hat die Bundesregierung zum aktiven Moorschutz aufgerufen, und veröffentlichte im Juli 2022 über das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft eine Torfminderungsstrategie. Darin ist der Ausstieg aus der Torfverwendung im Hobbygartenbau bis 2026 geplant. Und auch im Erwerbsgartenbau ist ein weitgehender Ausstieg bis 2030 geplant. Allerdings beruht die Strategie auf den freiwilligen Entscheidungen der Beteiligten.
Was Unternehmen zum Schutz der Moore beitragen können
Da der Rechtsrahmen auf Freiwilligkeit beruht, sollten Unternehmen selbst die Verantwortung übernehmen und ihr Möglichstes tun, um den Torfeinsatz bereits vor 2030 zu reduzieren oder sogar einzustellen.
Ein erster Ansatz ist eine Umstrukturierung des Produktsortiments, in dem Torf verwendet wird. In herkömmlicher Blumenerde sind durchschnittlich ca. 50 Prozent Torf enthalten. An Alternativen mangelt es aber zum Glück nicht. Mittlerweile gibt es viele klimafreundlichere und effektive torffreie Erden auf Basis nachwachsender Rohstoffe wie Holzfasern, Rindenhumus und Grünschnittkompost. Bei der Sortimentsumstellung sollten natürlich auch soziale und ökologische Aspekte der Herstellung berücksichtigt werden. Außerdem ist es ratsam im engen Kontakt zu Erzeugern und Gärtnereien zu stehen, um sicherzustellen, dass auch für die Anzucht von Pflanzen klimafreundliche Erden verwendet werden.
Als weitere Maßnahme können Naturschutzorganisationen unterstützt werden. Schutzprojekte wie beispielsweise der NABU-Klimafonds, finanzieren und setzen die Wiederbelebung von Mooren um. Genauso sinnvoll ist es in die Erforschung von Torfalternativen zu investieren, damit sich ihre Qualität stetig verbessert und sie zukünftig von einer breiteren Masse akzeptiert werden. Um es Verbraucher:innen leichter zu machen, nachhaltigere Kaufentscheidungen zu treffen, empfiehlt es sich, einheitliche, transparente Siegel einzuführen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Unternehmen großen Einfluss auf die Torfreduzierung nehmen und einen signifikanten Beitrag zum Moorschutz leisten können. Nichtsdestotrotz bedarf es weiterer Maßnahmen der Politik und internationaler Richtlinien, damit die verbleibenden Moore konsequent geschützt werden können.
Kurzinterview mit Dominique Rotondi, Geschäftsführer für Einkauf und Logistik bei toom und zuständig für das Nachhaltigkeitsengagement
Herr Rotondi, toom bietet aktuell noch Blumenerde mit Torf an. Ist es kein Wiederspruch, dann über Moorschutz zu sprechen? Unser Ziel ist es, bis nächstes Jahr das gesamte Erdensortiment auf torffreie Alternativen umzustellen. Bis dahin werden noch vorhandene Bestände abverkauft. Diese zu vernichten, wäre auch nicht im Sinne der Nachhaltigkeit. Außerdem sind alle unsere Eigenmarkenerden mindestens schon torfreduziert. Die Zeit bis zum vollständigen Ausstieg nutzen wir, um unsere Kunden über Vorteile torffreier Erde zu informieren und entsprechend auf die Umstellung vorzubereiten. Welche Nachhaltigkeitsziele verfolgt toom insbesondere im Bereich Umwelt- und Klimaschutz? Was tut das Unternehmen dafür? Unser Nachhaltigkeitsmanagement bei toom baut auf vier Säulen auf: Nachhaltigere Produkte, soziales Engagement, faire Mitarbeiterpolitik und ein ressourcenschonender Betrieb der Märkte. In all diesen Bereichen haben wir ambitionierte aber realistische Ziele gesetzt. |
Quellen:
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Kreislaufwirtschaft - die "7 R"
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