Blick über die Grenzen gibt Impulse für Deutschland
Wie im deutschen Verständnis beruht auch in Österreich das Betriebliche Gesundheitsmanagement auf den drei zentralen Säulen Arbeitsschutz, Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) und Betriebliches Eingliederungsmanagement (BEM) – das machte Martin Mayer vom Institut für Gesundheitsförderung und Prävention in Graz deutlich.
Blick über die Grenzen: Unterschiede im Detail
Die Unterschiede liegen dann eher im Detail, u. a. im Bereich der gesetzlichen Regelungen: Während der Arbeitgeber in Deutschland nach SGB IX z. B. zur Durchführung eines BEM verpflichtet ist, kann sich der österreichische Unternehmer zurücklehnen. Das BEM ist hier ein Informations-, Beratungs- und Unterstützungsangebot im Verantwortungsbereich des Bundessozialamts.
Netzwerk Betriebliche Gesundheitsförderung
Einen interessanten Ansatz gibt es in Österreich im Bereich der Betrieblichen Gesundheitsförderung. Hier haben sich die Sozialpartner Unternehmen, Gewerkschaften, Unfallversicherungs- und Sozialversicherungsträger im Netzwerk Betriebliche Gesundheitsförderung zusammengeschlossen. Regionalstellen in allen Bundesländern haben die Aufgabe, gemeinsame BGF-Angebote zu entwickeln und die Betriebe bei der Umsetzung zu beraten und zu unterstützen.
Eine finanzielle Förderung konkreter Projekte findet darüber hinaus über den Fonds gesundes Österreich statt. Im Fokus stehen dabei nicht die Einzelmaßnahmen, sondern der BGM-Prozess, d. h. die Förderung von Beratungsleistungen, Analysen, Mitarbeiterbefragungen oder die Moderation von Gesundheitszirkeln.
Gesundheitsförderung Schweiz
Lohnenswert ist auch der Blick in die Schweiz. Hier ist die privatrechtliche Stiftung Gesundheitsförderung Schweiz vom Gesetzgeber damit beauftragt worden, Unternehmen für das Thema Gesundheitsförderung zu sensibilisieren und sie im BGM zu unterstützen. Finanziell getragen wird die Stiftung von Kantonen und Krankenversicherern, die pro Mitglied und Jahr 2,40 Franken einzahlen.
Marcel Paolino von der Stiftung Gesundheitsförderung Schweiz stellte auch eines ihrer zentralen Instrumente vor – das Label „Friendly Work Space“, dessen Vergabekriterien mit der deutschen DIN SPEC 91020 vergleichbar sind. Es wird vergeben, wenn ein Betrieb im Rahmen eines Internet-Selbst-Checks und eines anschließenden Audits vor Ort nachweist, dass sechs BGM-Qualitätskriterien in ausreichendem Maße erfüllt werden und dies bei regelmäßigen Re-Assessments erneut nachweisen kann. Ergänzt wird dieses Angebot um ein Paket aus Weiterbildungs- und Beratungsleistungen für die Betriebe.
BGM-Label mit Wirkung
Ein spannendes Beispiel für die Wirkungen dieses Labels präsentierte Claudio Leasi vom Wohn- und Pflegezentrum Zollikon. Ausgehend von hohen Krankenständen startete das Pflegezentrum mit viel Elan ein umfangreiches Paket von Einzelmaßnahmen, die alle spürbare Verbesserungen für die Beschäftigten und die erhoffte Senkung des Krankenstands gebracht haben. Was allerdings fehlte, war eine systematische Herangehensweise: Als das Programm in den Mühlen des Tagesgeschäfts wieder zerrieben wurde, trat der neue Geschäftsführer des Pflegezentrums die Flucht nach vorn an und verankerte BGM konsequent in der Führungsstrukturen des Unternehmens. Die letzten Impulse für ein konsequentes und nachhaltiges BGM entstanden dann aus dem – letzten Endes erreichten – Ziel, die Zertifizierung als Friendly Work Space zu erreichen.
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