Hohe Arbeitsanforderungen und Leistungsdruck müssen nicht die Gesundheit des Arbeitnehmers belasten: Der Saarbrücker Hochschuldozent Oliver Walle erklärt, wie betriebliches Stressmanagement fundiert aufgebaut und umgesetzt wird.

Betriebliches Stressmanagement kann von den Ergebnissen arbeitspsychologischer Forschung profitieren, die mittlerweile zu der Erkenntnis kam: Wenn Entscheidungs- und Tätigkeitsspielräume sowie soziale Unterstützung durch Kollegen und Vorgesetzte vorhanden sind, können hohe Leistungsanforderungen nicht mehr negative, sondern sogar positive Auswirkungen zeigen.


Walles Ansatz

Will ein Unternehmen das Problem "Stress am Arbeitsplatz" in den Griff bekommen, reicht es nicht, die Symptomatik zu erkennen, sondern es muss auch die Ursachen herauszufinden und zu analysieren.

 

Stress ist nicht gleich Stress

Liegen hohe Stressoren aber gleichzeitig auch ein großer Handlungsspielraum vor, steigt das Aktivitätsniveau: Die Arbeit wird als aktiv herausfordernd gesehen (positiver Stress).

Hohe Stressoren und hoher Handlungsspielraum führen somit nicht zwangsläufig zu negativ empfundenen Stress. Hoher Handlungsspielraum kann Stressoren "neutralisieren".

 

Kollegen können helfen

Auch soziale Unterstützung durch direkte (ein Kollege nimmt dem anderen Arbeit ab, wenn zu viel zu tun ist) oder emotionale Hilfe (dem anderen zuhören, wenn Probleme anstehen, und ihn ermutigen) kompensiert Überforderungsbedingungen und fördert den Teamzusammenhalt.

 

Stressmanagement im Unternehmen beginnt bei der Analyse vor Ort

Mittels Arbeitsanalyse und Befragung der Beschäftigten zu Gesundheit, Stressoren und Ressourcen können die Ausprägungen der jeweiligen Faktoren ermittelt werden.

Anhand der Ergebnisse lässt sich feststellen, ob das Stressmanagement beim Mitarbeiter in Form von Stressbewältigungstraining beginnen muss oder/und inwieweit den Beschäftigten zusätzliche Ressourcen zur Verfügung gestellt werden sollten.

 

Weiterbildung von Führungskräften ernst nehmen

In Bezug auf die soziale Unterstützung durch Vorgesetzte empfiehlt sich ein Stress- und Ressourcenmanagement-Training für Führungskräfte, welches nicht nur das Führungsverhalten und Führungsverständnis thematisiert, sondern in dem auch organisationale Ressourcen wie Tätigkeitsspielräume herausgearbeitet werden.

Effektives betriebliches Stressmanagement beinhaltet somit Interventionen sowohl mit Beschäftigten als auch mit Führungskräften unter Einbezug von betrieblichen Stressoren und Ressourcen.


Schlagworte zum Thema:  Psychische Belastung