Frau Mayer, Recyclingpapier und umweltfreundliche Büroprodukte finden sich in fast jedem Büro. Weniger ökologisch geht es oft im IT-Bereich zu. Nicht so bei Ihnen. Sie setzen beim Hosting Ihrer Website auf CO2-Neutralität. Was muss man sich darunter vorstellen?
Unser Anbieter unternimmt umfangreiche Anstrengungen, um den CO2-Gehalt der Atmosphäre zu reduzieren und den Energieverbrauch durch ein Höchstmaß an Energieeffizienz zu minimieren. Das Unternehmen verfügt über ein energieeffizientes Rechenzentrum und setzt energiesparende Hardware ein. Die im Rechenzentrum verbrauchte Energie wird zum größten Teil aus Wasserkraft gewonnen. Ebenso nimmt der Anbieter am Plant-A-Tree-Programm teil und hat bereits über 80.000 Baumeinheiten gespendet und damit über 32.000 Tonnen CO2 neutralisiert.
Bei Ihren Räumlichkeiten und der Ausstattung legen Sie Wert auf regional verfügbare Materialien und nachhaltige Bauweise. Ist das nicht sehr teuer?
Wir setzten auf hochwertige, einfache und langlebige Materialien nach dem „Manufaktum-Prinzip“. Ganz bewusst verzichten wir auf teure, reparaturanfällige Raffinessen und wartungsintensive Komponenten. Dadurch werden eine Reihe von Kosten gespart, die wir in Qualität investieren. Hinsichtlich des gesamten Produktlebenszyklus ist dieser Weg vermutlich sogar deutlich günstiger.
Achten Sie selbst darauf, dass die Produkte, die sie einsetzen, Ihren ökologischen Ansprüchen genügen? Und woran orientieren Sie sich dabei?
Ja, definitiv. Unsere Auswahlkriterien sind streng. Das wichtigste Kriterium ist und bleibt die hervorragende Qualität, denn nur sie garantiert Nachhaltigkeit. Wir orientieren uns dabei an unterschiedlichen Faktoren in Abhängigkeit vom Produkt, z. B. an Kriterien der Herkunft, des Herstellungsprozesses oder des Primärenergiebedarfs, an den Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiter des Lieferanten, an der Unbedenklichkeit der verwendeten Stoffe, der Einhaltung von strengsten Tierschutzrichtlinien – wenn dies von Bedeutung ist – bis hin zur Entsorgbarkeit bzw. Recycelbarkeit eines Produktes.
Werden Ihre Mitarbeiter zum Thema Nachhaltigkeit geschult oder sind alle überzeugte Umweltschützer?
Sowohl als auch. Oft mangelt es an notwendigen Informationen oder Problembereiche werden nicht als solche erkannt. Dann ist es wichtig, Mitarbeiter und Lieferanten zu unterweisen und entsprechend zu sensibilisieren. Doch im Großen und Ganzen leben wir und unsere Kooperationspartner die gleiche Philosophie.
Was zeichnet für Sie ein umweltfreundliches, nachhaltiges und sozialverträgliches Unternehmen aus?
Einfacher wäre die Frage, welche Unternehmen diesen Anforderungen nicht gerecht werden. Also Unternehmen, Konzerne und Investoren, die ohne Rücksicht auf Verluste schnelle, kurzfristige Gewinnmaximierung um jeden Preis auf Kosten anderer realisieren. Davon gibt es leider aktuell immer mehr und immer extremere.
Einen Königsweg für ein umweltfreundliches, nachhaltiges und sozialverträgliches Unternehmen gibt es vermutlich nicht. Je nach Unternehmenstyp, Unternehmenszweck, Produktportfolio, Größe, Organisation und Wirtschaftszweig sind ganz unterschiedliche Elemente entscheidend. Doch immer geht es darum, Ressourcen zu sparen, so wenig wie möglich Energie und Rohstoffe zu verbrauchen, auf faire Bedingungen für alle Beteiligten und auf langfristige Lösungen zu setzen ohne geplante Obsoleszenzen.
Ganz wichtig ist auch, dass Unternehmen mit ihrem Betrieb, etwa durch Lärm-, Geruchs-, Strahlungs- oder Lichtemissionen, weder schaden noch belästigen. Denn es gibt Unternehmen, die mit ihren Emissionen zwar unter den – mithilfe von Lobbyarbeit – festgelegten Grenzwerten liegen, den Menschen und Tieren in ihrer unmittelbaren Umgebung aber das Leben schwer machen.
Eine Herausforderung ist es auch, das Verkehrsaufkommen insbesondere auf den Straßen und in der Luft zu reduzieren. Deutschlands Läger sind auf der Straße unterwegs. Der Transport scheint auf den ersten Blick günstiger als Lagerhaltung zu sein. Hier ist dringend ein Umdenken und Umstrukturieren notwendig, zugunsten der Umwelt und zur Erhaltung der Biodiversität. Auch erübrigt sich durch eine Telefonkonferenz manche Flugreise.
Sie haben sich für Ihr Consulting-Unternehmen für ECO-Management entschieden. Lässt sich Ihr Ansatz auf andere Unternehmen übertragen?
Ja. In nahezu jedem Unternehmen gibt es Optimierungspotenziale, die dem Unternehmen auch geldwerte Vorteile bringen und gleichzeitig die Umwelt schonen. So bringen flexible Arbeitszeit- und Arbeitsplatzmodelle eine Win-Win-Situation für Arbeitgeber, Arbeitnehmer und Umwelt. Und mit einer papiersparenden Arbeitsweise lässt sich z. B. viel Papier und Geld für das Unternehmen einsparen.
Einige Optimierungen konnten wir bereits erfolgreich im Rahmen unserer Beratungstätigkeit in verschiedene Unternehmen implementieren.
Wo sehen Sie in Zukunft die größte Herausforderung für Büros in Sachen Umweltschutz und Nachhaltigkeit?
Wir müssen wegkommen von der kurzfristigen Gewinnmaximierung und hin zu nachhaltigen Unternehmenserfolgen, die wir gegenüber nachfolgenden Generationen verantworten können. Wichtig ist es, zu einer Unternehmenskultur, Unternehmenswerten und einer Wirtschaftsethik zurückzufinden, die Deutschland, das Land der Dichter und Denker, zu einer erfolgreichen Industrienation gemacht hat. „Made in Germany“ als Qualitätssiegel ist auf der ganzen Welt bekannt.
Büros werden immer übertechnisierter und mit kurzlebigen Produkten mit bedenklichen Emissionen ausgestattet. In letzter Zeit ist jedoch in einzelnen Branchen schon ein Umschwung hin zu umweltfreundlichen Lösungen zu spüren. Ich bin sicher, dass sich dieser Weg weiter fortsetzt.
Vielen Dank, Frau Mayer.
Das Interview führte Bettina Brucker M. A., Freie Journalistin und Autorin.