Nachhaltiges Bauen: Gesundheitsschutz durch nachhaltige Baustoffe
Denkt man an „nachhaltiges Bauen“, denkt man automatisch auch an die Verwendung von nachhaltigen Baustoffen. Gemeinhin werden nachhaltige Baustoffe so bezeichnet, die schadstoffarm sowie wärme- und feuchtespeichernd und somit ökologisch und gesundheitlich weitaus verträglicher sind. Zu den nachhaltigen Baustoffen gehören einerseits biogene Baustoffe wie Holz, Schafwolle, Flachs, Hanf, Roggen, Schilf, Seegras oder Stroh. Daneben gibt es aber auch nachhaltige abiogene Baustoffe wie zum Beispiel Lehmbaustoffe, Kalke oder Bimssteine.
Nachhaltiges Bauen - Beispiel Holz
Besonders der Holzbau hat in den vergangenen dreißig Jahren eine Renaissance erlebt – auch aus gesundheitsbezogenen Gründen. Nachweislich senkt Holz den Puls und Herzschlag von Menschen, kräftigt das vegetative Nervensystem und fördert einen erholsamen Schlaf. Nicht umsonst wird Holz daher zunehmend im in Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen und Therapiezentren verbaut.
VOC-Emissionen durch Baustoffe
Die biogenen Naturbaustoffe sind für die Gesundheit in der Regel unbedenklich. Etwas anders sieht es bei einigen Bauprodukten aus abiogenen Stoffen aus, die aber ebenfalls oft als ökologisch und nachhaltig deklariert sind.
Aber auch bei biogenen Stoffen wie Holz können durch Hilfsstoffe wie Beschichtungen, Leime, Fugenmassen und Lösemittel sogenannte „flüchtige organische Verbindungen“ (VOC) emittieren. Diese Stoffe dünsten aus und können die Raumluft belasten - und das laut TÜV Rheinland teilweise sogar über einen längeren Zeitraum als bei konventionellen Baustoffen. Dabei können sie die Haut und Schleimhäute reizen sowie allergische Reaktionen auslösen. Die Gefahr der Emission von VOC betrifft vor allem die späteren Bewohner bzw. Nutzer der Räume und Gebäude, kann aber auch für die beschäftigten Bauarbeiter während der Bauzeit bereits zum Problem werden.
Prüforganisationen und Zertifikate für nachhaltige Baustoffe
Um für die Verbraucher die gesundheitliche Unbedenklichkeit und die Einhaltung von gesundheitsbezogenen Anforderungen von Baustoffen zu gewährleisten, haben sich unabhängige Prüfzeichen wie der „Blaue Engel“ etabliert. Für die Auswahl gesundheitlich unbedenklicher Baustoffe können sich Bauunternehmen und Bauherren darüber hinaus bei folgenden Institutionen informieren bzw. sich an deren Prüfzeichen orientieren:
- Der TÜV Rheinland vergibt Prüfzeichen für schadstoffarme Produkte und Gebäude. Zudem unterhält er eine umfangreiche Baustoffliste mit mehr als 600 unbedenklichen Bauprodukten, die kontinuierlich aktualisiert wird. Das TÜV-ASG-Siegel weist Baustoffe aus, die wenig oder gar keine Schadstoffe emittieren.
- Für das Siegel von Natureplus müssen die zertifizierten Baustoffe nicht nur zu mindestens 85 Prozent aus nachwachsenden oder nachhaltig gewonnenen Rohstoffen bestehen, sondern auch garantiert schadstoff- und emissionsarm sein.
- Das eco-INSTITUT analysiert Baustoffe auf Schadstoffe, Geruch und Inhaltsstoffe. Das Label des Instituts erhalten nur solche Produkte, die die strengen Grenzwerte des Instituts erfüllen und daher besonders emissions- und schadstoffarm sind.
Sicherheitslücke CE-Kennzeichnung – ein Thema für den Gesundheitsschutz von Bauarbeitern
Ein Problem gibt es. Seit Jahren schon befinden sich Deutschland und die EU im Konflikt über sichere Umwelt- und Gesundheitsschutz-Standards für Bauprodukte. Die EU-Regelungen sehen nämlich lediglich eine CE-Kennzeichnung von Bauprodukten vor, um auch Anforderungen des Umwelt- und Gesundheitsschutzes nachzuweisen, was Deutschland nicht weitreichend genug ist. Hierzulande gelten für eine Übergangszeit bis zur Etablierung vollständiger EU-Normen daher weiterhin die deutschen Leistungsnachweise beim Bauen. Bauherren müssen diesen auch nachkommen, somit ist die Gefährdung für Bauarbeiter eigentlich ausgeschlossen. Allerdings brauchen sich die Hersteller nur auf freiwilliger Basis an die deutschen Leistungsnachweise zu halten. Dadurch besteht zumindest theoretisch die Möglichkeit, dass Beschäftigte auf dem Bau in Kontakt mit Baustoffen kommen, die den hohen deutschen Standards für den Gesundheitsschutz nicht genügen.
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