Vorsicht Ansteckungsgefahr: Wie Stress auf andere wirken kann

Nicht nur Viren, sondern auch Stress kann ansteckend sein. Das haben Wissenschaftler der Universitäten Gießen und Wien jetzt nachgewiesen. Wer sich davon besonders anstecken lässt, konnte bei der Untersuchung ebenfalls ermittelt werden.

Wenn wir eine Person beobachten, die sich in einer stressigen Situation befindet, kann das auch bei uns Stress auslösen. Je näher uns die Person steht, um so wahrscheinlicher ist das Ansteckungsrisiko.

So einfach lässt sich ein Wir-Gefühl erzeugen

Um nachzuweisen, wann Stress besonders ansteckend wirkt, haben die Wissenschaftler ein Experiment mit zwei Gruppen durchgeführt. In der einen Gruppe blieben sich die Teilnehmer fremd. Sie wurden in einem Raum an Einzeltische gesetzt und jeder wurde immer persönlich angesprochen. In der anderen Gruppe wurde gezielt ein „Wir-Gefühl“ erzeugt. Dafür saßen die Teilnehmer zusammen an einem Tisch und wurden ständig als Gruppe angesprochen. Je nach Gruppenzugehörigkeit wurde zudem die Frage besprochen: Was zeichnet mich als Individuum aus und wie unterscheide ich mich von anderen? bzw. Was verbindet uns und was habe ich mit den anderen Teilnehmenden gemeinsam?

Wir-Gefühl erhöht das Ansteckungsrisiko

Anschließend wurde ein Mitglied aus jeder Gruppe einer stressigen Situation ausgesetzt. Die anderen beobachteten das Geschehen. Bei allen Beobachtern wurde mehrfach das Stresshormon Cortisol überprüft. Bei den Teilnehmern der Gruppe mit dem „Wir-Gefühl“ stiegen die Stresswerte signifikant. Die Wahrscheinlichkeit einer Stressreaktion lag bei 25 %. Bei der Vergleichsgruppe, die kein „Wir-Gefühl“ entwickelt hatte, ließen sich nur rund 7 % der Teilnehmer mit Stress anstecken.

Beziehung zwischen Personen ist entscheidend für eine Ansteckungsreaktion bei Stress

Mit der Untersuchung konnte nachwiesen werden, dass wir uns schneller von Stress anstecken lassen, wenn wir mit einer gestressten Person ein Wir-Gefühl empfinden. Die Wissenschaftler vermuten, dass die Ansteckungsgefahr zudem steigt, je länger und besser sich Personen kennen. Die Beziehung zwischen der Person, die gestresst ist, und dem Beobachter ist ein entscheidender Faktor für die Entstehung von ansteckendem Stress und zwar über die Persönlichkeitsunterschiede der Beobachter hinaus, so ein Fazit der Studie.


Schlagworte zum Thema:  Psychische Belastung, Stressmanagement