Was ist Absentismus? Gründe, Folgen & Lösungen

Absentismus beschreibt das bewusste Fernbleiben von der Arbeit und ist oft eine Reaktion auf psychische und soziale Probleme am Arbeitsplatz. Die Ursachen sind vielfältig: mangelnde Integration, Über- und Unterforderung sowie gesundheitliche Probleme. Unternehmen können mit gezielten Maßnahmen wie Umstrukturierungen, Teambuilding oder Gesundheitsförderung dem Absentismus entgegenwirken.

Was ist Absentismus am Arbeitsplatz?

Der Begriff „Absentismus“ bedeutet neutral das „Fernbleiben vom Arbeitsplatz“ und damit eigentlich auch das vom Beschäftigten unbeabsichtigte Fehlen aufgrund von einer Krankheit. Eine fast schon pathologische Übersteigerung der Abwesenheit aufgrund von motivationalen und/oder (teilweise auch eingebildeten oder übertrieben empfundenen) gesundheitlichen Gründen ist damit erst einmal nicht explizit gemeint.

In der heutigen Diskussion um Absentismus (als Gegenteil von Präsentismus, der Anwesenheit am Arbeitslatz trotz Erkrankungen und psychischen Problemen), hat sich aber die negative Konnotation der willentlichen Herbeiführung von Abwesenheit durchgesetzt – auch weil das Problem weltweit Unternehmen und Einrichtungen immer mehr betrifft.

Dabei beschreibt Absentismus den Rückzug vom Arbeitsplatz als Reaktion der Beschäftigten auf psychische, gesundheitliche, soziale und arbeitsorganisatorische Probleme, die von den Betroffenen in erster Linie mit ihrer Arbeit, dem Arbeitsplatz und den Kollegen und Vorgesetzten assoziiert werden. Die Beschäftigten vermeiden die beruflichen Tätigkeiten, die sie belasten und ziehen sich als Reaktion von diesen zurück.

Dabei funktioniert dieser Rückzug zumindest teilweise auch nach dem „Belohnungsprinzip“. Der Beschäftigte entzieht sich den negativen Erfahrungen und Erlebnissen im Unternehmen und verschafft sich durch den Entzug aus diesen Situationen die ersehnte Belohnung als Kompensation für die Enttäuschungen im Betrieb – ein Effekt, der umgangssprachlich oft auch noch heute mit dem Begriff „Krank feiern“ („Feiern“ im Sinne einer Entschädigung für das Arbeitsleben im Privatleben) bildhaft umschrieben wird.

Was können die Ursachen für Absentismus sein?

In der Arbeitswissenschaft werden je nach Forschungsschule unterschiedliche Erklärungsansätze für die Ursachen von Absentismus unterschieden. Dabei trifft in der Realität oft nicht nur ein Erklärungsansatz zu, sondern gleich mehrere. Und auch innerhalb eines Erklärungsansatzes sind unterschiedliche und miteinander oft in enger Beziehung stehende Faktoren für die Abwesenheit eines Beschäftigten verantwortlich. Absentismus durch Krankheit und mangelnde Motivation lassen sich in der Regel nicht voneinander trennen.

Generell lassen sich somit grob drei Ursachenkomplexe unterscheiden, die zu einem motivational und/oder gesundheitlich bedingten Absentismus führen:

Mangelnde Sozialisation/Integration: Der betroffene Beschäftigte fühlt sich am Arbeitsplatz oder im Unternehmen generell nicht (genügend) integriert. Mit den Vorgesetzen gibt es Probleme und von den Kollegen im Team fühlt sich der Betroffene gemieden oder nicht respektiert. Insgesamt vermisst der Beschäftigte Anerkennung und soziale wie berufliche Bestätigung. Hieraus können sich auch physische und psychische Belastungsstörungen oder sogar Erkrankungen entwickeln. In jedem Fall aber nimmt aufgrund der (gefühlten) mangelnden Wertschätzung die Arbeitszufriedenheit und damit die Arbeitsmotivation ab.

Unterforderung und Überforderung: Die Aufgaben und Tätigkeiten im Unternehmen, die der Beschäftigte zu übernehmen hat, sind ein weiterer Grund für die „innere Kündigung“. In der modernen Arbeitssprache wird zwischen „Boreout“ (Langweile aufgrund von uninteressanter und/oder zu wenig Arbeit) und „Burnout“ (Überforderung durch zu viel Arbeit) unterschieden.

Gesundheitliche Probleme im Vorfeld: Während bei den erstgenannten Ursachen gesundheitliche Probleme erst durch die berufliche Tätigkeit ausgelöst werden, sind bei diesem Erklärungsansatz bereits vor Beginn der Arbeitsaufnahme bestehende Erkrankungen und Beeinträchtigungen ursächlich für den späteren Absentismus. Hierbei werden durch die negativ empfundenen Erfahrungen am Arbeitsplatz die ohnehin schon bestehenden gesundheitlichen Probleme lediglich verstärkt.

Welche Folgen können durch Absentismus auftreten?

Neben dem finanziellen Schaden für das Unternehmen entstehen noch weitere schadhafte Auswirkungen, welche die Kollegen und das Team betreffen. So müssen die gesunden Kollegen die Arbeit der abwesenden Beschäftigten kompensieren. Das bedeutet für diese wiederum eine zusätzliche hohe Belastung, denn oft müssen sie sich in die Arbeit des abwesenden Kollegen erst mühsam und zeitaufwendig einarbeiten.

Für das Unternehmen besteht dann aber die Gefahr, dass diese Beschäftigten aufgrund sich daraus entwickelnder eigener gesundheitlicher Probleme auch nicht mehr zu Verfügung stehen. Das erzeugt im Team oder Arbeitsbereich zusätzlichen Stress und Unzufriedenheit. Die Unzufriedenheit führt in der Folge oft auch dazu, dass bald auch die gesunden und arbeitswilligen Beschäftigten weniger Leistungsbereitschaft zeigen, wodurch die Produktivität und Kreativität des Unternehmens immer mehr in Mitleidenschaft gezogen werden.

Je nachdem, wie lange ein Beschäftigter abwesend sein wird, muss eventuell sogar eine zusätzliche Kraft eingestellt werden, die den Betrieb weiteres Geld kostet und zunächst mit viel Zeitaufwand eingearbeitet werden muss.

Wie kann ein Unternehmen Absentismus entgegenwirken?

Insbesondere folgende vier Maßnahmen können helfen, dass Menschen wieder mit ihrem Arbeitsleben und Berufsalltag zufriedener sind und somit wieder gerne an ihren Arbeitsplatz gehen:

Umstrukturierungen: Bei Über- und Unterforderung von Beschäftigten könnte schon eine einfache Restrukturierung bestimmter Tätigkeitsfelder, Arbeitsbereiche und Belegschaftsteams die Arbeit für betroffene Beschäftigte einfacher, stressreduzierter oder interessanter gestalten.

Teambuilding: Durch Teambuilding-Maßnahmen wird das Zugehörigkeitsgefühl gesteigert. Dabei geht es in erster Linie um verbindende Elemente, sich also über gemeinsame Ziele und Werte auseinanderzusetzen und zu verständigen. Wenn die Mitglieder eines Teams dadurch lernen, gemeinsam an einem Strang zu ziehen, werden auch bisherige „soziale Außenseiter“ schneller anerkannt.

Gespräch suchen: Wenn der Verdacht besteht, dass ein Beschäftigter aus fehlender Motivation oder psychischen Problemen fernbleibt, ist ein klärendes Gespräch mit ihm wichtig. Hierzu sollte der Vorgesetzte, idealerweise zusammen mit einer weiteren Vertrauensperson (z. B. aus dem Betriebsrat oder ein Arbeitspsychologe), auf den Beschäftigten zugehen und ihm Hilfe anbieten. Auch innerhalb vom Teammeetings könnte ein solches unterstützendes Gespräch sinnvoll sein.

Gesundheit stärken: Um Gesundheit und Resilienz zu fördern, gibt es verschiedene Optionen, z. B. Sport- und Fitnessangebote. Das Betriebliche Gesundheitsmanagement sollte darüber hinaus auch Angebote einführen und entwickeln, mit denen der Psyche der Beschäftigten besonders geholfen werden kann, z. B. Achtsamkeits- oder Yogakurse.

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