Mykotoxine – ein „unbekannter Faktor“ beim Staubschutz

Mykotoxine gehören zu den besonders gesundheitsgefährdenden Stoffwechselprodukten von Bioaerosolen. Während sie bei Nahrungs- bzw. Futtermitteln schon recht gut erforscht sind, ist ihr Nachweis an Arbeitsplätzen schwierig und ihre gesundheitliche Wirkung auf die Beschäftigten noch teilweise unbekannt. Ein aktuelles Projekt der DGUV will dies ändern und dabei unter anderem „arbeitsplatzrelevante“ Mykotoxine identifizieren.

Pilze, Bakterien oder Viren zählen zu den Bioaerosolen. Sie können vor allem in Form von Stäuben beim Einatmen und bei Haut- und Augenkontakt Infekte, Entzündungen und Allergien verursachen. Je nach Art des Bioaerosols, Dauer und Intensität des Kontakts und individueller Sensibilität kann sich die gesundheitliche Wirkung unterscheiden. Obwohl sie an vielen Arbeitsplätzen teilweise in größeren Mengen vorkommen, ist der labortechnische Nachweis der Bioaerosole und ihrer mikrobakteriellen Komponenten, welche die eigentlichen Verursacher gesundheitlicher Gefährdungen sind, recht schwierig.

Konzentration auf Endotoxine

Der Aufwand, um alle Bioaerosolkomponenten zu untersuchen, ist groß. Deswegen konzentriert man sich meist auf die Analyse einzelner sogenannter „Leitkomponenten“, vor allem der Endotoxine, da diese im Verhältnis zu anderen Komponenten einfacher zu bestimmen sind. Bei ihnen handelt es sich um Bestandteile der äußeren Zellmembran von bestimmten Bakterien (Gram-negativer Bakterien), die bei deren Absterben freigesetzt werden. Endotoxine kommen nahezu überall vor und sind hitzestabil. Endotoxine, welche direkt mit der Blutbahn in Berührung kommen, können bereits in sehr geringen Mengen Fieber erzeugen, daher werden sie auch Pyrogene (pyrogen = fiebererzeugend) genannt.

Mykotoxine besonders gefährlich

Einige Schimmelpilzarten produzieren unter bestimmten Bedingungen besonders giftige Stoffwechselprodukte, die schon in geringen Mengen sehr gesundheitsschädigend sein können. Bei ihnen handelt es sich vor allem um die Mykotoxine (wörtlich: Pilzgifte). Zu ihnen gehören Aflatoxine, Ochratoxin A und Fusarientoxine wie Deoxynivalenol. Bei Exposition am Arbeitsplatz können starke Magen-Darm-Störungen, aber auch Schädigungen von Leber, Niere, Haut oder Nervensystem auftreten. Weiterhin kann das Immun- und Hormonsystem durch Mykotoxine nachhaltig geschwächt werden und durch sie sogar Krebs entstehen.

Es liegen bis heute aber kaum konkrete Daten über das Vorkommen von Mykotoxinen an Arbeitsplätzen vor. Sicher ist nur, dass das Auftreten von Schimmelpilzen nicht unbedingt auch gleichzeitig das Vorhandensein von Mykotoxinen bedeutet. Umgekehrt gilt aber auch: Selbst bei vollständiger Beseitigung von Schimmelpilz können Mykotoxine immer noch am Arbeitsplatz vorkommen. Im Rahmen der Prävention sollte beim Vorliegen einer Schimmelpilzbelastung in jedem Fall aber auch das Vorhandensein von Mykotoxinen angenommen und entsprechende Schutzmaßnahmen eingeleitet werden.

Arbeitsplatzmessungen

Bis heute werden Mykotoxine bei der Gefährdungsbeurteilung nicht berücksichtigt, obwohl Beschäftigte diese über die Atemwege, die Haut oder durch Hand-zu-Mund-Kontakt aufnehmen können. Der wichtigste Grund hierfür: Im Gegensatz zu den Endotoxinen gibt es für Mykotoxine noch immer keine vollständig zuverlässigen Testverfahren. Ein genauer Nachweis sowie eine präzise Bestimmung der Mykotoxinkonzentration in der Luft sind daher nur sehr schwer oder sogar gar nicht machbar. Eine direkte Anwendung von praxistauglichen Verfahren aus der Lebensmittelindustrie, z. B. das HPCL-Verfahren, ist an Arbeitsplätzen ebenfalls nicht generell möglich.

Um die Mykotoxinkonzentration in der Luft zumindest einigermaßen abschätzen zu können, muss daher auf abgelagerten Staub oder Staubkonzentrationen in der Luft zurückgegriffen werden.

Studien zu Gesundheitsgefahren

Aber nicht nur an einfacheren und effektiven Nachweisverfahren an Arbeitsplätzen muss noch geforscht werden. Auch über viele Details der gesundheitlichen Auswirkungen bei Exposition ist vieles noch unbekannt. Ein aktuelles Projekt der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) will hier im Rahmen von zwei unterschiedlichen Studien mehr Licht ins Dunkel bringen.

Das übergeordnete Ziel beider Studien ist es, die Mykotoxinexposition von Beschäftigten an Arbeitsplätzen mit erhöhten Schimmelpilzvorkommen (vor allem Futtermittellager, Tierhaltungsbetriebe) zu erfassen, um das gesundheitliche Risiko einer Exposition gegenüber Mykotoxinen besser einordnen zu können. Nach einer Isolierung der Mykotoxine aus den gesammelten Bioaerosolproben wird deren toxische Wirkung auf die Lunge- und Atemwegsfunktionen untersucht.

Die Studien wollen darüber hinaus aber auch herausfinden, welche Mykotoxine tatsächlich „arbeitsplatzrelevant“ sind. Die Mykotoxine sollen verglichen und dadurch die arbeitsplatzrelevanten Mykotoxine identifiziert werden. Derzeit sucht das bis Ende 2027 befristete Projekt noch nach einschlägigen Betrieben, in denen Proben für die Untersuchungen entnommen werden können.


Schlagworte zum Thema:  Gefahrstoff, Arbeitsschutz