Kapitalmarktkommunikation: Kennzahlen an Bedürfnisse anpassen

Investoren erwarten gerade in wirtschaftlich angespannten Zeiten mehr Transparenz von Unternehmen. Ein Umdenken seitens der Firmen findet jedoch nur schrittweise statt. Dabei sind die vier kapitalmarktrelevanten Kennzahlen problemlos zu ermitteln.

Umdenken bei Kennzahlenkommunikation lässt auf sich warten

Analysten und Investoren fordern aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Situation seit längerem ein Umdenken bei der Berichterstattung. Neben den vielfach etablierten Kennzahlen zur Performance, Rentabilität und Wertschöpfung achten Kapitalgeber immer öfter auf Indikatoren zu Bilanzstruktur, Verschuldung und Liquidität. Allerdings zögern viele Unternehmen bei der Umgestaltung ihres Berichtswesens oder sind sich der veränderten Situation noch nicht richtig bewusst. Denn ein Mangel an entscheidungsrelevanten Informationen kann sich negativ auf ihre Finanzierungsmöglichkeiten auswirken.

Insgesamt hat sich die Anzahl der berichteten Kennzahlen von 2006 auf 2010 um 4 % erhöht. Insbesondere Finanzkennzahlen wurden häufiger berichtet (s. Tabelle 1).

Kennzahl2006 berichtet2010 berichtet

GUV/Ergebnis

403

405

Bilanz

88

101

Cashflow Größen

227

240

Verschuldung/Verschuldungsgrad

66

68

Profitabilität

88

91

Investitionen

80

82

Rentabilität

73

76

Aktie

435

460

Cashflow/Liquidität

22

21

Liquidität

17

26

Bewertung

55

63

Tabelle 1: Anzahl der berichteten Kennzahlen nach Kategorien (absolut). Quelle: „Kennzahlenkommunikation im Wandel“, PWC, 2012, S. 12.

Allerdings lässt sich anhand dieser Ergebnisse noch nicht umfassend ablesen, ob und in welchem Umfang deutsche kapitalmarktorientierte Unternehmen auf die Forderungen von Investoren reagiert haben. Eine Analyse der konkreten Zahlen zeigt folgendes Bild:

1. Nettoverschuldung

Unter Nettoverschuldung sind die aktuellen Verpflichtungen eines Unternehmens abzüglich von Zahlungsmitteln und Zahlungsmitteläquivalenten (sofort verfügbare Finanzanlagen, z. B. Bankeinlagen, Geldmarktfonds oder Festgelder mit einer ursprünglichen Fälligkeit von maximal drei Monaten) zu verstehen. Während 2006 32 % der DAX30-Unternehmen diese Kennzahl berichteten, sind es 2010 bereits 46 %.

2. Verschuldungsgrad

Auch beim Verschuldungsgrad hat sich die Berichterstattung erhöht, und zwar um rund 7 Prozentpunkte (von 46,4 % auf 53,6 %). Der Verschuldungsgrad setzt die Nettoverschuldung eines Unternehmens mit seinem Eigenkapital ins Verhältnis. Die Kennzahl ist aus Investorensicht gerade in krisenbehafteten Zeiten wichtig, da sie das Risiko einer Investition misst.

3. Nettoverschuldung/EBITDA

Dieser Indikator gibt an, wie lange ein Unternehmen benötigt um die aktuellen Nettoforderungen zu begleichen. In 2006 haben lediglich 7 % der untersuchten Unternehmen diese Zahl berichtet. 2010 hat sich der Anteil auf 14 % verdoppelt.

4. Zinsdeckungsgrad

Der Zinsdeckungsgrad ist ein Indikator dafür, ob die Zinsaufwendungen aus dem laufenden Cashflow beglichen werden können. Je höher der Wert, desto sicherer ist die Zahlung. Obwohl diese Kennzahl aus Investorensicht als wichtig angesehen wird, haben 2006 und 2010 jeweils nur 18 % der Befragten diese Zahl berichtet.

 Insgesamt zeigen die Studienergebnisse, dass seitens der Unternehmen noch kein fundamentales Umdenken bei der Kennzahlenkommunikation stattgefunden hat – trotz wirtschaftlich angespannter Zeiten. Allerdings werden einzelne Kennzahlen zusätzlich berichtet und Darstellungsweisen angepasst. Gerade aufgrund des Drucks vom Kapitalmarkt liegt hier für Firmen das Potenzial, zukünftig mehr Transparenz und bessere Entscheidungsgrundlagen für Investoren zu schaffen.

Grundlagen

Der Beitrag nutzt Daten der Studie „Kennzahlenkommunikation im Wandel“ der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PWC). Insgesamt analysierten die Experten von PWC 127 Kennzahlen von 28 der DAX30-Unternehmen.


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