Extremwetter: Risikoanalyse für Immobilien bis 2050

Starkregen, Hagel, Überschwemmungen, Hitze, Trockenheit und Waldbrände – JLL hat untersucht, wie sich die Risiken des Klimawandels für Entwickler, Eigentümer und Nutzer von Immobilien bis zum Jahr 2050 entwickeln werden, welche Städte besonders betroffen sind und welche Lösungen es gibt.

Klimarisiken sind keine Ausnahmeerscheinung mehr, sondern bundesweit gegeben – bei steigender Intensität. Das hat Auswirkungen auf Immobilien, deren Werte nach Klimaereignissen wie Hochwasser, Wind, Hitze, Hagel, Trockenheit, Waldbränden, Niederschlag und Kälte in der Regel sinken. Wiederholte Extremwetter könnten so zu erheblichen Preisnachlässen und einem Rückgang der Nachfrage führen.

In der Analyse "Klimarisiken in deutschen Städten" untersucht Jones Lang LaSalle (JLL) anhand global vergleichbarer Parameter die Entwicklung der Risiken in ausgewählten deutschen Großstädten bis zum Jahr 2050 und nutzt dabei unter anderem aktuelle Daten des Helmholtz-Instituts. Unter der Prämisse des schlechtesten Klimaszenarios (SSP5 8.5) wird im Vergleich vor allem Frankfurt am Main vom Klimawandel hinsichtlich der Zunahme von Unwettern (Hagel) betroffen sein, in München und Stuttgart werden Hitzewellen zunehmen, während es in Köln und Düsseldorf kaum noch frostig werden dürfte.

Klimawandel: Risiken und Kosten für Immobilien

"Im internationalen Vergleich erscheinen die Klimagefahren in deutschen Städten überschaubar", sagt Helge Scheunemann, Head of Research JLL Germany. Doch gerade dicht bebaute urbane Gebiete mit hohem Versiegelungsgrad und einer stark frequentierten Infrastruktur seien auch hierzulande besonderen Risiken wie Hochwasser und Hitze ausgesetzt. Unternehmen und Investoren müssten mehr denn je regionale Unterschiede hinsichtlich der klimatischen Veränderungen berücksichtigen.

"Die zunehmenden Extremwetterereignisse erhöhen die Risiken und Kosten für Immobilien, einschließlich höherer Wartungs- und Versicherungskosten sowie Betriebsunterbrechungen", so Scheunemann.

Klimaereignisse: Schäden an Immobilien

Die größte Gefahr gehe von zunehmender Hitze aus. Zugleich steige die Gefahr von Hagel und längeren Phasen von Trockenheit. Auch Hochwasser, das bereits verheerende Schäden angerichtet hat, werde häufiger auftreten – unter anderem ausgelöst durch Starkregen, der insbesondere in München, Dresden und Leipzig erwartet wird.

Auf die Immobilienwirtschaft wirkt sich diese Entwicklung dem JLL-Researcher zufolge unmittelbar aus: "Die Kaufpreise sinken nach Klimaereignissen in der Regel, besonders an Standorten, die nicht an extreme Wetterbedingungen gewöhnt sind. Im Laufe der Zeit können wiederholte Ereignisse zu erheblichen Abwertungen und einem Rückgang der Nachfrage führen", warnt Scheunemann.

Selbst Gebäude nach dem neuesten Standard werden auf das veränderte Klima anpasst werden müssen, um die Attraktivität und den Wert zu erhalten.

Klimaanpassung: Sind Immobilienunternehmen vorbereitet?

Bislang werden nach Angabe der Studienautoren die Klimarisiken von vielen Unternehmen in den meisten Branchen vernachlässigt. Nach Daten des US-Finanzdienstleisters S&P Global verfügt nur jedes fünfte Unternehmen über einen Plan zur Anpassung an die physischen Risiken des Klimawandels.

Immobilienunternehmen schneiden etwas besser ab: Hier sind knapp ein Drittel (26,5 Prozent) der Firmen auf die physischen Risiken vorbereitet. Im Global Risk Report 2023 des Weltwirtschaftsforums heißt es: "Das Scheitern der Anpassung an den Klimawandel ist das zweitgrößte Risiko für Unternehmen im nächsten Jahrzehnt."

Während ein Bericht von JLL im Juni 2024 ergab, dass 78 Prozent der Investoren und 83 Prozent der Mieter das Klimarisiko auch als finanzielles Risiko ansehen, kommt eine Studie von PwC aus dem Jahr 2023 zu dem Ergebnis, dass nur 23 Prozent der Führungskräfte für klimatische Schäden in den nächsten zwölf bis 18 Monaten vorgesorgt haben.

Klimaresilienz: Investitionen in Gebäude und Städte

"Unternehmen verweisen häufig auf Kosten und fehlende Daten als Hindernisse für Klimarisikostrategien", erklärt Scheunemann. Darüber hinaus behindere das Fehlen angemessener Richtlinien, fehlende Standardisierung und mangelnde Kenntnisse die Erstellung und Umsetzung von Strategien zur Risikominderung. Eine klimaresiliente Infrastruktur in Städten und Gebäuden sei aber entscheidend, um eine langfristige Werthaltigkeit und Funktionalität zu sichern.

Demnach belegen globale Studien, dass sich Investitionen in klimaresistente Maßnahmen langfristig auszahlen. Unternehmen müssen JLL zufolge sicherstellen, dass sie mit dem nächsten Mietvertrag wesentliche Fortschritte bei der Verwirklichung der Ziele vorweisen können – das ist herausfordernd, denn die Nachfrage nach nachhaltigen Flächen übersteigt das Angebot um ein Vielfaches. Außerhalb der Gebäude komme es auf weniger Versiegelung und dafür mehr Begrünung auf Dächern, Fassaden und Straßen oder reflektierende Baumaterialien, insbesondere auf Dächern, an, schlägt Scheunemann vor.

JLL-Analyse "Klimarisiken in deutschen Städten"


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