Nachhaltigkeit: Diese Städte schneiden besonders gut ab
"Großstädte beheimaten etwa ein Drittel der deutschen Bevölkerung und tragen dementsprechend eine besondere Verantwortung beim Thema Nachhaltigkeit", sagt Dr. Gesa Crockford, Geschäftsführerin von ImmoScout24. Das Maklerportal und die "Wirtschaftswoche" haben das Städteranking 2022 bei IW Consult in Auftrag gegeben. Analysiert wurden darin die ökonomische, ökologische und soziale Nachhaltigkeit der 71 kreisfreien Großstädte in Deutschland. Das Ruhrgebiet schneidet am schlechtesten ab.
Nachhaltigkeitsindex: Ruhrgebiet ist Schlusslicht
In der Gesamtauswertung der drei Kriterien landet Wolfsburg auf Rang eins, Ulm auf Platz zwei und Heidelberg auf dem dritten Platz. Erlangen und Ingolstadt folgen an vierter und fünfter Stelle im Ranking. Das Ruhrgebiet belegt im Nachhaltigkeitsindex ausschließlich Plätze in der zweiten Hälfte und hat den höchsten Nachholbedarf.
Im Ruhrgebietsvergleich sind Oberhausen, Herne, Duisburg und Gelsenkirchen das "Schlusslicht" und belegen im Nachhaltigkeitsindex die letzten vier Plätze. Gelsenkirchen schneidet im Teilbereich Soziales besonders schlecht ab (Rang 71). In keiner anderen Großstadt gibt es eine höhere Jugendarbeitslosenquote und eine geringere Beschäftigungsrate bei Frauen. Duisburg folgt dicht und schneidet in den Teilbereichen Ökonomie (Rang 59) und Ökologie (Rang 69) sogar noch schlechter ab als Gelsenkirchen.
In Duisburg ist der Nachholbedarf insbesondere bei der Infrastruktur für Elektroladesäulen, der Luftqualität und der Beschäftigungsrate von Frauen groß. Herne belegt im Nachhaltigkeitsindex den drittletzten Platz und hat unter den 71 Großstädten Deutschlands die schlechteste Luftqualität, die geringste Ingenieursdichte und eine der höchsten Jugendarbeitslosenquoten.
Ökonomie und Ökologie: Wolfsburg überzeugt
Wolfsburg führt den Nachhaltigkeitsindex des aktuellen Städterankings an. Im Teilbereich Ökonomie belegt die Autostadt den ersten Platz und punktet mit einem großen Anteil FuE-Beschäftigter (Personal in Forschung und Entwicklung), einer hohen Ingenieursdichte und einer Vielzahl von Patentanmeldungen. Im Teilbereich Ökologie landet Wolfsburg auf Platz vier: Die Dichte an Elektrotankstellen ist laut Studie nirgendwo sonst so hoch. Zudem setzt die Stadt auch in anderen Bereichen auf Dekarbonisierung, etwa im Baubereich. Im Bereich Soziales erreicht Wolfsburg mit Platz acht die "Top 10". Die Begründung: "Die Stadt bietet ein leistungsfähiges Bildungssystem und verzeichnet eine hohe Beschäftigungsrate von Frauen sowie eine geringe Altersarmut.".
Ulm belegt im Nachhaltigkeitsranking 2022 den zweiten Platz; in den Teilbereichen Ökologie und Soziales sogar Platz eins mit Spitzenplatzierungen bei den Indikatoren Solarleistung (Rang zwei), Ladesäulen (Rang sechs), alternative Heizenergie (Rang sieben) und Windleistung (Rang acht). Zum Vergleich: München landet im Bereich Solarleistung nur auf Rang 67 und Berlin sogar auf Rang 70, auch ist die Altersarmut in München (Rang 58) und Berlin (Rang 59) vergleichsweise hoch.
Heidelberg landet im Nachhaltigkeitsranking 2022 auf dem dritten Platz. Die bayrischen Städte Erlangen und Ingolstadt folgen auf Platz vier und fünf. Erlangen landet in jedem Teilbereich in den "Top 10".
Alternative Heizenergie: Mannheim, Wolfsburg und Heidelberg sind Vorreiter
"Der Einsatz nachhaltiger Heizenergien ist nicht nur ein wichtiger Baustein bei der Erfüllung der Klimaziele, sondern spielt auch angesichts steigender Energiepreise eine entscheidende Rolle", heißt es in einer Mitteilung zur Studie. Der Nachhaltigkeitsindex des Städterankings bewertet deshalb im Bereich Ökologie unter anderem den Anteil alternativer Heizenergien zu Gas und Öl im Neubau von Wohnimmobilien.
Mannheim, Wolfsburg und Heidelberg sind die drei Großstädte mit einem Anteil von mehr 90 Prozent alternativer Heizenergien in aktuellen Neubauten. In sechs Städten beträgt der Anteil alternativer Heizenergie im Neubau laut Studie immer noch weniger als 40 Prozent: Das sind Lübeck (39 Prozent), Kassel (36 Prozent), Salzgitter (27 Prozent), Oldenburg (23 Prozent), Osnabrück (20 Prozent) und Bremerhaven (neun Prozent).
In Gesamtdeutschland ist der Anteil der alternativen Heizenergien in fertiggestellten Gebäuden über die vergangenen Jahre gestiegen, heißt es in der Studie: Betrug der Anteil 2018 noch 56 Prozent, lag er 2020 demnach bei 60 Prozent. "Im Neubau von Wohnimmobilien muss der Einsatz alternativer Heizenergien stärker vorangetrieben werden", sagt Crockford. "Städte, die jetzt schon nachhaltiger bauen oder nachhaltiges Bauen fördern, sind in Zukunft attraktiver."
Städteranking: Methodik
Das Institut der deutschen Wirtschaft Consult (IW Consult) Köln hat den Leistungscheck 2022 der 71 deutschen kreisfreien Städte mit mehr als 100.000 Einwohnern im Auftrag von Wirtschaftswoche und ImmobilienScout24 vorgenommen. Kaiserslautern liegt laut amtlicher Statistik mit 99.662 Einwohnern derzeit zwar knapp unterhalb der Schwelle, wurde für die Vergleichbarkeit und Kontinuität zum Vorjahr aber noch zu den 71 Großstädten gezählt (2019: 100.030 Einwohner). Mehr als 100 Indikatoren aus den Bereichen Wirtschaftsstruktur, Arbeitsmarkt, Immobilienmarkt, Lebensqualität und Nachhaltigkeit gingen in die Bewertung ein.
Das Städteranking setzt sich aus drei Komponenten zusammen: Niveauranking (Wirtschaftskraft); Dynamikranking (Entwicklung der vergangenen fünf Jahre); Nachhaltigkeitsranking (Analyse der ökonomischen, ökologischen und sozialen Nachhaltigkeit). Da die positive Entwicklung eines Standortes nicht ohne Effekte auf die Immobilienpreise bleibt, ergänzt eine Miet- und Kaufpreisanalyse von ImmoScout24 das Städteranking.
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