Teure Großstadtmieten: Jede dritte Familie wohnt zu eng
In den deutschen Großstädten lebten im Jahr 2020 sechs Prozent der Haushalte in zu kleinen Wohnungen, wie die Kurzstudie "Mismatch im Wohnungsmarkt" des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zeigt – und das unter Berücksichtigung der Tatsache, dass es in den Metroplen eine hohe Zahl an Single-Haushalten gibt, die per Definition nicht von Überbelegung betroffen sein können.
Eine Wohnung gilt demnach als überbelegt, wenn nicht für jede Person im Haushalt rechnerisch ein Raum zur Verfügung steht. Also etwa dann, wenn ein Paar mit einem Kind in einer Zwei-Zimmer-Wohnung lebt oder wenn es bei zwei jugendlichen Kindern nur ein Kinderzimmer gibt.
Das Phänomen der Überbelegung spielt in ländlichen Kommunen und abseits der Ballungsgebiete kaum eine Rolle. In Gemeinden mit weniger als 2.000 Einwohnern sind der Studie zufolge zum Beispiel nur ein Prozent der Haushalte betroffen. Die Quote der zu beengt wohnenden Haushalte ist nach Ansicht des IW ein guter Indikator, um die Spannung im Wohnungsmarkt zu erfassen.
Großstädte: Jede dritte Familie wohnt in zu kleiner Wohnung
In den Großstädten wiederum lebten den Forschern zufolge im Jahr 2020 ein Drittel der Familien in überbelegten Wohnungen; von den Haushalten mit direktem Migrationshintergrund ein Fünftel.
Überproportional häufig sind Haushalte betroffen, in denen der Haushaltsvorstand zwischen 40 und 55 Jahren alt ist (13 Prozent) – das ist laut IW ein Hinweis dafür, dass es vor allem in Familien mit älteren Kindern räumlich eng ist. Wegen der hohen Mieten können sich viele Familien einen Umzug in eine größere Wohnung nicht leisten. Dazu kommt, dass Studierende immer später von zu Hause ausziehen.
Gleichzeitig wohnen sechs Prozent der Mieterhaushalte in großzügigen Wohnungen. Eine Wohnung gilt als großzügig, wenn die Zahl der Räume die der Bewohner um drei Zimmer übertrifft – also wäre das bei einem Single in einer Vier-Zimmer-Wohnung.
IW: Wohnungsbestand besser "nutzen"
In den großzügigen Wohnungen wohnen laut Studie vor allem ältere Bestandsmieter. Weil das Verhältnis von beengt und großzügig wohnenden Haushalten ausgeglichen ist, gebe es laut IW ein Tauschpotenzial – zunächst aber nur in der Theorie. Denn: Für viele Bestandsmieter mit Altverträgen ist es günstiger, in der größeren Wohnung zu bleiben als in eine kleinere Wohnung mit teurerem Neuvertrag umzuziehen.
"Die gestiegenen Energiepreise setzen Anreize, von größeren in kleinere Wohnungen umzuziehen", sagt IW-Immobilienexperte Michael Voigtländer. Die Bereitschaft, dass sich Haushalte verkleinern wollen, könnte demnach durch Umzugshilfen und Unterstützungen bei der Wohnungssuche gesteigert werden. "Mit Maßnahmen, die Dachausbauten, Aufstockungen oder die Schaffung von Einliegerwohnungen erleichtern, kann die Politik ihren Teil dazu beitragen, den Wohnungsbestand in Deutschland besser zu nutzen", so Voigtländer.
Destatis: Jeder zehnte Deutsche lebt in überbelegter Wohnung
Insgesamt leben in Deutschland rund 8,6 Millionen Menschen in überbelegten Wohnungen, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt. Das sind mehr als zehn Prozent der Bevölkerung. Besonders betroffen sind der Behörde zufolge Alleinerziehende und Menschen in Großstädten.
In Haushalten mit Kindern lag der Statistik zufolge die Überbelegungsquote 2021 bei 15,9 Prozent. Mit der Zahl der Kinder steige das Risiko, heißt es in der Mitteilung: 30,7 Prozent der Familien mit drei oder mehr Kindern lebten in zu kleinen Wohnungen. 28,4 Prozent waren es bei Alleinerziehenden und deren Kindern. Bei Haushalten ohne Kinder lag die Überbelegungsquote nur bei 6,5 Prozent.
Die Daten basieren auf Ergebnissen einer Erhebung zu Einkommen und Lebensbedingungen in der Europäischen Union (EU) von 2021. Die Überbelegungsquote bei Minderjährigen (17,8 Prozent) war den Statistikern zufolge rund sechs Mal so hoch wie bei Menschen im Rentenalter (drei Prozent).
Gemäß dieser Definition kann auch ein Ein-Personen-Haushalt überbelegt sein, falls es kein getrenntes Wohn- und Schlafzimmer gibt. Das traf im Jahr 2021 auf knapp zwölf Prozent der Single-Haushalte zu. Der Anteil der Menschen in überbelegten Wohnungen lag laut Destatis in größeren Städten bei 15,5 Prozent, in kleineren Städten bei 8,6 Prozent und ländlichen Gebieten bei 4,9 Prozent.
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