Postbank Wohnatlas: Hier gibt es Aufschläge für Effizienz

Die Lage ist längst nicht mehr alles beim Kauf einer Eigentumswohnung: Energieeffizienz ist auf der Kriterienliste deutlich nach oben gerückt. Wo Verkäufer die höchsten Aufschläge verlangen können – eine Analyse aus dem Postbank Wohnatlas 2024. 

Das Ham­bur­gi­sche Welt­wirt­schafts­in­sti­tut (HW­WI) hat die Im­mo­bi­li­en­an­ge­bo­te in den 400 deutschen Land­krei­sen und kreis­frei­en Städ­ten un­ter­sucht und gibt im Post­bank Woh­nat­las 2024 ei­nen Über­blick über die re­gio­na­len Preis­ab­stu­fun­gen zwi­schen verschiedenen Ka­te­go­ri­en von En­er­gie­ef­fi­zi­enz.

Energieeffiziente Wohnungen: Regionen am unteren Rand

Der An­teil der an­ge­bo­te­nen Ei­gen­tums­woh­nun­gen mit gu­ter und sehr gu­ter En­er­gie­ef­fi­zi­enz (En­er­gie­ef­fi­zi­enz­klas­sen A+, A, B, C und D) ist nicht gleich ver­teilt. In 38 Re­gio­nen sind nur we­ni­ge der­ar­ti­ge Woh­nun­gen zu fin­den. In die­sen 26 Land­krei­sen, neun Groß- und drei Mit­tel­städ­ten ver­fügt höchs­tens ei­ne von vier Woh­nun­gen über ei­ne sehr gu­te oder gu­te En­er­gie­ef­fi­zi­enz.

Den nied­rigs­ten An­teil hat der Vo­gels­berg­kreis in Hes­sen mit 9,4 Pro­zent. Ge­ring ist der An­teil auch im bran­den­bur­gi­schen Land­kreis Ucker­mark (13,3 Pro­zent) und dem Land­kreis Ku­sel in Rhein­land-Pfalz (18,8 Pro­zent). Es fol­gen zwei wei­te­re hes­si­sche Land­krei­se: Wer­ra-Meiß­ner-Kreis und Hers­feld-Ro­ten­burg (je 19 Pro­zent). In 22 Re­gio­nen, vor­wie­gend im Os­ten und Sü­den, ver­fügt min­des­tens je­de zwei­te Ei­gen­tums­woh­nung über die En­er­gie­ef­fi­zi­enz­klas­se D und bes­ser.

Dar­un­ter fal­len 16 Land­krei­se und vier Mit­tel­städ­te so­wie die Groß­städ­te Er­furt (Thü­rin­gen) und Er­lan­gen (Bay­ern). In wei­te­ren 30 Re­gio­nen liegt der An­teil der An­ge­bo­te mit gu­ter oder sehr gu­ter En­er­gie­ef­fi­zi­enz zwar un­ter 50 Pro­zent, aber min­des­tens bei 45 Pro­zent.

"Top 10"-Regionen der gu­ten En­er­gie­ef­fi­zi­enz­klas­sen

Die zehn Re­gio­nen mit den höchsten An­tei­len an An­ge­bo­ten mit gu­ten En­er­gie­ef­fi­zi­enz­klas­sen sind in Bay­ern und in ost­deut­schen Bun­des­län­dern.

Ganz oben auf der Lis­te: Die Stadt Ge­ra in Thü­rin­gen, in der 57 Pro­zent der Ei­gen­tums­woh­nun­gen ei­ne ho­he En­er­gie­ef­fi­zi­enz­klas­se von min­des­tens D auf­wei­sen. Die eben­falls in Thü­rin­gen ge­le­ge­ne Stadt Suhl liegt mit 55,6 Pro­zent knapp dahinter. Ähn­li­che Höchst­wer­te mit An­tei­len über 53 Pro­zent er­rei­chen die Land­krei­se Fürth (Bay­ern), Vor­pom­mern-Rü­gen (Meck­len­burg-Vor­pom­mern), Saal­feld-Ru­dolf­stadt (Thü­rin­gen), Frei­sing (Bay­ern) und Wei­ma­rer Land (Thü­rin­gen). 

Ein Blick auf die Groß­städ­te mit mehr als 100.000 Ein­woh­nern zeigt, dass die Spit­zen­rei­ter mit den höchs­ten An­tei­len an en­er­gie­ef­fi­zi­en­ten Woh­nun­gen in Thü­rin­gen und Bay­ern lie­gen. In Er­lan­gen (Bay­ern) ha­ben 52,2 Pro­zent der Woh­nun­gen ei­ne En­er­gie­ef­fi­zi­enz­klas­se von D oder bes­ser, in Er­furt 50,8 Pro­zent. In den "Top 10" der Groß­städ­te fin­den sich aber auch Or­te in an­de­ren Bun­des­län­dern.

Top 10: Anteile der Eigentumswohnungen mit Effizienz­klassen A+, A, B, C, D* an allen Angeboten** in Groß­städten

Stadt***

Bundesland

Anteil

Kauf­preis im Durch­schnitt

Erlangen

Bayern

52,2 %

5.206,41 €/qm

Erfurt

Thüringen

50,8 %

2.926,30 €/qm

Rostock

Mecklenburg-Vorpommern

49,7 %

3.669,89 €/qm

Trier

Rheinland-Pfalz

47,8 %

4.172,33 €/qm

Jena

Thüringen

47,3 %

3.712,71 €/qm

Bottrop

Nordrhein-Westfalen

45,8 %

2.380,48 €/qm

Potsdam

Brandenburg

44,0 %

5.448,96 €/qm

Wolfsburg

Niedersachsen

43,3 %

2.832,96 €/qm

Magdeburg

Sachsen-Anhalt

43,2 %

2.222,13 €/qm

Chemnitz

Sachsen

43,1 %

1.467,63 €/qm

* gute und sehr gute Energieeffizienz

** Angebote mit ausgewiesener Energieeffizienzklasse; Kaufpreise ohne Nebenkosten

*** Sortierung nach Anteil der angebotenen Wohnungen mit Energieeffizienzklasse D und besser

Quellen: Value AG Marktdatenbank (2024); Berechnungen und Darstellung HWWI

Preis­auf­schlä­ge für En­er­gie­ef­fi­zi­enz in den Me­tro­po­len

Im Durch­schnitt über die sie­ben größten deutschen Städte Berlin, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Hamburg, Köln, München und Stuttgart wei­sen 35,6 Pro­zent der Woh­nun­gen ei­ne gu­te oder sehr gu­te En­er­gie­ef­fi­zi­enz auf.

Den höchs­ten An­teil an Woh­nun­gen mit Ef­fi­zi­enz­klas­se D und bes­ser bie­ten Mün­chen und Ber­lin, den ge­rings­ten Pro­zent­satz hat Stutt­gart – hier fällt auch der Preis­auf­schlag mit durch­schnitt­lich 834 Eu­ro pro Qua­drat­me­ter eher ge­ring aus. Am kleins­ten un­ter den sie­ben grö­ß­ten Städ­ten ist die Dif­fe­renz mit 772 Eu­ro in Düs­sel­dorf.

In Mün­chen beträgt die Preis­dif­fe­renz durch­schnitt­lich be­acht­li­che 1.727 Eu­ro pro Qua­drat­me­ter. Ei­ne Woh­nung mit dem schlech­te­ren Stan­dard der En­er­gie­ef­fi­zi­enz­klas­sen E, F, G oder H kostete 2023 im Schnitt 8.077 Eu­ro pro Qua­drat­me­ter, Woh­nun­gen der En­er­gie­ef­fi­zi­enz­klas­sen A+, A, B, C und D da­ge­gen 9.805 Eu­ro pro Qua­drat­me­ter.

Ins­ge­samt zah­len Käu­fer von Ei­gen­tums­woh­nun­gen in den "Top 7"-Städten laut HWWI-Analyse im­mer ei­nen Auf­schlag für ei­nen bes­se­ren en­er­ge­ti­schen Stan­dard. Die zweit­höchs­te Preis­dif­fe­renz be­steht in Frank­furt am Main: Im­mo­bi­li­en­käu­fer zahlen im Schnitt 1.577 Eu­ro mehr für Ei­gen­tums­woh­nun­gen mit En­er­gie­ef­fi­zi­enz­klas­se D und bes­ser. Es folgt Ham­burg mit ei­nem Mehr­preis von 1.431 Eu­ro pro Qua­drat­me­ter für en­er­ge­ti­sche Ef­fi­zi­enz.

En­er­gie­ef­fi­zi­enz: Das wird abseits der "Top 7"- Städte bezahlt

In 64 Re­gio­nen wer­den Auf­schlä­ge von mehr als 1.000 Eu­ro pro Qua­drat­me­ter auf­ge­ru­fen für Woh­nun­gen, die ei­ne En­er­gie­ef­fi­zi­enz­klas­se von A+, A, B, C oder D auf­wei­sen. Dar­un­ter fal­len 22 Re­gio­nen mit min­des­tens 1.250 Eu­ro Mehr­preis.

Dar­un­ter auch die Groß­städ­te Ol­den­burg (Nie­der­sach­sen) und Wies­ba­den (Hes­sen), die Mit­tel­städ­te Ro­sen­heim (Bay­ern) und Em­den (Nie­der­sach­sen) so­wie meh­re­re Land­krei­se in Fe­ri­en­re­gio­nen: So werden etwa in Em­den im Schnitt 3.099 Eu­ro pro Qua­drat­me­ter für en­er­gie­ef­fi­zi­en­te Ei­gen­tums­woh­nun­gen ver­langt, 1.597 Eu­ro mehr als für ei­ne Im­mo­bi­lie mit ei­ner schlech­te­ren En­er­gie­ef­fi­zi­enz. Da­mit zah­len Woh­nungs­käu­fer hier ei­nen grö­ße­ren Auf­schlag als in Frank­furt am Main und Ham­burg. In Ro­sen­heim be­trägt der Auf­preis 1.258 Eu­ro und ist da­mit hö­her als in Ber­lin.

Zu den teu­ren Ge­gen­den für Käufer, die Wert auf En­er­gie­ef­fi­zi­enz le­gen, ge­hö­ren auch vie­le Land­krei­se – den höchs­ten Auf­preis von 2.362 Eu­ro zah­len Käu­fer im Land­kreis Mies­bach (Bay­ern), ge­folgt von Schles­wig-Flens­burg (Schles­wig-Hol­stein) mit 2.043 Eu­ro pro Qua­drat­me­ter. Der Land­kreis We­ser­marsch (Nie­der­sach­sen) folgt mit 1.743 Eu­ro Aufpreis. In den drei Krei­sen zah­len Käu­fer ei­nen hö­he­ren Auf­schlag als et­wa in Mün­chen.

Im baye­ri­schen Land­kreis Berch­tes­ga­de­ner Land liegt der Auf­schlag mit knapp 1.700 Eu­ro über dem von Frank­furt am Main. In den "Top 10" der höchs­ten Auf­prei­se be­fin­den sich auch der bayerische Land­kreis Bad Tölz-Wolfrats­hau­sen, der ba­den-würt­tem­ber­gi­sche Land­kreis Tü­bin­gen und der Land­kreis Mer­zig-Wa­dern im Saar­land.

Wohn­ne­ben­kos­ten spa­ren: Hier kos­tet En­er­gie­ef­fi­zi­enz we­ni­ger

In sie­ben Re­gio­nen kos­ten Ei­gen­tums­woh­nun­gen mit En­er­gie­ef­fi­zi­enz­klas­sen D und bes­ser im Schnitt we­ni­ger als Woh­nun­gen mit ei­ner schlech­te­ren En­er­gie­ef­fi­zi­enz. Das liegt den Analysten zufolge vor al­lem an der La­ge.

Die grö­ß­te Preis­dif­fe­renz weist die kreis­freie Stadt Ros­tock (Meck­len­burg-Vor­pom­mern) auf. Für Ei­gen­tums­woh­nun­gen in Ge­bäu­den mit Ef­fi­zi­enz­klas­sen E, F, G und H zah­len Käu­fer im Schnitt 912 Eu­ro mehr pro Qua­drat­me­ter als für en­er­gie­ef­fi­zi­en­te­re Woh­nun­gen. Deut­lich ge­rin­ger ist der Vor­teil mit 223 Eu­ro für en­er­gie­ef­fi­zi­en­te Ei­gen­tums­woh­nun­gen im Saa­le-Or­la-Kreis in Thü­rin­gen. Auch in den Land­krei­sen Lin­dau (Bo­den­see) in Bay­ern, Mit­tel­sach­sen und Mei­ßen (Sach­sen), Greiz (Thü­rin­gen) so­wie der Stadt Hei­del­berg (Ba­den-Würt­tem­berg) ist En­er­gie­ef­fi­zi­enz günstiger.

In 130 Re­gio­nen be­trägt der Preis­auf­schlag we­ni­ger als 500 Eu­ro pro Qua­drat­me­ter, in 48 die­ser Re­gio­nen so­gar we­ni­ger als 250 Eu­ro. Vie­le da­von lie­gen in Sach­sen (neun), Thü­rin­gen (acht), Bay­ern (sieben) und Nie­der­sach­sen (vier). Nur zwölf Eu­ro mehr pro Qua­drat­me­ter müs­sen Käu­fer im Land­kreis Baut­zen (Sach­sen) für mehr En­er­gie­ef­fi­zi­enz in­ves­tie­ren, im Land­kreis Gör­litz (Sach­sen) sind es 24 Eu­ro, in Bran­den­burg an der Ha­vel (Bran­den­burg) 40 Eu­ro, in der kreis­frei­en Stadt Fran­ken­thal (Pfalz) in Rhein­land-Pfalz 51 Eu­ro und in der Stadt Pas­sau (Bay­ern) 65 Eu­ro.

Auch die baye­ri­schen Städ­te Pas­sau und Würz­burg so­wie das rhein­land-pfäl­zi­sche Ko­blenz ge­hö­ren zu den Re­gio­nen mit ge­rin­gen Auf­schlä­gen für en­er­gie­ef­fi­zi­en­te Ei­gen­tums­woh­nun­gen. Im Durch­schnitt über al­le Land­krei­se ei­nes Bun­des­lan­des be­ste­hen die höchs­ten Dif­fe­ren­zen in Schles­wig-Hol­stein (842 Eu­ro), die nied­rigs­ten in Sach­sen (127 Eu­ro).

Postbank Wohnatlas 2024: Hintergrundinformationen

Der Postbank Wohnatlas ist eine jährlich erscheinende, mehrteilige Studienreihe, die den deutschen Immobilienmarkt unter verschiedenen Aspekten regional bis auf Kreisebene beleuchtet. Für diese Analyse, den fünften Studienteil des Wohnatlas 2024, wurde unter der Leitung von Dörte Nitt-Drießelmann, Senior Researcherin beim Hamburger Weltwirtschaftsinstitut (HWWI), die Preisentwicklung in den 400 Landkreisen und kreisfreien Städten untersucht.

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