Die Hafencity wird 20 – und wächst immer weiter und höher
Morgen feiert die Hafencity ihren 20. Geburtstag. Rund 5.000 Menschen in mehr als 3.000 Wohnungen leben und 15.000 weitere arbeiten mittlerweile in dem "lebendigen Stadtteil, ... der im fertig gestellten Zustand Wohnungen für 15.000 Menschen und 45.000 Arbeitsplätze bieten wird", wie Jürgen Bruns-Berentelg mitteilt. Er ist seit 18 Jahren und noch bis November 2021 Vorstandschef der Hafencity Hamburg GmbH, die für die Entwicklung und Vermarktung des Quartiers verantwortlich zeichnet – dann wird Andreas Kleinau das Ruder übernehmen. Er soll weitere Standards für nachhaltiges Bauen und zukunftsorientierte Stadtentwicklung setzen.
"Kontinuität wird das sein, was ich auf jeden Fall mitbringe, aber nicht Kontinuität im Sinne des Stehenbleibens, sondern in der Weiterentwicklung", sagte Kleine vor Kurzem. Unter anderem sei ein neuer Firmensitz im Viertel in einem Null-Emissionshaus geplant. Das spekulärste Neubauprojekt bisher in der Hafencity war die Elbphilharmonie im Jahr 2017. Aber dabei soll es nicht bleiben, wie Sie auch in unserer Bilderstrecke oben sehen.
Superlative Hafencity: "Roots", das höchste Holzhochhaus Deutschlands
So wird etwa seit November 2020 an dem Holzhochhaus "Roots" gebaut, das ursprünglich "Wildspitze" heißen sollte. Der Name Roots stehe für die Vision, die Stadt mit dem Baustoff Holz nachzuverdichten, heißt es dazu von Projektentwickler Garbe, und der Name lasse sich international besser vermarkten. Es soll 18 Stockwerke bekommen und mit 65 Metern Deutschlands bisher höchstes Holzhaus werden. 2023 ist der Einzug der ersten Bewohner geplant – neben 128 luxuriösen Eigentumswohnungen mit einem durchschnittlichen Quadratmeterpreis von rund 8.500 Euro sollen laut Bauherr Garbe 53 öffentlich geförderte Wohnungen in dem Hochhaus entstehen.
Spektakuläre Ökohäuser gibt es in der Hafencity bald einige – da dürfte das Stadtquartier einer der Vorreiter in Deutschland sein. Neben dem "Moringa", das auf recyclebare Materialien nach dem Cradle-to-Cradle-Prinzip setzt, bauen der Projektenwickler Archy Nova und Deep Green Development nach den Plänen des Tübinger Architekten Joachim Eble das siebenstöckige Holzhaus "we-house Baakenhafen" mit knapp 50 geförderten Genossenschaftswohnungen und einem Dachgewächshaus zum Anbau von Salat und Gemüse. Neben einem Stoffflusskonzept für Wasser und Biomasse ist hier eine funktionale Fassade geplant, die eine Verkleidung mit karbonisiertem Holz, eine Photovoltaikanlage und Fassadenbegrünungen vorsieht.
Der "Elbtower": Ein neues Wahrzeichen für Hamburg
Noch viel höher als das 18-stöckige Roots-Holzhaus wird der geplante "Elbtower" mit 245 Metern und 61 Stockwerken: Baustart soll noch in diesem Frühjahr sein, die Fertigstellung von Hamburgs dann vorläufig höchstem Gebäude und neuem Wahrzeichen ist für 2025 geplant. Ganz oben soll es ein Restaurant und eine Aussichtsplattform geben. Die österreichische Investmentgesellschaft Signa hatte das Grundstück bei den Elbbrücken 2018 von der Stadt erworben. Der Entwurf stammt von dem britischen Architekten David Chipperfield. Im Mai 2020 wurde ein 1:1-Fassadenprototyp errichtet – elf Meter hoch, 13,5 Meter breit –, "um zu zeigen, was kommt", wie der Niederlassungsleiter der Signa in Hamburg, Torben Vogelgesang, erklärte.
Ende Mai 2021 will die Hafencity Hamburg GmbH außerdem den 10.000 Quadratmeter großen Amerigo-Vespucci-Platz in der Nähe der neuen U- und S-Bahnstation "Elbbrücken" eröffnen, der den Kiez besonders lebenswert für seine meist betuchten Bewohner machen soll. Denn nicht nur für Käufer, auch für Mieter ist das neueste Hamburger Stadtquartier gleichzeitig auch das teuerste in der Stadt, wie eine Auswertung des Maklerportals Immowelt von 2020 zeigt: Die durchschnittlichen Mietpreise in der Hafencity lagen demnach im Untersuchungszeitraum bei 16,30 Euro pro Quadratmeter.
Hamburger-Hafencity: Wie alles begann ...
Am 9.4.2001 gab der damalige Hamburger Wirtschaftssenator Thomas Mirow (SPD) mit einer alten Schiffsglocke das Startsignal für Bau des neuen Stadtquartiers Hafencity. Mit der 220 Meter langen Kibbelstegbrücke ging es 2002 los – der Brückenweg für Fußgänger verbindet die Hamburger Altstadt mit der Speicherstadt, die Teil des ehemaligen Hafengebiets ist.
Bis Anfang 2013 trennten Zäune das Gebiet des früheren Freihafens von der Hamburger Innenstadt. Mehr als 100 Jahre lang war die Speicherstadt zollrechtlich Ausland. Auf eingeführte Güter mussten hier keine Steuern und Zölle bezahlt werden – ein kostbares Privileg im 19. Jahrhundert. Der Abbau der Zäune und die Neuorganisation der Zollkontrollen ermöglichten die Integration von Hafencity, Speicherstadt und Altstadt. Die restaurierten Lagerhäuser aus dem 19. Jahrhundert und das Kontorhausviertel sind seit 2015 Unesco-Welterbe.
Zur Bilderserie: 20 Jahre Hamburger Hafencity
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