Hamburg: Bauunternehmer Becken soll den Elbtower retten

Seit der Signa-Insolvenz stehen die Bauarbeiten am Elbtower still. Jetzt soll der Hamburger Immobilienentwickler Dieter Becken das Prestigeobjekt in der Hafencity zu Ende bauen. Der Kauf ist aber noch nicht in trockenen Tüchern. Das ist geplant.

Nach mehr als einem Jahr Stillstand deutet sich nun eine Lösung für den Weiterbau des Hamburger Elbtowers an. Geplant ist der Einstieg des Hamburger Bauunternehmers Dieter Becken. Der Bau des Hochhauses war als Folge der Signa-Pleite gestoppt worden.

Der vorläufige Insolvenzverwalter der bisherigen Käufergesellschaft, Torsten Martini, hat nun eine Exklusivvereinbarung mit der Becken Development GmbH unterzeichnet, dass nur noch er über den Weiterbau des Prestigeobjekts verhandelt.

"Ich bin zuversichtlich, mit der Investmentgruppe um Dieter Becken den Verkauf abzuschließen", sagte Martini. Zuletzt waren mehrere Bieter für den Elbtower gehandelt worden. Interesse wurde auch der Hamburger Beteiligungsgesellschaft Prio Holding und dem türkischen Bauunternehmen Enka nachgesagt. Zunächst berichtete die "Hamburger Morgenpost" über die neue Entwicklung.

Elbtower-Finale schon 2028?

Becken sagte dem "Handelsblatt", er wolle den Bau innerhalb von drei Jahren fertigstellen. Bis zum Einzug der letzten Mieter solle es höchstens vier Jahre dauern. Der Senat signalisierte Zustimmung, dass Becken den Angaben nach vorschlage, ein Naturkundemuseum der Leibniz-Gemeinschaft in den unteren Geschossen des Hochhauses unterzubringen. Ferner lobte Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD), dass der Elbtower ausschließlich im Risiko privater Investoren fertiggestellt werden solle.

Die Stadt Hamburg hatte beim Insolvenzverwalter der Signa-Gruppe zum 1.5.2024 das Wiederkaufsrecht für das Elbtower-Grundstück in der Hafencity angemeldet, um sich alle Möglichkeiten offenzuhalten. Ob von dem Recht tatsächlich Gebrauch gemacht werde, stehe aber nicht zur Debatte – "im Verkaufsprozess hat der Insolvenzverwalter den Hut auf", sagte ein Sprecher der Stadtentwicklungsbehörde im Mai. Es sei ein privatwirtschaftliches Vorhaben, bei dem die Stadt nicht mit am Tisch sitze und das auch nicht wolle. Die bevorzugte Lösung der Stadt war den Angaben zufolge jederzeit, dass ein privater Investor den Rohbau übernehmen und fertigstellen soll.

Signa-Pleite und Wiederkaufsrecht der Stadt Hamburg

Nachdem ein Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens gestellt worden war, trat ein Fall der "Wirtschaftlichen Verschlechterung" nach § 10.7 des Grundstückskaufvertrags ein. Damit war für die Stadt der Weg zum Wiederkaufsrecht eröffnet.

Der Rückkauf des Grundstückes käme für die Stadt dann infrage, wenn der Insolvenzverwalter einen Investor bevorzugte, der von der Stadt nicht akzeptiert würde. Dann würde Hamburg faktisch Bauherr. "Bei einem Rückkauf würden wir den ursprünglichen Kaufpreis in Höhe von 122 Millionen Euro ohne Zinsen und abzüglich von fünf Millionen Euro erstatten und im Gegenzug das Grundstück zurückerhalten", rechnete Tschentscher vor.

Der Elbtower war ursprünglich ein Vorhaben der Signa Prime Selection AG des österreichischen Immobilienmoguls René Benko. 2025 sollte das Hochhaus ursprünglich fertiggestellt werden. Die Kosten waren auf rund 950 Millionen Euro veranschlagt.

Ende Oktober 2023 stellte das beauftragte Bauunternehmen Adolf Lupp aus Hessen bei 100 Metern Höhe die Arbeit ein, weil Rechnungen nicht gezahlt wurden. Im Januar 2024 beantragte schließlich die Elbtower Immobilien GmbH & Co. KG, Eigentümerin des Grundstücks, Insolvenz. Bei der Projektgesellschaft handelte es sich um eine mittelbare Tochter von Signa Prime Selection.

Elbtower soll krönender Abschluss der Hafencity werden

Der Elbtower mit 150.000 Quadratmetern soll der krönende Abschluss der Hafencity im Osten werden, als Gegenstück zur Elbphilharmonie im Westen: "64 Stockwerke, 245 Meter über dem Meer. Ein neuer Blick auf die Stadt", heißt es auf der Homepage.

Nach den Plänen sollte der Elbtower mit Büros, Geschäfte, Galerien, Cafés, Restaurants, ein Fitnessstudio und einer öffentlich zugänglichen Aussichtsplattform in der 55. Etage das dritthöchste Gebäude Deutschlands werden – nach dem Commerzbank-Turm und dem Messeturm in Frankfurt am Main. Ein Hotel der von Schauspieler Robert De Niro mitgegründeten Nobu-Kette sollte mehrere Etagen des Elbtowers belegen. Entworfen wurde das Gebäude vom Büro des britischen Stararchitekten David Chipperfield.

Mit dem Bau werde "das Kunstwerk Hamburg direkt bis an die Elbbrücken fortgesetzt", hatte der damalige Erste Bürgermeister und heutige Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) bei der ersten Pressekonferenz im Februar 2018 das Projekt gelobt. Signa Real Estate hatte sich damals im Bieterverfahren gegen die Konkurrenten Gerchgroup – mittlerweile ebenfalls insolvent – und Tishman Speyer durchgesetzt und die Hafencity Hamburg GmbH letztlich mit der Belastbarkeit der Finanzierung und einer hohen Eigenkapitalabdeckung überzeugt. Der Immobilienfonds "Hausinvest" von Commerz Real beteiligte sich im August 2022 mit 25 Prozent an dem Wolkenkratzer.

Tschentscher begüßte, dass der Elbtower nun doch noch in der Federführung und im ausschließlichen Risiko privater Investoren fertiggestellt werden soll. Ideen oder konkrete Vorschläge für eine öffentliche Nutzung würden auf Machbarkeit, Qualität und Wirtschaftlichkeit überprüft. "Gemeinsam mit meinem Konsortium engagiere ich mich leidenschaftlich für diese Vision. Als nächsten Schritt nehmen wir nun die Detailverhandlungen zum Kaufvertrag auf", sagte Becken abschließend.


Das könnte Sie auch interessieren:

Hamburgs neuer Stadtteil Oberbillwerder

Adler verkauft Holsten-Areal – Hamburg will zugreifen

Die Hafencity wird 20 – und wächst immer weiter und höher

Nach Signa-Konkurs: Neue Pläne für Galeria Karstadt Kaufhof

Wie passt der Fall Benko in die Wohnungsbau-Diskussion? (L'Immo-Podcast)

dpa

Schlagworte zum Thema:  Stadtentwicklung